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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nikolajewsk; Nikolajewskaja Sloboda; Nikolaus

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Nikolajewsk - Nikolaus.

Nikolajewsk, 1) Kreisstadt im russ. Gouvernement Samara, am Irgis, mit 4 Kirchen (darunter 2 der Altgläubigen) und 2 Moscheen, Handel mit Korn und Vieh und (1884) 10,002 Einw. Der südwestliche Teil des Kreises ist von deutschen Kolonisten bewohnt. -

2) Hafenstadt im Küstengebiet von Ostsibirien, am linken Ufer des Amur, 32 km vom Meer, mit (1882) 5300 Einw., meist Soldaten und Beamte; die freien Einwohner, worunter mehrere amerikanische Kaufleute, wohnen nur zeitweilig hier, da das Klima außerordentlich feucht und kalt (mittlere Jahrestemperatur -2,6° C.) und die Mündung des Flusses fünf Monate durch Eis verschlossen ist. Die Ausfuhr zur See bewertete sich im Jahr 1886 auf 139,995 Rubel (namentlich Mais), die Einfuhr auf 891 Rub. Seine Bedeutung als Hauptstadt des Küstengebiets hat N. an Chabarowka abtreten müssen.

Nikolajewskaja Sloboda, rasch aufgeblühter Ort im russ. Gouvernement Astrachan, Kreis Zarew, unweit der Wolga, Kamyschin gegenüber, hat 4 Kirchen, bedeutenden Handel mit Salz und Weizen und 14,429 Einw. N. wurde Ende des 18. Jahrh. mit Kleinrussen bevölkert, welche das Salz aus dem See Elton zur Wolga führen sollten.

Nikolaus (Nikolaos, griech., "Volkssieger"), 1) N. der Wunderthäter, einer der Hauptheiligen der griech. Kirche, geboren zu Patara in Lykien, wurde als Bischof von Myra unter Kaiser Licinius eingekerkert und erst unter Konstantin befreit. Nachdem er schon lange im Orient als Heiliger verehrt worden, brachten Kaufleute aus Bari seinen Leichnam 1087 in ihre Vaterstadt, wo der Tag seiner Ankunft, 9. Mai, alljährlich noch festlicher begangen wird als sein Todestag, 6. Dez., welcher in Deutschland, in der Schweiz und in den Niederlanden Anlaß zu dem bekannten Nikolausfest gegeben hat. Über letzteres vgl. Schnell, Sankt N. etc. (Ravensb. 1883-86, 5 Hefte).

Päpste.

2) N. I., der Heilige, geboren im Anfang des 9. Jahrh. zu Rom, ward von Leo IV. zum Kardinal, 24. April 858 zum Papst erhoben, suchte zuerst den pseudoisidorischen Dekretalen legales Ansehen zu geben. Die von ihm ausgesprochene Exkommunikation des Patriarchen Photius von Konstantinopel (863) gab eine Hauptveranlassung zur Trennung der morgenländischen Kirche von der abendländischen. Den König Lothar II. zwang er, die von demselben verstoßene Teutberga wieder als Gemahlin anzunehmen, und brach in diesem Ehestreit die Selbständigkeit der fränkischen Kirche, welche Lothars Ehe mit Waldrada gebilligt hatte. Er starb 13. Nov. 867 und wurde später kanonisiert. Man hat von ihm außer einigen andern Schriften gegen 100 Briefe, herausgegeben im 15. Bande der Sammlung von Mansi. Vgl. Lämmer, N. I. und die byzantinische Staatskirche seiner Zeit (Berl. 1857).

3) N. II., geboren zu Chevron in Savoyen, hieß eigentlich Gerhard und war Bischof von Florenz, als er im Dezember 1058 auf Betrieb des Legaten Hildebrand und unter dem Schutz des Herzogs Gottfried von Lothringen in Siena zum Papst erwählt ward. Er setzte den Gegenpapst Benedikt X. ab und übertrug 1059 die Papstwahl dem Kardinalskollegium. Der Herzog der Normannen, Robert Guiscard, wurde sein Lehnsträger in Unteritalien. In N.' Regierungszeit fällt auch der Abendmahlsstreit des Berengar (s. Abendmahl). Er starb 27. Juli 1061.

