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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nassi - Natal.

Nassi, Titel des Vorstehers größerer Judengemeinden in der asiatischen Türkei.

Nassib (arab.), bei den Mohammedanern das Fatum, die unabänderliche Vorherbestimmung des menschlichen Schicksals. Ja N.! Ausruf der Ergebung in die Fügungen des Schicksals.

Nassr ed din (Nasir ed din), Schah von Persien, ältester Sohn Mehemed Schahs, geb. 1830, in seiner Jugend hinter den jüngern Bruder in kränkendster Weise zurückgesetzt und vergessen, ja selbst in bitterer Not zu Tebriz lebend, wurde durch den Tod des Vaters 15. Okt. 1848 auf den Thron berufen, den er sich erst mit den Waffen erkämpfen mußte. Anfangs menschenscheu und nur des Türkischen, nicht einmal der Landessprache kundig, lernte N. neben derselben auch noch etwas Französisch und wandte sich mit besonderer Vorliebe dem Studium der Geographie, der Dichtkunst wie dem Zeichnen von Karikaturen zu. Schon in den 50er Jahren plante N. eine Reise nach Europa, die 1873 zur Ausführung kam. Man versprach sich wohlthätige Folgen von dieser in der Geschichte Persiens einzigen Reise; die Mißstände in der Verwaltung blieben jedoch, nur nahm N. im Verkehr mit den an seinem Hof beglaubigten Gesandten europäische Umgangsformen an. 1877 trat N. seine zweite europäische Reise an: er ging nach Rußland, Frankreich, England und Österreich und pflegte seitdem die diplomatischen Beziehungen zu den europäischen Mächten.

Naßthal, enges, von der Naß durchflossenes Alpenthal von großer Naturschönheit an der Grenze von Niederösterreich und Steiermark, beginnt an der Einsattelung des Naßkamp (1206 m) zwischen Raxalpe und Schneealpe und endet mit der Mündung der Naß in die Schwarza. Im obern Teil heißt es Reisthal. Im N. finden sich die Ansiedelungen Reithof und Naßwald, welche von protestantischen Holzknechten aus dem Gosauthal 1782 gegründet wurden. Der in Wien bestehende Verein "Die Naßwalder" hat sich in neuester Zeit um die Hebung der Lage der Thalbewohner sehr verdient gemacht. Das N. wird häufig von Touristen besucht. Vgl. Silberstein, Land und Leute im Naßwald (Wien 1868).

Naßwald, Ortschaft, s. Naßthal.

Nastätten, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis St. Goarshausen, hat 2 Kirchen, ein Amtsgericht, einen Sauerbrunnen und (1885) 1575 meist evang. Einwohner.

Nasturān, s. Uranpecherz.

Nasturtĭum R. Br. (Brunnenkresse), Gattung aus der Familie der Kruciferen, ein- oder mehrjährige, kahle oder behaarte Kräuter mit ganzen oder verschieden gelappten oder geteilten Blättern, kleinen, meist gelben Blüten und linearischer oder elliptischer bis kugeliger Schote. Etwa 20 Arten in fast allen Klimaten. N. officinale R. Br. (Sisymbrium nasturtium L., gemeine Brunnenkresse, Wasserkresse, Quellenrauke), mit am Grund niederliegendem und aus den Gelenken wurzelndem, dann aufsteigendem, 30-60 cm langem Stengel, drei- bis siebenpaarig gefiederten Blättern, dichten Blütensträußchen, weißen Blüten und linealischen Schoten, wächst in Quellen, Bächen, Gräben, am Rande der Teiche (immer im Wasser) in Europa, Asien, Afrika und Amerika. Das bitterlich-scharfe, rettichartig schmeckende frische Kraut wird gegen Skorbut sowie zu Frühlingskuren, häufiger noch als Salat benutzt. Zu diesem Zweck wird die Kresse in Quellen kultiviert und liefert vom Oktober bis April ein sehr wohlschmeckendes, mildes Kraut. Man legt in der Quelle gut vorbereitete Wasserbeete (Klingen) an, bepflanzt diese im Hochsommer mit Fechsern und düngt gut mit Kompost. Bei starker Kälte wird die Kresse überstaut, wobei jeden Morgen das Eis an mehreren Stellen gebrochen werden muß. Besonders großartig wird der Kressenbau bei Erfurt betrieben, er erregte selbst Napoleons Bewunderung und wurde damals nach Fontainebleau verpflanzt.

