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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nachttrunk - Nádasdy.

Neapel ausgezeichnete N. geliefert. Im 19. Jahrh. haben besonders Moritz Müller (der "Feuermüller") und F. Geselschap das Nachtstück in Genrebildern kultiviert. Gegenwärtig beschränkt sich die Gattung meist auf Mondscheinlandschaften (Eschke, O. Achenbach, Douzette, Xylander) und auf Darstellungen von Illuminationen u. dgl. (O. Achenbach, Berninger). Auf die Poesie übertragen sind N. s. v. w. düstere, Trauer, Schrecken und Schauer erweckende Darstellungen, wie die bekannten N. von E. T. A. Hoffmann.

Nachttrunk, der Trunk, den man namentlich im Mittelalter unmittelbar vor dem Schlafengehen einzunehmen pflegte (meist Würzwein oder Würzbier).

Nachtviole, Pflanzengattung, s. Hesperis.

Nachtvogel, s. v. w. Guacharo.

Nachtwache, bei den alten Völkern, Griechen, Römern, Juden etc., ein Teil der Nachtzeit, ungefähr drei Stunden umfassend. Man teilte nämlich die Nacht zum Behuf der ausgestellten Wachtposten in Abschnitte von mehreren Stunden ein, nach deren Ablauf allemal ein Wechsel der Posten stattfand. Die alten Hebräer hatten vor dem Exil nur drei solcher Abschnitte, die Griechen und Römer aber vier, jeden zu drei Stunden, welche im Neuen Testament (Matth. 14, 25) durch die Benennungen Abend, Mitternacht, Hahnenruf und frühmorgens unterschieden werden.

Nachtwandeln, s. Somnambulismus.

Nachud (Nakhud), Stadt, s. Kischk i Nakhud.

Nachverfahren, im Zivilprozeß das Verfahren zur Erledigung eines durch Eidesleistung bedingten Endurteils.

Nachwahl, s. Wahl.

Nachwehen, die schmerzhaften Zusammenziehungen der Gebärmutter nach stattgefundener Austreibung der Nachgeburt, pflegen namentlich bei solchen Frauen, welche mehr als einmal niedergekommen sind, als mehr oder weniger bedeutende, mit Unterbrechungen auftretende Schmerzen im Unterleib bald nach der Geburt sich einzustellen. Zuweilen zeigen sie sich nur am ersten Tag, zuweilen dauern sie bis zum dritten oder vierten, selten bis zum sechsten Tag oder noch länger nach der Niederkunft. Anfangs sind sie stärker und häufiger, später werden sie schwächer und seltener. Besonders leicht werden sie durch das Säugen des Kindes hervorgerufen. Die N. sind nicht als krankhaft anzusehen, solange sie nicht ungewöhnlich schmerzhaft und nicht von Fieber begleitet sind, solange der Leib gegen Berührung schmerzlos bleibt und die N. in Anfällen auftreten, zwischen denen die Frau sich ganz wohl fühlt. Stellen sich aber bei Erstgebärenden schmerzhafte N. ein, so erheischen diese stets große Aufmerksamkeit von seiten des Arztes.

Nachweisebüreaus, im allgemeinen s. v. w. Auskunftsbüreau oder Adreßbüreau (s. diese Artikel); in der freiwilligen Krankenpflege diejenigen Büreaus, welche im Krieg die Erteilung von Nachrichten über die in den Lazaretten befindlichen Verwundeten und Kranken an deren Angehörige vermitteln (§ 209, 1c, § 223, 1 u. 2 der Kriegssanitätsordnung). In Berlin wird ein Zentralnachweisungsbüreau errichtet.

Nachwinter, stärkeres Frostwetter nach Beginn des Frühjahrs, speziell nach dem Frühlingsäquinoktium.

Nachzehrer, im nördlichen Deutschland Bezeichnung für Vampir.

