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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Navarrete; Navas de Tolosa; Navassa; Navassit; Navicula; Navigabel; Navigation

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Navarrete - Navigation.

Grenzen seines Reichs beträchtlich erweiterte und dasselbe bei seinem Ableben so unter seine vier Söhne verteilte, daß Garcia N. mit Viscaya, Ferdinand Kastilien, Gonzales den nördlichen Teil von Aragonien und Ramiro den übrigen erhielt. 1076 wurde Sancho IV. von N. von Sancho Ramiro von Aragonien, seinem Vetter, gestürzt und N. mit diesem Königreich vereinigt, nach Alfons' I. Tod (1134) aber unter Garcia V. wieder ein selbständiges Königreich. 1234 erbte es nach dem söhnelosen Tod Sanchos VII. Thibaut von Champagne, der eine neue Dynastie gründete. Durch Verheiratung der letzten Erbin derselben, Johanna, mit Philipp IV., dem Schönen, kam N. 1285 an Frankreich. Nach dem Aussterben des Mannesstamms der Kapetinger 1328 erbte Ludwigs X. Tochter Johanna II. N., das durch ihren Gemahl Philipp III., Grafen von Evreux, 1329 wieder einen Herrscher erhielt. Sein Sohn Karl II., der Böse, verband sich mit dem Prinzen von Wales und dem König von Aragonien, begann einen Krieg gegen Frankreich und Kastilien, in welchem sein Reich verwüstet ward, und konnte nur mit großen Opfern 1379 den Frieden wiedererlangen. Mit der Hand seiner Enkelin Blanka kam N. 1445 an Johann von Aragonien, mit welchem Königreich es nun 54 Jahre vereinigt blieb. König Johann hinterließ 1479 N. seiner Tochter Eleonore, die an Gaston, Grafen von Foix und Vicomte von Béarn, vermählt war, durch welchen Béarn an N. kam. Johanns Enkeltochter Katharina, die ganz N. ihrem Gemahl Johann von Albret als Mitgift zubrachte, verlor 1512 im Kampf mit Ferdinand dem Katholischen Obernavarra, das nun als spanisches N. Spanien einverleibt wurde. Heinrich II., Johanns Sohn, folgte 1517 in Niedernavarra und in Béarn. Zwar versuchte er 1521 nach Ferdinands Tod sich mit Frankreichs Beistand wieder in den Besitz des spanischen N. zu setzen; doch konnte er, obwohl von Frankreich unterstützt, gegen Karl I. (Kaiser Karl V.) nichts ausrichten. Heinrich vermählte sich 1527 mit Margarete von Valois, Schwester des Königs Franz I. von Frankreich, die sich durch Gründung von Kollegien und andern Schulen um Niedernavarra verdient machte. Seine Erbtochter, Johanna von Albret, vermählt mit Anton von Bourbon, Herzog von Vendôme, führte die Lehre Calvins in N. ein. Durch ihren Sohn Heinrich III., der 1589 als Heinrich IV. den Thron Frankreichs bestieg, kam Niedernavarra an Frankreich, dessen Könige bis zur Julirevolution den Titel König von Frankreich und N. führten. Doch behielt Niedernavarra noch bis zur französischen Revolution 1789 eine besondere Verwaltung und manche Vorrechte. Vgl. Olhagary, Histoire de Foix, Béarn et Navarre (Par. 1609); Faryn, Histoire de Navarre (das. 1622); Bordenave (gest. 1572), Histoire de Béarn et Navarre (hrsg. von Raymond, das. 1873).

Navarrete, 1) Juan Fernandez, span. Maler, genannt "el Mudo", weil er taubstumm war, geboren um 1526 zu Logroño, bildete sich zuerst bei einem malenden Mönch, Fray Vicente, und dann in Italien, vornehmlich nach Tizian. 1568 wurde er als Hofmaler Philipps II. nach Spanien zurückberufen und widmete seine Thätigkeit zumeist dem Escorial. Seine ersten, noch dort erhaltenen Bilder (der heil. Hieronymus von 1569, das Martyrium Jacobus' des ältern, 1571) schlossen sich noch an den strengern Stil der ältern italienischen und spanischen Schule an, welchen auch die früher gemalte Taufe Christi (Museum zu Madrid) zeigt. Der Einfluß Tizians offenbart sich erst stärker in der Geburt Christi, einer heiligen Familie und einer Geißelung Christi im Escorial (1571-75). Außerdem besitzt das Escorial noch acht Bilder mit Aposteln und Evangelisten. Er starb 1579 in Toledo. N. hat auf die technische Weiterentwickelung der spanischen Schule einen großen Einfluß geübt.

