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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nickelsmaragd; Nickelspießglaserz; Nickelstahl; Nickelvitriol; Nickhaut; Nickkrampf; Nicolai

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Nickelsmaragd - Nicolai.

ragd Ni3CO5+6H2O ^[Ni_{3}CO_{5}+6H_{2}O] und wird aus löslichen Nickeloxydulsalzen durch kohlensaure Alkalien als apfelgrünes Pulver gefällt. Phosphorsaures Nickeloxydul, auf analoge Weise erhalten, ist hellgrün, wird beim Rotglühen gelb und eignet sich dann als sehr solide Farbe für Malerei und Tapetendruck (Nickelgelb). Kieselsaures Nickeloxydul findet sich im Rewdanskit, welcher auch Eisen und Magnesia enthält, sowie im Garnierit, der neben Nickel nur Magnesia enthält; beide werden auf Nickel verarbeitet, arsensaures bildet die Nickelblüte.

Nickelsmaragd (Emeraldnickel), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, bildet dünne, sehr fein kristallinische, nierenförmig Überzüge auf Chromeisenerz von Texas in Pennsylvanien, ist amorph, smaragdgrün, schwach glänzend, durchscheinend, Härte 3, und besteht aus kohlensaurem Nickeloxydul.

Nickelspießglaserz, s. v. w. Nickelantimonkies.

Nickelstahl (Meteorstahl), nickelhaltiger Stahl, besitzt keine besondern Vorzüge.

Nickelvitriol, s. v. w. schwefelsaures Nickeloxydul.

Nickhaut (Blinzhaut, Hauk, Nagel, Membrana nictitans), das dritte Augenlid, welches sich bei Haifischen, Reptilien und Vögeln vorfindet und vom innern Augenwinkel her durch einen komplizierten Muskelapparat quer über das Auge hin (und zwar nach innen vom obern und untern Augenlid) gezogen werden kann. Bei den Säugetieren ist sie vielfach rückgebildet, und bei den Affen und dem Menschen besteht sie nur noch als eine kleine halbmondförmige Falte im innern Augenwinkel fort, hat aber jegliche Bedeutung verloren.

Nickkrampf (Salaamkrampf, Spasmus nutans, Torticollis spastica, Caput obstipum spasticum, T. rheumatica), eine Form von Krampf (s. d.), welcher die vom Nervus accessorius Willisii versorgten Muskeln des Nackens und Halses befällt. Wie alle Krämpfe einzelner Muskeln oder bestimmter, von einem einzelnen Nerv beherrscher Muskelgruppen, kann auch der N. unter klonischen, krampfartigen Bewegungen (Salaamkonvulsionen) verlaufen oder unter dem Bild einer dauernden tonischen oder spastischen Zusammenziehung auftreten. Die beiden Muskeln, um welche es sich handelt, sind der Kopfnicker (Musculus sternocleidomastoideus, s. Tafel "Muskeln des Menschen") und der Kappenmuskel, von denen der erstere das Ohr dem Schlüsselbein nähert, so daß z. B. bei linksseitigem Krampf das Gesicht nach rechts gedreht wird, während der letztere den Kopf rückwärts nach der kranken Seite zieht. Je nachdem nun der N. konvulsivisch auf einer oder beiden Seiten auftritt, wird der Kopf unter heftigen schüttelnden oder nickenden Bewegungen in einer oder der andern angedeuteten Richtung hin- und hergeworfen (Salaamkrämpfe); beim tonischen Krampf wird der Kopf in einer schiefen Stellung fixiert (T. spastica oder Caput obstipum spasticum, s. Schiefhals). Der N. gehört zu den seltenern Krampfformen, er wird vorzugsweise bei Kindern beobachtet; über die Ursachen, welche ihn herbeiführen, ist wenig Genaues bekannt, da nur selten Erkrankungen der Wirbelsäule oder der Nervenstämme nachgewiesen sind; meistens nimmt man Erkältung als Grund an (T. rheumatica). Zuweilen heilt der N. bald, gewöhnlich ist er äußerst hartnäckig, zuweilen unheilbar. Die Behandlung ist, wie bei allen Krämpfen, vorwiegend erfolgreich bei Anwenwendung ^[richtig: Anwendung] der Elektrizität; außerdem gebraucht man betäubende Mittel, Bromkalium und zur Erleichterung gewisse Stützapparate, welche den Kopf halten.

