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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nisâmî; Nisamijes; Nisan; Nisard; Niscemi; Nisch; Nischan

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Nisâmi - Nischan.

Nisâmî (Nizâmî), einer der sieben großen Dichter Persiens (eigentlich Abu Mohammed ben Jusuf Scheich Nisâm eddîn), geboren um 1100 zu Gendsche, war ein Günstling der damals in Persien herrschenden Seldschukkenfürsten; starb 12050 der 1209. Er ist der Begründer des romantischen Epos. Außer einem Diwan, welcher 28,000 Distichen enthalten soll, verfaßte N. fünf größere Dichtungen (gewöhnlich Pentsch-Gentsch, "die fünf Schätze", oder Chamse, "Fünfer", genannt), die in Persien als bis jetzt unerreichte Meisterwerke der Poesie gelten: "Machsen ul esrâr" ("Magazin der Geheimnisse"), ein didaktisches Gedicht (pers. hrsg. von Bland, Lond. 1844); "Chosrau u Schirin", romantisches Epos, das die Liebe des persischen Königs Chosrau zur Schirin zum Gegenstand hat (in deutscher Nachbildung von Hammer, Wien 1812, 2 Bde.); "Medschnun u Leila", die Liebe des Medschnun zur schönen Leila besingend (engl. von Atkinson, Lond. 1836); "Heft peiger" ("Die sieben Schönheiten"), eine Sammlung von sieben Novellen in poetischer Form (pers. und deutsch von Erdmann, Kasan 1835), darunter die durch Gozzi und Schiller bekannte Erzählung von Turandot; "Iskender nâmeh", eine sagenhaft ausgeschmückte Geschichte Alexanders d. Gr., in zwei Teilen, einem mehr epischen (Kalk. 1812; zum Teil von Rückert deutsch nachgebildet, 1828) und einem didaktischen (hrsg. von Sprenger, das. 1852-69). Vgl. Bacher, Nizâmîs Leben und Werke (Leipz. 1872).

Nisamijes (türk.), die aus Christen und Mohammedanern zusammengesetzten Justizbehörden des türkischen Reichs. Weiteres s. Türkisches Reich.

Nisan (hebr.), der siebente Monat des bürgerlichen, der erste des Festjahrs der Juden, hat stets 30 Tage, fällt in unsern März und April. Am 15. N. beginnt das achttägige Passahfest.

Nisard (spr. -sār), Désiré, franz. Litterarhistoriker, geb. 20. März 1806 zu Châtillon sur Seine, wurde 1836 Vorsteher des Sekretariats im Ministerium des öffentlichen Unterrichts, 1843 Professor der Beredsamkeit am Collège de France zu Paris und war seit 1857 zugleich Direktor der höhern Normalschule, bis er 1867 zum Senator ernannt wurde. Als Litterarhistoriker führte er sich ein mit den anziehend geschriebenen "Études de mœurs et de critique sur les poètes latins de la décadence" (1834, 2 Bde.; 4. Aufl. 1878). Seine spätern Hauptwerke sind: "Mélanges" (1839, 2 Bde.); die vortreffliche "Histoire de la littérature française" (8. Aufl. 1881, 4 Bde.); "Renaissance et réforme: Érasme, Thomas Morus, Mélanchthon" (3. Aufl. 1877); "Études de critique littéraire" (1858); "Études d'histoire et de littérature" (1859, neue Folge 1864); "Mélanges d'histoire et de littérature" (1868); "Les quatre grands historier latins" (1874), ein durch feine Kritik und geschmackvolle Darstellung gleich ausgezeichnetes Werk; "Portraits et études d'histoire littéraire" (1874); "Précis de l'histoire de la littérature française" (2. Aufl. 1878) und "Nouveaux mélanges" (1886). An seinen in der Gelehrtenwelt sonst sehr geschätzten Namen knüpft sich die böse Reminiszenz eines Vortrags, in welchem er zur Rechtfertigung des Napoleonischen Staatsstreichs die bedenkliche Theorie von der "doppelten Moral" (der öffentlichen und der privaten) vertrat. Seit 1850 Mitglied der Akademie, seit 1856 Kommandeur der Ehrenlegion, starb er 26. März 1888. Nach seinem Tod erschienen "Souvenirs et notes biographiques". - Sein Bruder Charles, geb. 10. Jan. 1808, war bis 1848 der Familie Ludwig Philipps attachiert und hat sich ebenfalls durch litterarhistorische Arbeiten, z. B. "Le triumvirat littéraire au XVI. siècle" (Studien über Lipsius, Scaliger u. Casaubon, 1852), "Histoire des livres populaires" (1854, 2. Aufl. 1864), "Les gladiateurs de la république des lettres" (1860, 2 Bde.), "Des chansons populaires etc." (1866, 2 Bde.), "Étude sur le langage populaire ou patois de Paris" (1873), "Le comte de Caylus" (1877), "Considérations sur la Révolution française et sur Napoléon I" (1887) u. a., bekannt gemacht.