4) N. III., aus dem röm. Geschlecht der Orsini, bestieg als Kardinaldiakonus 24. Nov. 1277 den päpstlichen Stuhl, befleckte denselben aber namentlich durch Nepotismus. Karl von Anjou, mit dem er sich entzweit hatte, entzog er die Würde eines Patricius (Statthalters) von Rom, die er nun auf sich selbst übertrug; auch war er insgeheim Bundesgenosse der Sizilianer gegen Karl. Er starb 22. Aug. 1280 in Soriano bei Viterbo.

5) N. IV., früher Hieronymus von Ascoli, war Bischof von Palestrina, General des Franziskanerordens und Kardinal, als er 22. Febr. 1288 zum Papst gewählt wurde. Er gehörte zur ghibellinischen Partei, krönte den König Karl den Lahmen zum König von Sizilien, sandte Franziskanermönche als Missionäre nach China und zu den Tataren und bemühte sich vergebens, einen neuen Kreuzzug zu stande zu bringen; starb 4. April 1292. N. war ein sehr gelehrter Papst und eifriger Gönner seines Ordens. Vgl. Rossi, Vita Nicolai papae IV. (Pisa 1761); Langlois, Les registres de Nicolas IV (Par. 1886).

6) N. (V.), vorher Pietro Rainaluci, auch Peter von Corbière, Minorit, ward 1328 vom Kaiser Ludwig dem Bayern als Gegenpapst Johanns XXII. aufgestellt, unterwarf sich aber dann demselben 1330 und starb im Gefängnis.

7) N. V., früher Thomas Parentucelli, Sohn eines Arztes, geb. 1398 zu Pisa, studierte in Bologna, lebte dann in Begleitung des Nikolaus Albergati längere Zeit in Florenz, wo er mit Humanisten viel verkehrte, machte als Legat mehrere Reisen nach Frankreich und Deutschland, wurde von Cosimo von Medici zum Vorstand der ersten öffentlichen Bibliothek in Florenz ernannt, 1446 Bischof und Kardinal und 6. März 1447 zum Papst erwählt. Sein Hauptverdienst besteht in der Beförderung der wissenschaftlichen Studien; die Bibliothek des Vatikans vermehrte er um 3000 Bände, besonders griechische und lateinische Manuskripte. Er bewirkte die Auflösung des Baseler Konzils und schloß 1448 unter Vermittelung des Äneas Sylvius mit Kaiser Friedrich III. das sogen. Aschaffenburger Konkordat ab. Auch am Kampf gegen die Türken beteiligte er sich, suchte aber vergeblich einen Kreuzzug zu stande zu dringen. Er feierte 1450 das Jubeljahr, krönte 1452 den deutschen Kaiser Friedrich III. und starb 24. März 1455. Vgl. Sforza, Papst N. V. Heimat, Familie und Jugend (deutsch, Innsbr. 1888).

Fürstliche Personen.

8) N. I. (Nikita) Petrowitsch Njegusch, Fürst von Montenegro, geb. 7. Okt. 1841, Sohn des Mirkov Petrowitsch, Bruders des Fürsten Danilo, welchem er 14. Aug. 1860 in der Regierung folgte, begann bereits 1862 einen Krieg mit den Türken, mußte zwar nach der Einnahme von Cetinje durch diese 13. Sept. einen demütigenden Frieden eingehen, wußte sich aber mit Hilfe der Großmächte der lästigsten Bedingungen zu entledigen und erlangte bald fast völlige Unabhängigkeit. Er schloß sich namentlich eng an Rußland an, von dem er eine ansehnliche Rente bezog, und nach dessen Befehlen er sich streng richtete. Auch mit Serbien und Rumänien knüpfte er freundschaftliche Verbindungen an und begann 1876 gleichzeitig mit ersterm, von Rußland mit Geld, Munition und Lebensmitteln unterstützt, einen neuen Krieg gegen die Türkei, in dem er mit Glück kämpfte. Er eroberte 1877 Nikschitz und 1878 Antivari und erhielt im Berliner Vertrag nicht bloß die Anerkennung seiner Souveränität, sondern auch eine erhebliche Vergrößerung seines Gebiets. 1879 gab er seinem Staat eine Art Verfassung. Auch als Dichter machte er sich einen Namen und verfaßte das Drama "Baldanska Carica". Vermählt ist er seit 8. Nov. 1860 mit Milena Petrowna Wukotitschowa, der Tochter des Se-^[folgende Seite]