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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Norfolktanne; Norge; Nória; Noriac; Norĭcum

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Norfolktanne - Noricum.

Herzog von Vendôme zum Rückzug genötigt. Nach seiner Rückkehr trat er an seines Vaters Statt in das Lord-Schatzmeisteramt und übernahm nach Verdrängung des Kardinals Wolsey auch das große Siegel. Die Vermählung Heinrichs VIII. mit seiner Nichte Anna Boleyn unterstützte er zwar; als er aber bemerkte, daß dieselbe die Reformation begünstigte, ward er, ein eifriger Katholik, ihr erbitterter Gegner und sprach als Präsident der Gerichtskommission das Todesurteil über sie aus. Nach dem Ausbruch der katholischen Unruhen in den nördlichen Provinzen war er genötigt, das Schwert gegen seine Glaubensgenossen zu ziehen; doch wußte er Heinrich VIII. zur Erteilung einer Amnestie zu bestimmen. Als aber die Fanatiker 1537 Carlisle belagerten, überfiel er dieselben und ließ 70 Anführer aufknüpfen. Nach Aufstellung der dem Katholizismus sich zuneigenden sechs Glaubensartikel und nach der Vermählung des Königs mit seiner katholisch gesinnten Nichte Katharina Howard wurde N. das Schwert gegen die Reformierten in die Hände gegeben, und er verfolgte sie auf das grausamste. Trotz der neuen Verdienste, die er sich durch einen glücklichen Einfall in Schottland 1542 und durch seine Teilnahme an der vom König in Person gegen Frankreich geführten Expedition erwarb, wurde er unmittelbar nach der Rückkehr von derselben 12. Dez. 1546 mit seinem ältesten Sohn, dem Grafen Surrey, plötzlich in den Tower geworfen. Surrey, der die Absicht gehabt hatte, den hinsiechenden König wieder auf die Seite der strengen Katholiken zu ziehen, und sich dabei zu ehrgeizigen Kundgebungen hatte verleiten lassen, bestieg schon in wenigen Tagen das Schafott. N. entging dem gleichen Schicksal nur dadurch, daß der König in der Nacht vor dem zu seiner Hinrichtung bestimmten Tag starb, erhielt jedoch erst mit der Thronbesteigung der katholischen Maria Freiheit, Güter, Würden und den alten Einfluß zurück. Mit Eifer betrieb er die Vermählung der Königin mit Philipp von Spanien und unterdrückte die Empörung des Thomas Wyat sowie andre Volksaufstände. Er starb 25. Aug. 1554.

4) Thomas Howard, vierter Herzog von, Enkel des vorigen und Sohn des hingerichtete Grafen Surrey, geb. 1536, stand anfangs bei der Königin Elisabeth in großer Gunst, ward aber sodann, da er sich um die Hand der gefangenen Königin von Schottland, Maria Stuart, bemühte, im Oktober 1569 in den Tower gesetzt. Doch erhielt er nach kurzer Zeit die Freiheit wieder. Da er aufs neue in Briefwechsel mit Maria trat und sogar den Papst, Philipp II. von Spanien und den Herzog Alba ins Einverständnis zog, um die Befreiung der Gefangenen durchzusetzen und Elisabeth vom Thron zustoßen, wurde er, nachdem die Verschwörung entdeckt worden war, 1572 als Hochverräter zum Tod verurteilt und hingerichtet; seine Familie ging abermals aller Güter und Würden verlustig.

5) Thomas Howard N., Graf von Arundel, Enkel des vorigen, erhielt 1603 von Jakob I. den Titel eines Grafen von Surrey und die Güter des Hauses zurück, wozu 1621 noch die Großmarschallswürde kam, und wurde 1644 auch zum Grafen von N. ernannt. Er war durch seinen feinen Kunstsinn ausgezeichnet und hat eine bedeutende Sammlung von Kunstsachen und Antiquitäten zusammengebracht, der namentlich auch die später der Universität Oxford geschenkten Arundel-Marbles angehörten. Er starb 4. Okt. 1646. Sein Enkel Thomas Howard erhielt 1661 den Herzogstitel zurück.

