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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Münzwesen

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Münzwesen (Münzverfälschung).

nach vollendeter Prägung so viel senken muß, daß die Münze frei auf dem Unterstempel liegt. Diese Senkung geschieht durch die Stange d², den Hebel e, die Druckstange f¹, das Gelenk g¹ h¹ und die Stütze i¹ von dem Exzenter k¹ aus. Außerdem befinden sich an dieser Maschine noch Vorrichtungen zum automatischen Einlegen der Platten auf den Unterstempel, zum Fortschieben der geprägten Münzen in ein Abfallrohr und zur Ausrückung der Maschine bei Liegenbleiben oder falscher Lage der Platte. Fig. 1 u. 2 der Tafel zeigen die Prägmaschine von Thonnellier in Vorder- und Seitenansicht. Die Hauptbetriebswelle dieser Maschine ist a, welche durch die Riemenscheibe b in Bewegung gesetzt wird. b' ist die zur Ausrückung dienende Losscheibe. Die Riemenscheibe b ist durch Schrauben mit dem Schwungrad c verbunden, an welch letzteres an seiner Nabe die Hälfte einer Klauenkuppelung d angegossen ist, in welche die andre, mit Nute und Feder auf der Welle verschiebbare Hälfte d' eingreift. Werden die Klauen durch das Gegengewicht e mittels eines Hebels ausgerückt, so kann keine Bewegungsübertragung vom Schwungrad oder der Riemenscheibe auf die Welle stattfinden. Diese Ausrückung wird nun bei Unregelmäßigkeiten von der Maschine aus selbstthätig bewirkt, wodurch der Möglichkeit eines Bruches in der Maschine vorgebeugt und die Bewachung derselben erleichtert wird. Die Bewegung des Prägstempels geschieht durch die Kurbelkröpfung f, die Bleuelstange g, den Hebel h und das Pendel i. Das Ganze bildet also einen Kniehebelmechanismus. Der Hebel k mit den sich anschließenden Teilen, bewegt durch den Daumen l, hat die Aufgabe, die Münze aus dem Prägring nach oben zu drücken, damit sie durch den Transporteur fortgeführt werden kann und wieder Platz zu einer ebenfalls selbstthätig zugeführten neuen Münze entsteht. An der Maschine sind noch mancherlei feine Mechanismen angebracht zum genauen Einstellen der beiden Prägstempel, auf deren Erklärung hier verzichtet werden muß, und welche auch zum Teil in der Zeichnung der Einfachheit halber wegbleiben mußten. Ein in der Zeichnung nicht dargestelltes Zählwerk hat den Zweck, die Zahl der geprägten Münzen nach Maßgabe der Stempelhübe zu kontrollieren. Die Bedienung der Maschine ist sehr einfach. Man füllt das Becken m mit Münzplatten u. schichtet immer eine Anzahl davon in dem Behälter n aufeinander. Von hier aus werden sie selbstthätig durch den Transporteur dem Stempel zugeführt und, nachdem sie geschlagen sind, ebenfalls ohne Zuthun des Arbeiters nach einem Abfallrohr geführt, so daß sie nunmehr fertig durch das Rohr o in einen am Boden stehenden Korb fallen. Das geprägte Geld ist nur noch auf Gewicht, Gehalt etc. zu prüfen, zu welchem Zweck es genügt, aus einer größern Menge ein Stück herauszugreifen.

Trotz der bedeutenden Fortschritte der Münztechnik kommen falsche Münzen doch noch häufig genug vor. Von dem Polizeipräsidium in Berlin wurden z. B. 1880 an falschen Münzen angehalten: 1263 1-Markstücke, 1018 20-Pfennigstücke, 629 2-Markstücke, 147 Thalerstücke, 132 5-Markstücke, 4 10-Markstücke, 3 20-Markstücke. Die falschen Münzen sind entweder a) mit nachgeahmten Stempeln aus unedlen Metallen oder minderwertigen Legierungen geprägt und dann eventuell noch galvanisch versilbert oder vergoldet; b) in von echten Münzen abgenommenen Formen gegossen und dann häufig versilbert oder vergoldet; sie bestehen häufig auch c) aus einem minderwertigen Metallkern, auf welchen die mittels einer ganz feinen Säge in Gestalt dünner Blättchen abgeschnittene Avers- und Reversseite einer echten Münze aufgelötet sind; d) aus einem minderwertigen Metallkern, auf welchen Kupferplatten, die galvanisch auf echten Münzen erzeugt, dann vergoldet und versilbert wurden, aufgelötet sind; e) häufig werden echte Münzen am Rand befeilt, beschnitten, abgekratzt; seltener werden Goldmünzen am Rand ausgebohrt und das Bohrloch mit unedlem Metall gefüllt. Auch werden die Münzen durch Ätzen mit Säuren minderwertig gemacht. Alle derartig gewaltsam minderwertig gemachten Münzen werden in Deutschland von den königlichen, resp. Reichskassen angehalten und dem Einlieferer eingeschnitten zurückgegeben. Falschstücke von Goldmünzen wurden bisweilen hergestellt, indem man Silber- oder Platinbleche mit dünnen Goldblechen belegte und dann ausprägte. Vergoldete Münzen aus Platin-Kupferlegierungen mit Silber- und Zinkgehalt werden mit großem Geschick und seit länger als 20 Jahren in Valencia und Barcelona hergestellt. Zum Guß von Silbermünzen benutzt man Zinn mit Blei, Antimon, Zink, Wismut, zum Prägen Neusilber, Messing etc. Zur Prüfung benutzt man vor allem das Gewicht. Es wiegt:

Passiergewicht Maximalgewicht

das 20-Markstück (Gold) 7,965 g 7,9252 g 7,9849 g

" 10-Markstück " 3,9825 " 3,9626 " 3, 9925 "

" 5-Markstück " 1,9912 " 1,9753 " 2,0708 "

" 5-Markstück (Silber) 27,7778 " 28,055 "

" 2-Markstück " 11,1111 " 11,222 "

" 1-Markstück " 5,5555 " 5,611 "

" 50-Pfennigstück " 2,7778 " 2,805 "

^[Abb.: Uhlhornsche Prägmaschine (Längsschnitt).]