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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Münchener Lack; München-Gladbach; Münchengrätz; Münchhausen

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Münchener Lack - Münchhausen.

mehreren Eskadrons leichter und schwerer Reiterei und der königlichen Leibgarde der Hartschiere. Gehört so auch ein großer Teil seiner Einwohnerschaft (15 Proz.) dem Beamten-, Militär-, Künstler- und Gelehrtenstand an, so bildet den Kern derselben doch die Bürgerschaft in ihren verschiedenen Verzweigungen (mehr als 60 Proz.). Sehr stark ist aber auch (mit mehr als 10 Proz. der Gesamtbevölkerung) das Element der Berufslosen (Rentner, Pensionisten und Witwen) vertreten. - Die Umgebung Münchens (s. das Kärtchen S. 874) enthält an der Südseite die reizendsten Partien mit seltener Flora, die der Mischung des Berglandes mit der Ebene entspricht und überallhin die lohnendsten Ausflüge bietet (nach Nymphenburg, wohin eine Dampftrambahn führt, Starnberg, Bruck, Tölz, Rosenheim, Miesbach, Tegernsee, Ammersee etc.).

[Geschichte.] Der Name Munichen kommt zuerst in den Klosterannalen von Tegernsee von 1102 bis 1154 vor, doch ist der Mönch erst im 13. Jahrh. in das Stadtwappen gekommen. Herzog Heinrich der Löwe erhob die Villa Munichen 1158 zu einer Münzstätte und zur Hauptniederlage für das von Reichenhall und Hallein kommende Salz. 1164 hatte es schon Mauern und bürgerliche Verfassung; doch erst die Herzöge aus dem Haus Wittelsbach residierten zuweilen da, und Ludwig der Strenge nahm 1255 in der neuerbauten Ludwigsburg bleibend seine Residenz. 1254 wurde die innere Stadt mit Ringmauern, Wällen und Gräben umgeben, und vier Thore vermittelten ihre Verbindung mit den Vorstädten, bis diese mit in den Umfang der innern Stadt gezogen wurden, welche seit 1301 eine neue Umfassungsmauer erhielt. Kaiser Ludwig der Bayer gab der alten Stadt nach dem furchtbaren Brand von 1327 den Umfang und die Gestalt, welche sie bis zu Anfang des 19. Jahrh. im wesentlichen bewahrt hat. Die Stadt erweiterte sich bis zu dem Isar-, Sendlinger, Karls- und Schwabinger Thor, und auch die äußere Stadt ward mit Mauern und Gräben umgeben. Albrecht V. gründete die Bibliothek, die Gemäldegalerie, die Schatzkammer, den Antikensaal und das Münzkabinett. Durch Wilhelm V. (1579-96) wurden die Jesuiten nach M. gezogen und ihnen ein großes Kollegium und eine prächtige Kirche (jetzt Michaelshofkirche) gebaut; unweit davon führte dieser Fürst seine neue Burg (die jetzige Maxburg) auf. Kurfürst Maximilian I. (1597-1651) erbaute sich eine neue prachtvolle Residenz (die gegenwärtige Alte) und ließ das Zeughaus und das Josephs- oder Herzogsspital aufführen. Denkmäler in Marmor und Erz erhoben sich an allen Orten, und vor allen war es der geniale Peter de Witte, genannt Candid, ein Schüler des Florentiners Vasari, der in des Kurfürsten umfassende Pläne mit Geschick und Geist einging. Zugleich erhielt M. damals neue Befestigungen, vorzüglich gegen Gustav Adolf, der aber 17. Mai 1632 siegreich daselbst einzog. Unter Ferdinand Maria (1651-79) wurden die Theatinerkirche und das benachbarte Schloß Nymphenburg gebaut. Alle wissenschaftlichen und Kunstsammlungen erhielten in diesem Zeitraum bedeutenden Zuwachs, namentlich letztere durch die in M. und Schleißheim vereinigten Gemäldegalerien. Mit Maximilian II. Emanuel (1679-1726) gewann der Einfluß des französischen Geschmacks das Übergewicht. 1705 und 1742 ward M. von den Österreichern besetzt. Für die Wissenschaft ward unter der Regierung des Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1745-77) durch Gründung neuer Schulen und vor allem der Akademie der Wissenschaften (1759) eine neue Zeit heraufgeführt. Unter Karl Theodor (1778-99) erweiterte sich die Stadt, welche damals 35,000 Einw. zählte, nach allen Seiten hin. Die Festungswerke aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs wurden seit 1791 geschleift, und an der Stelle der geebneten Wälle erhoben sich neue Straßen. 1801 erhielt der erste Protestant das Bürgerrecht. 1806 ward M. königliche Residenz. König Maximilian I. begann seit 1814 das noch immer sehr enge und düstere M. zu einer geräumigen und heitern Königsstadt umzuschaffen. 1818 bekam es eine neue Gemeindeverfassung, 1826 die Universität, welche von Landshut nach M. verlegt wurde. Sein eigentümliches Gepräge erhielt M. aber durch Ludwig I. und Maximilian II., welche die prachtvollen Bauten begannen und die reichen Kunstsammlungen gründeten, die M. zu einer der schönsten Städte Deutschlands erhoben haben. 1854 fand in M. eine große Kunst- und Industrieausstellung statt, die jedoch durch die gleichzeitig die Stadt heimsuchende Cholera sehr beeinträchtigt ward, 1876 eine große deutsche Kunstgewerbeausstellung. Während die Schöpfungen der Könige zunächst nur das Äußere der Stadt umwandelten, die Einwohner aber lange noch als beschränkt und der klerikalen Herrschaft unterthan galten, vollzog sich allmählich unter dem Einfluß der wissenschaftlichen und Kunstinstitute sowie des durch die Eisenbahnen hervorgerufenen großen Verkehrs auch ein geistiger Umschwung in M., das bei den entscheidenden Ereignissen der neuesten Zeit in kirchlicher wie politischer Beziehung in überraschender Weise seine freiheitliche und deutsch-nationale Gesinnung bekundet hat. Vgl. Burgholzer, Stadtgeschichte von M. (Münch. 1796, 2 Bde.); Söltl, M. mit seinen Umgebungen, vorzüglich in geschichtlicher Beziehung (das. 1854); Reber, Technischer Führer durch M. (das. 1876); Maillinger, Bilderchronik von M. (das. 1876, 3 Bde.); Prantl, Geschichte der Ludwig Maximilians-Universität (das. 1872, 2 Bde.); Regnet, M. in guter alter Zeit, kulturgeschichtlich geschildert (das. 1878); Grandaur, Chronik des königlichen Hof- und Nationaltheaters in M. (das. 1878); "Chroniken der deutschen Städte", Bd. 15 (Leipz. 1878); Trautwein, Führer durch M. (13. Aufl., Münch. 1887).