6) Charles Howard, elfter Herzog von, geb. 15. März 1746, sagte sich 1780 von der katholischen Kirche los und erhielt damit das Recht, als Abgeordneter von Carlisle im Unterhaus zu sitzen, wo er als Gegner der Minister North und Pitt auftrat. Dieselbe Opposition setzte er nach dem Tod seines Vaters 1786 als Herzog im Oberhaus fort. Er starb 16. Dez. 1815 kinderlos. Die hinterlassenen Güter und Würden fielen einem Seitenverwandten zu, Bernard Edward Howard, geb. 21. Nov. 1765, der als erster katholischer Peer nach der Emanzipationsbill einen Sitz im Oberhaus erhielt. Er starb 16. März 1842.

7) Henry Charles, 13. Herzog von, Sohn des eben genannten Bernard Edward Howard, geb. 12. Aug. 1791, trat 1829 als erstes katholische Mitglied für den Wahlflecken Horsham, den er später mit Westsussex vertauschte, ins Unterhaus, wurde 1837 zum Schatzmeister des königlichen Hofstaats ernannt, 1841 noch bei Lebzeiten seines Vaters als Lord Maltravers zum Peer erhoben, 1846 aber als Anhänger der Whigs zum Oberstallmeister ernannt. Er war ein entschiedener Gegner der ultramontanen Bestrebungen, stimmte 1851 für die geistliche Titelbill und trat bald darauf offen zur protestantischen Kirche über. Mit dem Ministerium Russell legte er im Februar 1852 sein Amt nieder, erhielt aber im Januar 1853 unter Aberdeen das Amt eines Lord-Steward. Er starb 18. Febr. 1856; auf seinem Sterbebett soll er zum Katholizismus zurückgekehrt sein.

8) Henry Granville Howard, 14. Herzog von, ältester Sohn des vorigen, geb. 7. Nov. 1815, war seit 1837 liberales Parlamentsmitglied für Arundel, dann für Limerick und verfocht die katholischen Interessen, zog sich aber nach Auflösung des Parlaments im Juli 1852 von der Öffentlichkeit zurück und starb 25. Nov. 1860. Sein Titel ging auf seinen Sohn Henry Fitzalan Howard, den 15. und jetzigen Herzog von N., geb. 27. Dez. 1847, über.

Norfolktanne, s. Araucaria.

Norge, dän. und norweg. Name für Norwegen.

Nória (span.), Wasserhebungsmaschine, besteht aus einer über zwei Rollen senkrecht auf- und abgeführten, mit Kasten besetzten Kette, bei deren Bewegung die Kasten sich unten füllen und oben angelangt sich entleeren. Wird besonders zur Bewässerung der Felder in Spanien gebraucht. Vgl. Paternosterwerke.

Noriac, Claude Antoine Jules Cairon, genannt Jules N., franz. Schriftsteller, geb. 1827 zu Limoges, that sich zuerst als Feuilletonist in dem alten, unpolitischen "Figaro", dann in einigen von ihm selbst redigierten Blättern, wie: "Figaro-Programme", "Suleil", "Les Nouvelles", hervor. Seine Humoresken: "Le cent-unième régiment" (1860) und "La bêtise humaine" (1860), erregten allgemeines Aufsehen und machten den Namen des Verfassers populär. Von den spätern Schriften konnte sich keine desselben Erfolgs rühmen; doch verdienen "Le grain de sable" (1861), "Les mémoires d'un baiser" (1863), "Le journal d'un flâneur" (1865), "Le capitaine Sauvage" (1866), "La maison verte" (4 Bde.) und "La grande veuve" (beide 1876) Erwähnung. Eine Reihe von Jahren (1862-70) war N. Direktor des Variétéstheaters und der Bouffes parisiens und lieferte damals für das Theater die Posse "La boîte au lait" (mit E. Grangé, später von Offenbach in Musik gesetzt); die Operetten: "Le timbale d'argent" (mit Grangé, Musik von Vasseur), "Pierrette et Jacquot" (mit Ph. Gille, Musik von Offenbach) u. a. Er starb 1. Okt. 1882 in Paris.

Norĭcum, eins der altrömischen Süddonauländer, zwischen Rätien und Pannonien, umfaßte das jetzige