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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nahum - Najadaceen.

salez und Bariloche durch dichten Wald an die Küste des Stillen Ozeans. Die Jesuiten gründeten 1670 und 1715 am See Missionen.

Nahum, einer der zwölf sogen. kleinen Propheten, gebürtig aus Elkosch, lebte entweder unter König Hiskias oder wahrscheinlicher unter Josias. Jedenfalls verkündigt er die bevorstehende Zerstörung der assyrischen Hauptstadt Ninive.

Nahwaffen, s. v. w. Hieb- und Stoßwaffen.

Naïb (arab.), in der Türkei Stellvertreter des Sultans; auch Unterrichter, Stellvertreter des Molla.

Nail (engl., spr. nehl), engl. Längenmaß, s. Yard.

Naila, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, an der Selbitz und der Linie Hof-Marxgrün der Bayrischen Staatsbahn, 502 m ü. M., hat ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder, ein Amtsgericht, Schuhwarenfabrikation, Baumwollweberei, Marmorbrüche, Viehhandel und (1885) 2206 meist evang. Einwohner.

Nāin, 1) Ort in Galiläa, am Nordfuß des Kleinen Hermon gelegen, aus Luk. 7, 11 bekannt. - 2) Missionsstation der Herrnhuter an der Küste von Labrador in Nordamerika unter 56° 33' nördl. Br., 1771 gegründet, mit (1876) 270 Einw. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Naing Sing, ein um die Erforschung Hochasiens sehr verdienter Pundit (d. h. wissenschaftlich gebildeter Brahmane), aus Namaon gebürtig, bereiste seit 1856 zuerst Kaschmir und Ladak; 1865 und 1866 finden wir ihn in Lhassa, 1867 in den Goldbergwerken von Thok-Dschalong; 1873 begleitete er Forsyth nach Jarkand. Noch in demselben Jahr brach er auf dem Rückweg nach Ladak von neuem auf, drang über Rudoch ostwärts in das seenreiche, bisher unerforschte Gebiet des innern Tibet (bis zum Tengri-Nor) vor, auf welcher Route er die Ausdehnung der Pangkongseen und ihres Flußgebiets nach O. hin feststellte, eine ganze Anzahl zum Teil sehr großer Seen entdeckte und über die nördliche Himalajakette (Gangdis-ri) mit ihrem 7800 m hohen Targot Yab näheres berichtete, wandte sich dann nach Lhassa, von da, den Brahmaputra überschreitend, durch die Landschaft Tawang nach Assam und langte im Mai 1875 wieder in Kalkutta an. Er starb 1. Febr. 1882 in Morabad. Vgl. "Geographical discoveries in Tibet by N." (im "Geographical Magazine", Lond. 1876).

Naïni Tal, Gesundheitsstation im Distrikt Kamaon der Nordwestprovinzen des britisch-ind. Kaiserreichs, am Ufer eines schönen Sees in den Ausläufern des Himalaja, 1945 m ü. M., ist im Sommer Sitz der Regierung der Nordwestprovinzen und hat dann über 10,000 Einw. Das Militärhospital hat Raum für 350 Europäer.

Naïr, drawidischer Volksstamm an der Malabarküste von Britisch-Indien, welcher die Hindureligion angenommen hat und sich zur Sudrakaste rechnet, 336,227 Köpfe stark. Die regierende Familie von Travankor gehört ihm an. Die N. haben die uralte Sitte der Vielmännerei bis heute beibehalten. Nach derselben kann die Frau so viele Verbindungen eingehen, als sie will; bei der Nachfolge gilt das Neffenerbrecht. Die N. verachten außer den Brahmanen alle andern, was in Travankor zur Feststellung genauer Sittenregeln führte.

Nairn (spr. nehrn), Hauptstadt der nach ihr benannten Grafschaft in Schottland, an der Mündung des Flusses N. in den Moray Firth, mit Hafen, Seebad und (1881) 4665 Einw.