Münchener Lack, s. v. w. Karminlack.

München-Gladbach, s. Gladbach 1).

Münchengrätz (tschech. Mnichovo Hradiště), Stadt im nördlichen Böhmen, an der Iser und an der Prag-Turnauer Eisenbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein gräflich Waldsteinsches Schloß (in der Kapelle ruht Wallensteins Leiche) mit großem Park, Brauerei und Zuckerfabrik, ferner eine Teppich-, eine Spiritus- und eine Schuhwarenfabrik (in der Nähe befindet sich auch eine Seidenzeug- und eine Papierfabrik), lebhaften Handel und (1880) 3643 Einw. Hier fand 28. Juni 1866 ein Treffen statt zwischen dem österreichischen Korps Clam-Gallas und dem preußischen 4. Korps von der ersten Armee und der Avantgarde der Elbarmee, welche um Mittag den Muskyberg und das Dorf Kloster nahmen, worauf Clam-Gallas M. räumte und auf Fürstenbruck zurückwich.

Münchhausen, altes niedersächs. Adelsgeschlecht. Der erste dieses Namens, Heino, soll den Kaiser Friedrich II. auf dessen Zug in das Gelobte Land begleitet haben und 1212 mit dem Hause Sparenberg beliehen worden sein. Seine Söhne wurden die Gründer einer schwarzen und einer weißen Linie. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind: