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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Myxorrhöe; Mzabiten

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Myxorrhöe - Mzabiten.

Keimung tritt das Protoplasma aus der Sporenhaut als ein rundlicher Schwärmer aus, der vorn eine schwingende Wimper, im vordern Teil einen Zellenkern, im hintern eine oder zwei Vakuolen hat, welche pulsieren, und der entweder nach Art von Schwärmsporen frei schwimmend, oder, wie Amöben, langsam auf dem Substrat hinkriechend unter allseitigem Vorstrecken und Wiedereinziehen seiner Fortsätze sich bewegt. Die Schwärmer vermehren sich durch Zweiteilung. Später vereinigen sie sich miteinander, zunächst zu 2 oder 3; dann verschmelzen sie immer mehr mit den schon vereinigten. So entsteht ein großer schleim- oder rahmartiger, bis zoll- u. fußgroßer Körper (Plasmodium, Fig. 1), welcher in steten langsamen Bewegungen begriffen ist; oft nach höhern Punkten emporfließt, selbst Stengel und Blätter größerer Pflanzen erklimmt, bisweilen auch nach dem Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit abwechselnd zwischen die Lücken des Substrats sich verkriecht und wieder hervorkommt. Die Oberfläche der Masse wird von einer dichtern Randschicht gebildet, das wasserreiche Innere ist durchsäet mit Vakuolen und mit Körnchen, welche aus kohlensaurem Kalk bestehen und häufig von einem gelben oder dunkelvioletten Pigment überzogen sind, welches dem Plasmodium dieselbe Färbung erteilt. Die Bewegung besteht in einem Aussenden und Wiedereinziehen aderartiger, oft netzförmig zusammenfließender Fortsätze, womit eine innere Strömung der körnigen Masse verbunden ist; da das Austreiben der Fortsätze vorwiegend nach Einer Richtung, meist der Wirkung der Schwere entgegengesetzt, stattfindet, so kommt die Ortsbewegung zu stande. Unter günstigen Feuchtigkeitsverhältnissen bilden sich aus dem Plasmodium meist rasch die pilzartigen Früchte (Sporangien oder Peridien), meist kleine, zierliche, herdenweise wachsende, farbige Körperchen (Fig. 2 a; in b vergrößert); die ganze Herde stammt in der Regel von Einem Plasmodium ab. Die Sporangien sind rundliche oder cylindrische, meist nur wenige Millimeter große, gestielte oder ungestielte Blasen; die dünne, leicht zerbrechliche Haut hat die chemischen Eigenschaften der Pflanzenzellhaut, ist farblos, bei den meisten gelb, rot oder violett und bei manchen mit körnigen oder kristallinischen Massen kohlensauren Kalks inkrustiert. Bisweilen setzt sich der Stiel in die Sporangiumhöhle als eine Mittelsäule (columella) fort. Häufig enthalten die Sporangien außer den Sporen ein Haargeflecht (capillitium, Fig. 2 c, bei s Sporen), welches aus einfachen oder netzförmig verbundenen, röhrenförmigen, an ihrer Oberfläche oft spiralig, stachel- oder leistenförmig verdickten Fasern besteht. An den reifen Sporangien zerfällt die Wand entweder unregelmäßig, oder mit Querriß, oder gitterförmig, worauf die Sporen als ein feiner Staub ausgestreut werden. Bei vorzeitiger Austrocknung können Schwärmer wie junge Plasmodien in Ruhezustände übergehen, welche man Cysten nennt, indem sie sich mit einer dicken, geschichteten Membran umkleiden und kugelförmige Gestalt annehmen; bei Wiederbefeuchtung tritt der eingekapselte Protoplasmakörper wieder als Schwärmer oder Plasmodium aus seiner Hülle aus. Die M. leben auf faulenden vegetabilischen Resten, besonders faulen Baumstrünken, am liebsten an feuchten Orten, daher besonders in Wäldern; es sind nahe an 200 Arten beschrieben; am bekanntesten ist die Lohblüte, welche das Plasmodium von Aethalium septicum L. darstellt.

^[Abb.: Fig. 1. Plasmodium von Didymium. 350fach vergr. Fig. 2. Arcyria punicea. a Sporangien, natürl. Größe, b 40fach vergrößert, c Kapillitium, 300fach vergr., s Sporen.]

Myxorrhöe (griech.), Schleimfluß.

Mzabiten (Mosabiten, Beni Mzab), die Bewohner einer Konföderation von sieben Ortschaften in der algerischen Sahara, die, in vier Oasen verteilt, zwischen Laghuat und Wargla liegen und Gardaja (Hauptort), Mellika, Beni Isgen, Bu Nura, El Atef, Berrian und Gerara heißen. Die M. zählen im ganzen etwa 30,000 Köpfe und sind berberischen Ursprungs; doch wohnen unter ihnen noch 2000 Araber, 300 Judenfamilien aus Marokko und eine Anzahl Neger, meist Sklaven. Sie sprechen einen berberischen Dialekt, aber auch arabisch, viele Händler auch europäische Sprachen.