2) Don Martin Fernandez de, span. Gelehrter, geb. 9. Nov. 1765 zu Abalos in der Provinz Rioja, trat 1780 in die Gardemarine, machte den Krieg gegen England, dann den gegen die französische Republik mit, nahm an der Belagerung von Toulon teil und ward 1797 Offizial im Marineministerium, dann Fiskal des obersten Admiralitätsrats. Während der französischen Invasion lebte er in Zurückgezogenheit zu Sevilla und Cadiz. 1823 wurde er zum Direktor des hydrographischen Instituts, 1825 zum Mitglied der Direktionsjunta der königlichen Armada, 1836 zum Senator und Direktor der Akademie der Geschichte ernannt. Er starb 8. Okt. 1844. Sein Hauptwerk ist die "Coleccion de los viajes y descubrimientos, que hicieron los Españoles desde el fin del siglo XV" (Madr. 1825-37, 5 Bde.). Außerdem gab er eine Biographie von Cervantes (1849) heraus. Aus seinem Nachlaß erschien: "Disertacion sobre la historia de la nautica" (Madr. 1846) und "Biblioteca maritima española" (das. 1851, 2 Bde.).

Navas de Tolosa, Dorf in der span. Provinz Jaen, Bezirk La Carolina, auf der Sierra Morena, mit 300 Einw. Hier 16. Juli 1212 Sieg der Spanier über die Mauren, auch 1812 Schlacht zwischen den Spaniern und Franzosen.

Navassa, kleine brit. Guanoinsel, zwischen Jamaica und Haïti in Westindien, 100 m hoch.

Navassit, s. Guano.

Navicula (lat., "Schiffchen"), ein kahnförmiger, mit zwei Deckeln versehener Behälter zum Aufbewahren des Weihrauchs für den Kirchendienst. Dieselbe Form wurde später auch für Pfeffer-, Salz- und Gewürzgefäße verwendet.

Navigabel (lat.), schiffbar.

Navigation (Schiffahrtskunde, Nautik), die Wissenschaft, welche lehrt, ein Schiff mit Sicherheit über See zu führen und den Ort desselben jederzeit zu bestimmen. Man teilt die N. in die terrestrische oder geographische und die astronomische N. Die geographische N. umfaßt die Bestimmung des Ortes des Schiffs mittels Benutzung terrestrischer Gegenstände und die Bestimmung der Richtung und Weite des Schiffswegs (Kurs etc.). Die Berechnungen sind meist aus der ebenen Trigonometrie entnommen; ihre Lehren schöpft die geographische N. aus der mathematischen Geographie; ihre Werkzeuge sind: der Kompaß, das Log, das Lot und die Seekarten. Die astronomische N. umfaßt die Kenntnis und Beobachtung des gestirnten Himmels und seiner Körper, die Bestimmung des Ortes des Schiffs mittels Beobachtung derselben und das Auffinden von Fehlern an Instrumenten, von Strömungen etc. Die Berechnungen geschehen nach den Sätzen der sphärischen Trigonometrie; ihre Lehren schöpft die astronomische N. aus der Astronomie; ihre Werkzeuge sind: das Chronometer, Spiegelinstrumente (Sextant, Oktant, Pistorscher Kreis) und Azimutkompasse. Die Anwendung derselben bezieht sich auf Bestimmung der Länge und Breite für den Augenblick der Beobachtung. Hilfsmittel der N. sind außer den genannten Instrumenten nautische Tafeln, die logarithmischer, trigonometrischer und astronomischer Art sind. Vgl. Albrecht und Vierow, Lehrbuch der N. (6. Aufl., Berl. 1886); Breusing, Steuermannskunst (4. Aufl., Brem. 1877); Derselbe, Nau-^[folgende Seite]