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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neusohl; Neuspanien; Neuß; Neustadt

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Neusohl - Neustadt.

als Kupfer und Messing angegriffen und schmilzt bei anfangender Weißglut. Das N. findet ausgedehnteste Verwendung zu Pferdegeschirr, Beschlag, Reflektoren, allerlei Kurzwaren, namentlich auch zu Tischgerät, und wird für diesen Zweck meist versilbert (Alfénide, Argyroide, Argyrophan, Semilargent, Alpaka, Perusilber, Chinasilber, Christoflemetall, Elektroplate); gut versilberte Ware enthält 2 Proz. Silber. Honduras und Chile prägen Scheidemünze aus N. Dasselbe kam zuerst vor etwa 150 Jahren als Pakfong oder Paktong aus China nach Europa und wurde 1776 von Engström analysiert. Eine ähnliche Legierung stellte man um jene Zeit aus Suhler Weißkupfer dar, die Neusilberfabrikation aber begann auf Anregung des "Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen" 1824 durch Henniger in Berlin und Geitner in Schneeberg; 1825 folgte Gersdorff in Wien, welcher die erste europäische Nickelfabrik zu Reichenau in Unterösterreich errichtete. Jetzt blüht die Neusilberindustrie besonders in Berlin, im Kreis Altena, in Iserlohn und Hannover, in Frankreich und Birmingham. Mittelpunkt der Neusilberindustrie war stets Berlin und ist es auch nach der Reform des Kunstgewerbes seit 1873 geblieben. Während Paris (Christofle) fast ausschließlich schmuckloses Gebrauchsgerät fabriziert, erzeugt Berlin und neuerdings auch Württemberg (Eßlingen) künstlerisch ausgestattetes Luxusgerät (monumentale Tafelaufsätze, Ehrengaben, Schalen, Jardinieren, Bowlen etc.) nach Entwürfen hervorragender Künstler. Bei der geringen Kostspieligkeit des Materials kann bei der Herstellung der Modelle durch Bildhauer größerer Aufwand gemacht werden, und deshalb übertreffen die Tafelgeräte in N. diejenigen aus Edelmetall meist an Reichtum der figürlichen und ornamentalen Dekoration. Das N. wird galvanisch vergoldet, oxydiert, verkupfert, so daß farbige Wirkungen entstehen, welche durch Emailmalerei noch erhöht werden. Einen besondern Reiz erhalten die Erzeugnisse aus N. noch durch Verbindung mit Muscheln (Nautilus), Kristall, farbigem und gemustertem Glas, Majolikaplatten und -Körpern etc. Dadurch hat sich die Industrie zu großer Vielseitigkeit entwickelt und für den Weltmarkt eine große Bedeutung gewonnen. Künstlerisch steht sie fast ausschließlich unter dem Einfluß der Renaissance.

Neusohl (ungar. Beszterczebánya), königliche Frei- und Bergstadt, Sitz des ungar. Komitats Sohl, am Zusammenfluß der Gran und Bistritza, Station der Ungarischen Staatsbahn (Altsohl-N.), in einem von hohen Bergen umschlossenen fruchtbaren Thal malerisch gelegen, mit altem Kastell, Kathedrale, schöner protest. Kirche, bischöflichem Kastell, Domkapitelhaus und großem Komitatshaus. Die Einwohner, (1881) 7159, Slowaken, Deutsche und Ungarn, leben hauptsächlich von Bergbau und metallurgischen Gewerbszweigen und betreiben außerdem Zündhölzchen-, Tuch-, Pulver- und Papierfabrikation, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, Bautischlerei etc. N. ist Sitz eines Gerichtshofs, einer Finanzdirektion, Berghauptmannschaft, eines römisch-kath. Bischofs und eines Konsistoriums, besitzt eine bischöfliche Lehranstalt, ein kath. Staats-Obergymnasium, ein luther. Untergymnasium und ein kath. Lehrerbildungsinstitut. Vgl. Ipolyi, Geschichte der Stadt N. (Wien 1875).

