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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mr. - Mucius.

schen Missionar Le Berre (Par. 1873) dargestellt. S. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 1 u. 2.

Mr., Abkürzung für Mister (s. d.), seltener (anstatt M.) für Monsieur.

Mritschhakatî ("Das Thonwägelchen"), Titel eines indischen, dem König Sûdraka zugeschriebenen Dramas (s. Sanskrit).

Mrotschen (Mroczen), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Wirsitz, an der Rokitka, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, bedeutende Schuhmacherei und (1885) 1718 Einw.

Mrs. (spr. missis), Abkürzung für Mistress (s. d.).

Mscheno, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Melnik, mit (1880) 2248 Einw., Bierbrauerei, Malzfabrik, Handel mit Getreide, Hopfen etc.

Mschtschonow (poln. Mszczonów), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, 10 km von der Warschau-Wiener Eisenbahn, mit 4871 meist jüd. Einwohnern.

Msgr., Abkürzung für Monsignore oder Monseigneur (s. d.).

Msh., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Thomas Marsham, Entomolog in London.

Msiri, afrikan. Fürst, dessen Reich östlich von dem Muata Jamvos (Lunda) und nördlich von Cazembes Reich im Quellgebiet des Lufira und Lualaba sich ausbreitet und Bunkeia (Kimpatu) zur Hauptstadt hat. Das Reich Msiris wurde auf der Berliner Congokonferenz zum Congostaat geschlagen. Besucht wurde es von Pombeiros 1806, Böhm und Reichard 1883 bis 1884 und von Capello und Ivens 1884-85. Vgl. H. Capello und R. Ivens, De Angola á Contra-Costa (Lissab. 1886, 2 Bde.).

Msta, fischreicher Fluß in Rußland, entspringt im Gouvernement Twer aus dem See Mstino, fließt durch das Gouvernement Nishnij Nowgorod und ergießt sich in den Ilmensee. Die Länge des Laufs beträgt, wenn man die sich in den Mstinosee ergießende Zna als seinen Ursprung betrachtet, 576, ohne diese 368 km. Trotz seiner 31 Stromschnellen, unter denen die Borowitschifälle die bedeutendsten, ist der Fluß durch Kanäle und Schleusen schiffbar gemacht. Er steht durch das Kanalsystem von Wischni-Wolotschok mit der Wolga in Verbindung.

Mstera, industrielle Slobode im russ. Gouvernement Wladimir, Kreis Wjasnikow, an den Flüßchen Msterka, Tara und der schiffbaren Kljasma, Station der Eisenbahn Moskau-Nishnij Nowgorod, hat eine öffentliche Bibliothek, eine Zeichenschule und 2615 Einw., welche sich mit Schiffbau, Fabrikation von Leinwand und Heiligenbildern (jährlich über 175,000 Stück) und Getreidehandel beschäftigen.

Mstißlawl, Kreisstadt im russ. Gouvernement Mohilew, an der Wechra, hat 5 griechisch-kath. Kirchen, 2 Klöster mit 4 Kirchen, eine römisch-kath. Kirche, Handel mit Hanf, Getreide und Pferden und (1880) 7712 Einw. (davon 2/3 Juden). M. war von 1380 bis 1527 Hauptort eines litauischen Fürstentums.

v. Mstr., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Georg, Graf zu Münster, starb als Finanzdirektor 1844 in Baireuth. Paläontolog.

Mtesa, früherer Beherrscher des zentralafrikan. Reichs Uganda, bekannt durch seine Speke, Grant, Baker, Stanley, Felkin und Wilson bezeigte Gastfreundschaft, residierte zu Rubaga im Norden des Victoria Nyanza und wurde 1871 durch arabische Händler aus Sansibar zum Islam bekehrt. Er unterhielt eine Armee von 3000 Kriegern sowie auf dem See zahlreiche Boote und begünstigte die Anwesenheit von Europäern in seinem Land, auch die von Missionären, deren Bekehrungsversuche indes von keinem Erfolg bei ihm waren. M. sandte 1882 eine Gesandtschaft an die Königin von England und starb 10. Okt. 1884. Sein Nachfolger heißt Mwanga (s. d).