Nästved (Nestved), Stadt auf der dän. Insel Seeland, Amt Prästö, an der Susaa und der Eisenbahn Roeskilde-Masnedo, mit einem Hafen (Karrebäksminde) und (1880) 4792 Einw. In der Nähe das Kloster Herlufsholm (s. d.).

Nasŭa, Nasenbär.

Naszód (spr. nássōd), Markt im ungar. Komitat Bistritz-N. (Siebenbürgen), am Szamos, mit (1881) 2453 meist rumän. Einwohnern, einem griechisch-kathol. Obergymnasium und Bezirksgericht.

Natá, Stadt im Departement Panama der Republik Kolumbien, am Rio Chico, 15 km oberhalb dessen Mündung in die Paritabai des Stillen Ozeans, in schöner, viehreicher Ebene, mit (1870) 5888 Einw. Strohhüte, Lederzeug und Krüge werden verfertigt. N. wurde 1515 gegründet.

Natal, brit. Kolonie an der Ostküste von Südafrika (s. Karte bei "Kapland"), erstreckt sich an der Küste vom Umtamwuna im S. bis zur Mündung der Tugela (29° 10' südl. Br.) im Norden, im W. bis an die Drakenberge reichend, und wird begrenzt im O. vom Indischen Ozean, im S. von Britisch-Kaffraria, im W. vom Basutoland und der Oranjerepublik, im Norden vom Zululand und der Transvaalrepublik. Das Hauptgebirge im W. sind die Kathlamba- oder Drakenberge (s. d.), durch welche der Van Reenen-Paß (1650 m) und der De Beer-Paß (1720 m) nach den Bauernrepubliken führen. Alle Ströme und Bäche, welche das fruchtbare, wasserreiche Land durchziehen, stammen von diesen Bergen und fließen dem Indischen Ozean zu. Wo die Kathlamba einen nach W. vorspringenden Winkel bilden, stürzt der Hauptfluß, die Tugela, in einem Fall von fast 700 m herunter, wie denn überhaupt prachtvolle Wasserfälle in N. häufig sind. Andre Flüsse sind: der Umzimkulu, Umkomanzi, Umgeni und Umwoti, die meisten goldhaltig, aber keiner schiffbar. Das Areal von N. beträgt 48,560 qkm (882 QM.). Vom Gebirge zum Meer fällt das Land in drei Stufen ab und bildet dadurch vier unregelmäßige Terrassen, von denen die höchste eine Durchschnittshöhe von 1200 m, die zweite von 600 m, die dritte von 250 m hat. Von letzterer aus übersieht man das subtropische Litorale mit seinen Kaffee-, Zucker- und Bananenpflanzungen. Aus dieser Bodenbildung erklärt sich die Verschiedenheit des Klimas; während in den Wintermonaten im Litorale noch sommerliche Temperatur herrscht, findet auf der obern Terrasse nachts Eisbildung statt. Der Winter dauert vom April bis September, und das Thermometer fällt dann auf der mittlern Terrasse bis +7° C., während die höchste daselbst beobachtete Temperatur +34° C., der Durchschnitt der Sommermonate +20° C. beträgt. Der Mineralreichtum der Kolonie ist nicht unbedeutend, Gold und Kohle werden ausgebeutet, außerdem findet man Eisen, Kupfer, Blei, Marmor. Obgleich es keine eigentlichen Wälder in N. gibt, so fehlt es doch nicht an kostbaren und nützlichen Hölzern. Die meisten Bäume zeichnen sich im Frühjahr durch grellen Blütenschmuck aus; Mimosen und Akazien fallen durch ihre schirmartigen Kronen auf; der Kafirbaum, eine Erythrina, zeigt mitten im Winter seine scharlachroten Blumen. Nutzbare Hölzer sind: das Gelbholz (Taxus elongata),