Niscemi (spr. -schĕmi), Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), Kreis Terranova, mit Resten eines Kastells und (1881) 11,962 Einw.

Nisch, befestigte Kreisstadt im Königreich Serbien, an der Nischawa, die 12 km westlich von hier in die südliche Morawa mündet, hat ein Gymnasium, ein Lehrerseminar, viele Gärten, Brunnen und Bäder, eine ziemlich starke Festung, die zum Teil ihre Existenz der österreichischen Besetzung von 1737 verdankt, und (1884) 16,178 Einw. N. ist ein wichtiger Handelsplatz, Sitz der Kreisbehörden und eines griechischen Bischofs. In der Nähe warme Quellen. Beim Dorf Brzibrod, östlich von N., Reste des alten Nisus (s. Naissus). Im 7. Jahrh. kam N. an Bulgarien und ward am Ende des 12. Jahrh. von den Serben eingenommen. Der Fall von N. 1375 war der erste Nagel zum Sarg der serbischen Unabhängigkeit; 1443 wurde die Stadt von den Ungarn unter Johann Hunyades erobert. Am 23. Sept. 1689 hier Sieg der Österreicher unter Markgraf Ludwig von Baden über die Türken. 1690 wurde N. von den Türken wieder genommen, 1737 von den Österreichern unter Seckendorf zwar von neuem erobert, aber in demselben Jahr vom General Dochat den Türken übergeben. Unweit davon die Redouten, welche die Serben 1809 errichtet hatten, und in denen sich Stephan Sindjelitsch mit den stürmenden Türken in die Luft sprengte. Aus den Schädeln der dort gefallenen Serben wurde an der Straße nach Konstantinopel eine (noch ziemlich erhaltene) Siegestrophäe errichtet. Im Juni 1876 wurde N. von den Serben vergebens angegriffen und erst im Januar 1878 von ihnen besetzt. Der Kreis N. zählt (1886) 139,638 Einw. auf 2375 qkm (43 QM.).

Nischan (arab.), "Zeichen", in der Amtssprache s. v. w. Orden (s. unten); auch kaiserliche Unterschrift, daher Nischandschi, der Beamte, welcher die Tughra, d. h. Unterschrift, zeichnet; früher auch Rangzeichen beim Militär, welches in der Form einer Messing-, Silber- oder Goldplatte um den Hals getragen wurde.

Nischan, 1) N. el Aamân ("Vertragsorden"), tunes. Orden, von Mohammed es Sadock 1859 zur Erinnerung an die Errichtung der Konstitution gestiftet, hat nur eine Klasse, gleicht dem Wappen der Regierung und wird meist nur an tunesische hohe Würdenträger verliehen. -

2) N. el Iftikhar, tunes. Zivil- und Militärverdienstorden, von Haines Bei gestiftet, von Mohammed Bei (1855-59) geändert, hat fünf Klassen, wie die Ehrenlegion, der er nachgebildet ist. Die Dekoration hat die Form eines Sterns mit Strahlen, in dessen Mitte sich der Namenszug des Beis befindet. -

3) N. Iftikhar, türk. Orden, von Sultan Selim III. für um die Türkei verdiente Ausländer gestiftet und 1827 erneuert, eine goldene, reichverzierte Medaille, auf der der Namenszug des Sultans steht, an Halbmond und Stern hängend. -

4) N.-i-Imtiaz ("Auszeichnungsorden"), türk. Verdienstorden, gestiftet von Sultan Abd ul Hamid 1879. Die Dekoration besteht in einer goldenen, blau emaillierten Platte, welche die vier Worte: Hammiet, Gairet, Schidschaat, Sadakat (Patriotismus, Eifer, Tapferkeit, Treue) enthält. Der Orden