Muabeïn Muschiri (türk.), Palastmarschall des Sultans, mit den Funktionen eines Ministers des kaiserlichen Hauses.

Muata Jamvo, s. Lunda.

Muavin (türk.), Stellvertreter eines türkischen Generalgouverneurs.

Muawīja, Kalif und Stifter der Dynastie der Omejjaden, Sohn Abu Sofians, des langjährigen erbitterten Feindes Mohammeds, und der Hind, geboren um 600, ein kluger, energischer Mann, wurde 644 von seinem Verwandten, dem Kalifen Othman, zum Statthalter von Syrien ernannt, begann auch zur See Eroberungszüge, trat nach Othmans Ermordung 656 als sein Bluträcher gegen Ali auf, gewann Amru für sich und ward nach dem unentschiedenen Kampf bei Siffin 657 in Damaskus zum Kalifen ausgerufen und im größten Teil des Reichs anerkannt. Er entging dem Mordstahl der Verschwornen, dem Ali 661 zum Opfer fiel, und herrschte seitdem über das gesamte Reich, da er durch Großmut und gewinnende Freundlichkeit alle Gegner versöhnte und sich geneigt machte. Nachdem er überall Frieden und Ordnung wiederhergestellt, starb er 679 und hinterließ das Reich seinem Sohn Jezid I.

Mucedīn, s. Kleber.

Muchawez (poln. Muchawiec), rechter Nebenfluß des westlichen Bug, im russ. Gouvernement Grodno, mündet bei Brest-Litowsk (s. d.); Länge 106 km. Von seinem Lauf gehören 90 km dem Königskanal (s. d.) an.

Mücheln, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Querfurt, an der Geisel und der Linie Merseburg-M. der Preußischen Staatsbahn, hat ein altes Rathaus, ein Amtsgericht und (1885) 1600 Einw.; nahebei eine Zuckerfabrik und Braunkohlengrube.

Muchtâr, in der Türkei s. v. w. Ortsvorsteher.

Mucilāgo (lat.), Schleim; M. cydoniae, Quittenschleim, aus 1 Teil Quittensamen und 50 Teilen Rosenwasser bereitet; M. gummi arabici, Gummischleim, Lösung, von 1 Teil Gummi arabikum in 2 Teilen Wasser bereitet; M. Salep, Salepschleim, aus 1 Teil Saleppulver und 100 Teilen Wasser bereitet.

Mucīn, s. Schleim.

Mucĭus (Mucia Gens), röm. plebejisches Geschlecht, das erst im 2. Jahrh. v. Chr. in den Besitz höherer Staatsämter kam. Als 507 der Etruskerkönig Porsena Rom belagerte, ging Gajus M. nach der Sage mit Genehmigung des Senats ins feindliche Lager, um den König zu töten, erstach aber aus Irrtum einen Schreiber desselben. Vor den König gebracht und mit Folter und Tod bedroht, streckte er zum Zeichen, daß ihn das nicht schrecke, seine rechte Hand in das Feuer eines nahen Altars und ließ sie unbewegten Gesichts verbrennen, worauf ihn Porsena, seinen Heldenmut bewundernd, ungestraft entließ und, durch seine Vorspiegelung geschreckt, daß sich 300 römische Jünglinge gegen des Königs Leben verschworen hätten, Frieden mit Rom schloß. Für seine That wurde M. vom Senat mit einem Stück Acker jenseit des Tiber, welches fortan Mucia prata hieß, belohnt; von dem Verlust der rechten Hand aber erhielt er den Beinamen Scävola, d. h. Linkhand. Von den spätern Trägern dieses Namens sind besonders drei als ausgezeichnete Rechtsgelehrte hervorzuheben: 1) Publius M. Scävola, Konsul 133 und von demselben Jahr an wahrscheinlich auch Pontifex maximus. Er begünstigte anfangs Tiberius Grac-^[folgende Seite]