Neuspanien (span. Nueva España), Name von Mexiko, solange es spanisches Vizekönigreich war.

Neuß, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, am Erftkanal, 3 km vom Rhein, Knotenpunkt der Linien Aachen-N., N.-Zevenaar, Düren-N., Köln-N., N.-Viersen und N.-Oberkassel der Preußischen Staatsbahn, 40 m ü. M., hat eine evangelische und 5 kath. Kirchen (darunter die restaurierte prachtvolle Quirinskirche im spätromanischen Stil, 1209 begonnen), ein schönes Kriegerdenkmal auf dem Münsterplatz und (1885) 20,074 meist kath. Einwohner. Die Industrie ist lebhaft; N. hat ein großes Eisenwerk (Neußer Hütte, an der Mündung des Erftkanals in den Rhein), zahlreiche Wasser- und Dampfmühlen für Mehl und Öl, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Fabrikation von Schrauben, landwirtschaftlichen Geräten, Feilen, Weißwaren und Binden, Woll- und Baumwollzeugen, Kunstwolle, Papier, Pergament, Hüten, Leder, Zichorien, Seife, Essig, Branntwein, Sauerkraut etc. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle, erstreckt sich vor allem auf Vieh (N. besitzt große Viehweiden), Steinkohlen und Baumaterialien, und die Getreidemärkte sind die bedeutendsten der ganzen Rheinprovinz. N. hat ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, ein Gymnasium, 2 von Klosterleuten geleitete Pfleganstalten für Irre, ein Hospital, ein Waisenhaus etc. N. ist eine Gründung der Römer, welche hier ein Standquartier hatten, und führte den Namen Novesium. 1474 wurde es elf Monate lang durch Karl den Kühnen von Burgund vergeblich belagert und 1586 von Alexander von Parma zerstört. In der Nähe liegt das 1215 gegründete Cistercienserkloster Gnadenthal (jetzt Wirtschaftsgut). Vgl. "Chroniken der deutschen Städte", Bd. 20: "Dortmund und N." (Leipz. 1887).

^[Abb.: Wappen von Neuß.]

Neustadt. [Baden.] 1) N. an der Wutach, Amtsstadt im bad. Kreis Freiburg, an der Wutach und an der Linie Freiburg-N. der Badischen Staatsbahn (Höllenthalbahn), 828 m ü. M., hat eine Gewerbeschule, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Uhrmacherei, Tuch- und Cellulosefabrikation, Gerberei, Sägemühlen, Granitbrüche u. (1885) 2554 meist kath. Einw.

[Bayern.] 2) N. am Kulm, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Eschenbach, zwischen dem Rauhen und dem Kleinen Kulm, hat 2 Kirchen und (1885) 944 meist evang. Einwohner. -

3) N. an der Aisch, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Knotenpunkt der Linien Passau-Würzburg und N.-Windsheim der Bayrischen Staatsbahn, 283 m ü. M., hat 3 Kirchen, 2 Schlösser, eine Latein- und eine Präparandenschule, eine an alten Drucken reiche Bibliothek, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Gerberei, Woll- und Baumwollwarenfabrikation, Obst-, Hopfen- und Getreidebau und 1885 mit der Garnison (eine Eskadron Ulanen Nr. 1) 4053 meist evang. Einwohner. N. war Residenz des Markgrafen Albrecht Alcibiades, ward 1525 durch die Bauern geplündert, 1553 von den Nürnbergern und 1632 von den Kaiserlichen niedergebrannt. -

4) N. an der Donau, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Kelheim, an der Linie Regensburg-Augsburg der Bayrischen Staatsbahn, hat 4 Kirchen, Hopfenbau und Hopfenhandel, bedeutende Getreide- und Viehmärkte und (1885) 1828 kath. Einwohner. Nordöstlich der Badeort Gögging, an der Abens, mit Schwefelquellen und vortrefflichen Badeeinrichtungen. -

5) N. an der Hardt, Bezirksamtsstadt im bayr. Re-^[folgende Seite]