Nacken (Genick, Cervix), bei den Wirbeltieren der obere (beim Menschen hintere) Teil des Halses, besteht aus den Halswirbeln samt den sie umgebenden Muskeln, welche sie und den Kopf bewegen, sowie der Haut. Beim Menschen treten in der obern Nackengegend die Muskelwülste zu beiden Seiten der Wirbel so stark hervor, daß zwischen ihnen eine flache Grube, Nackengrube, entsteht, von der aus das Rückenmark besonders leicht zugänglich ist. Im allgemeinen ist der N. beim Mann in Knochenbau und Muskulatur stärker als beim Weib und nimmt zuweilen den Charakter des Stiernackens an; er erscheint darum gedrungener und kürzer, beim Weib hingegen wegen seiner Schlankheit länger. Die Dornfortsätze sämtlicher Halswirbel sind durch ein elastisches Band, Nackenband (ligamentum nuchae), verbunden, das bei den Vierfüßlern unter den Säugetieren den Kopf vor dem Herabsinken bewahrt und darum bei vielen besonders stark entwickelt ist.

Nackenstarre (griech. Opisthotonus), starrkrampfartige Zusammenziehung der Nackenmuskeln mit Zurückziehung des Kopfes, ist ein wichtiges Symptom gewisser schwerer Gehirnstörungen, vorzüglich der eiterigen und der tuberkulösen Hirnhautentzündung, z. B. dem epidemischen Kopfgenickkrampf. N. kommt auch als Teilerscheinung des allgemeinen Starrkrampfes vor.

Nacktdrüse, Pflanze, s. Gymnadenia.

Nackte Jungfrau (Nackte Hure), s. v. w. Herbstzeitlose, s. Colchicum.

Nacktfarn, s. Gymnogramme.

Nacktsamige Pflanzen, s. Gymnospermen.

Nacktzähner, s. v. w. Gymnodontes.

Nacré chinois (spr. schinŏa), s. Lackieren.

Nadar, Félix Tournachon, genannt N., Schriftsteller, Zeichner und Luftschiffer, geb. 5. April 1820 zu Paris, studierte in Lyon Medizin, verließ das Studium aber bald wieder, um sich zunächst hier, später in Paris, wohin er 1842 zurückkehrte, journalistisch zu beschäftigen. In der Folge betrieb er nebenbei Zeichnen, war beim Theater und selbst in der Industrie thätig, gründete 1849 die "Revue comique" und richtete ein photographisches Atelier ein. Namentlich seine Zeichnungen machten ihm bald einen Namen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Quand j'étais étudiant" (1856); "Le miroir aux alouettes" (1858); "La robe de Déjanire" (1862); "Histoire buissonnière" (1877); "Sous l'incendie" (1882); "Le monde ou l'on patauge" (1883) u. a. Mit großem Vertrauen auf die Luftschiffahrt konstruierte er selbst ein Schraubenluftschiff und stieg 1863 wiederholt mit dem Riesenballon Le Géant auf, welcher ihn bei der zweiten Fahrt von Paris bis Hannover trug. Diese Fahrten beschrieb er in den "Mémoires du Géant; à terre et en l'air" (1864) und in "Le droit au vol" (1865).

Nádasdy (Fogáras), altes ungarisches, ursprünglich kroat. Adelsgeschlecht, welches seit 1625 die Grafenwürde hat. Es ist im Besitz des großen Majorats Fogáras und blühte in zwei Linien, von denen die jüngere 2. Aug. 1860 mit dem Grafen Thomas von N., österreichischem Feldmarschallleutnant, im Mannesstamm erlosch. Das Haupt der ältern ist gegenwärtig Graf Franz von N., geb. 28. Juni 1842. Sein Großoheim Graf Michael von N., geb. 6. Sept. 1775, gest. 18. März 1854, war eine Zeitlang österreichischer Staats- und Konferenzminister. Ein Sohn des letztern, Graf Franz Seraphin von N., geb. 1. April 1801, war von 1857 bis 1860 Justizminister, dann Präsident des Reichsrats, endlich 7. Nov. 1861 bis 1865 Hofkanzler für Siebenbürgen und österreichischer Minister und starb 1. Nov. 1883 in Wien. Andre Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Thomas, Palatin von Ungarn, geb. 1498, verschaffte sich in Italien, zu Bologna und Rom, eine höhere Bildung, ward dann König Ludwigs Geheim-^[folgende Seite]