Nicolai, 1) Philipp, geistlicher Liederdichter, geb. 10. Aug. 1556 zu Mengeringhausen, starb als Pfarrer 26. Okt. 1608 in Hamburg. Von ihm rühren her die Lieder: "Wie schön leuchtet der Morgenstern", "Wachet auf, ruft uns die Stimme" u. a. Er ist auch Verfasser zahlreicher polemischer Schriften. Vgl. Curtze, Philipp Nicolais Leben und Lieder (Halle 1859); Wendt, Dr. Ph. Nicolai (Hamb. 1859).

2) Christoph Friedrich, Schriftsteller, geb. 18. März 1733 zu Berlin, lernte seit 1749 in Frankfurt a. O. als Buchhändler und studierte daneben mit großem Fleiß die klassischen und die besten englischen Schriftsteller sowie Mathematik, Geschichte und Philosophie, besonders Gelehrtengeschichte. Nach seiner Rückkehr nach Berlin (1752) trat er als Schriftsteller mit den "Briefen über den jetzigen Zustand der schönen Wissenschaften" (Berl. 1755) hervor, welche sich sowohl gegen Gottsched als gegen die Schweizer Theoretiker wandten, für die Mustergültigkeit der englischen Litteratur eintraten und strengere Handhabung der Kritik forderten. Sein Streben führte ihn mit Lessing und Moses Mendelsohn zu gemeinschaftlicher Thätigkeit zusammen, und bald schlossen sich andre an. Die Fortsetzung der mit Mendelsohn begonnenen "Bibliothek der schönen Wissenschaften" (Leipz. 1757-58, 4 Bde.) ihrem Freund Weiße in Leipzig überlassend, begründeten beide im Verein mit Lessing die "Briefe, die neueste deutsche Litteratur betreffend" (Berl. 1759-65, 24 Bde.). Hierauf brachte N. den Plan einer "Allgemeinen deutschen Bibliothek" (1765-92, 106 Bde.) zur Ausführung. Eine Fortsetzung derselben bildete die zu Kiel erscheinende "Neue allgemeine deutsche Bibliothek", die vom 56. Band an (1800) wieder von N. redigiert wurde und 1805 schloß. Diese Zeitschrift vertrat durchaus den Standpunkt der nüchternen Aufklärung und stritt mit Hartnäckigkeit gegen die Stürmer und Dränger wie gegen die Läuterung des Sturmes und Dranges in den klassischen Litteraturschöpfungen, büßte daher ihr anfängliches Ansehen bald ein. Von Nicolais eignen Schriften galt seine "Topographisch-historische Beschreibung von Berlin und Potsdam" (Berl. 1769; 3. Aufl. 1786, 3 Bde.) für die damalige Zeit als ein Musterwerk; seine "Charakteristischen Anekdoten von Friedrich II." (das. 1788-92, 6 Hefte) waren nicht völlig wertlos. Unter seinen Romanen waren "Leben und Meinungen des Magisters Sebaldus Nothanker" (Berl. 1773, 4. Aufl. 1799) als realistische Wiedergabe beengter Lebenszustände und als satirische Tendenzschrift gegen die Herrschaft der Orthodoxie der bedeutendste. Seinen litterarischen Gegnern ist die "Geschichte eines dicken Mannes" (Berl. 1794, 2 Bde.), ein unsäglich seichtes, unerquickliches Buch, gewidmet. Heftigen Widerspruch zog ihm die breite und eitle "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz" (Berl. 1781; 3. Aufl. 1788-96, 12 Bde.) zu. Sein borniertes Ankämpfen gegen alle neuern Richtungen in der Litteratur (gegen Goethe hatte er schon 1775 das platte Machwerk "Die Freuden des jungen Werther" gerichtet) wurde der Anlaß zu zahlreichen Angriffen gegen ihn, wie sie namentlich von Herder, Goethe und Schiller in den "Xenien", von Lavater und Fichte ausgingen. Die nüchterne Beschränktheit und polternde Rechthaberei des alternden Schriftstellers, der sich gern für den geistigen Erben Lessings ausgegeben hätte, führten schließlich dahin, daß man auch seine wirklichen Verdienste übersah und leugnete. Noch sind seine biographischen Schriften über E. v. Kleist (1760), Th. Abbt (1767), Justus Möser (1797) u. a. zu erwähnen.