Nairnshire (spr. nehrnschĭr), schott. Grafschaft, südlich am Moray Firth, 518 qkm (9,4 QM.) groß mit (1881) 10,455 Einw., ist im S. gebirgig mit ausgedehnten Moorstrecken, während die nördliche Küste meist mit Flugsand bedeckt, strichweise aber auch fruchtbar ist. Bewässert wird das Land vom Fluß N. und dem Findhorn, die beide in den Moray Firth münden. Hauptbeschäftigung bilden Ackerbau und Viehzucht. Etwa 19 Proz. der Oberfläche sind angebaut, 10 Proz. bestehen aus Wald. Hauptstadt ist Nairn.

Naissus, Stadt aus nachtrajanischer Zeit in Moesia superior, an einem wichtigen Knotenpunkt von Straßen gelegen, seit Diokletian Hauptort der Provinz Dardania, berühmt als Geburtsstadt Konstantins d. Gr. und durch den Sieg des Kaisers Claudius II. 269 über die Goten. Von Attila zerstört, wurde es durch Justinian als Naissopolis wiederhergestellt; unter den Byzantinern hieß es Nisus. Von letzterm fand F. Kanitz Reste östlich vom heutigen Nisch beim Dorf Brzibrod.

Naivität (v. lat. nativus, "angeboren"), ein Ausdruck, der aus dem Französischen (naïf und naïveté) zuerst durch Gellert in die deutsche Sprache eingeführt wurde. Er bezeichnet einen natürlichen und ungekünstelten Zustand der Empfindungen und Gedanken einer arglosen, unverstellten und anspruchslosen Seele, welche treuherzig und ohne Rücksicht auf konventionelle Schicklichkeit sich zu äußern und kundzugeben liebt, das Natürliche im Gegensatz zum Künstlichen, d. h. zu dem bloß konventionell Geltenden. Für die Ästhetik hat der Begriff dadurch eine besondere Bedeutung gewonnen, daß Schiller und Goethe die naive und die sentimentale Poesie als zwei wesentliche Grundformen der poetischen Darstellung erkannten. Die Dichtung der Alten ist nach ihnen naiv, objektiv, der Natur entsprechend, die Dichtung der Neuzeit dagegen sentimental, subjektiv, die Naturgemäßheit anstrebend (vgl. Schillers Aufsatz "Über naive und sentimentale Dichtung").

Naiwascha, See in Ostafrika, unter 1° südl. Br. und 36° östl. L. v. Gr., in einer tiefen Mulde, die sich nördlich über den Äquator bis zum Baringosee erstreckt. Der See wurde von Fischer 1882 erforscht.

Naja, Brillenschlange.

Najac (spr. nāschák), Emile, Graf de, franz. Theaterdichter, geb. 14. Dez. 1828 zu Lorient (Morbihan), studierte die Rechte und bekleidete ein Amt im Ministerium des Innern, bis er sich gänzlich der Bühnenlitteratur widmete. Ein Menschenalter hindurch hat er dann, meist im Verein mit den namhaftesten Dramatikern der Gegenwart, eine Unzahl von Lustspielen, Possen und Operetten geliefert, von denen als die beliebtesten (zum Teil auch in Deutschland bekannt gewordenen) zu nennen sind: "La poule et ses poussins", Lustspiel (1861); die Einakter: "Les oiseaux en cage" (1863) und "La dernière poupée" (1875); "Théâtre des gens du monde" (1872); "Madame est servie" (1874); ferner mit Scribe: "La fille de trente ans" (1859); mit About: "Gaëtana" (1862); mit Meilhac: "Nany" (1872); mit Hennequin: "Bébé" (1877), "Niniche" (1878) und "Nounou" (1879); mit Sardou: "Les noces de Fernande", komische Oper, Musik von Deffès (1878), und "Divorçons!", Lustspiel (1880).

Najadaceen, monokotyle, etwa 80 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Spadicifloren, Wasserpflanzen mit schwimmenden oder untergetauchten, oft grasartigen, scheidigen Blättern und eingeschlechtigen oder zwitterigen, bisweilen in Ähren zusammengestellten und dann von einer Spatha umhüllten, nackten oder mit einem Perigon versehenen, oft sehr reduzierten Blüten, die im einfach-^[folgende Seite]