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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Normännische Inseln; Normännischer Baustil; Normanton; Normatage; Normativ; Normieren; Nornagest; Nornen; Noroña; Norrbotten

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Normännische Inseln - Norrbotten.

fahrend, über das Schwarze Meer bis in den Bosporus vordrang und Konstantinopel bedrohte; Oleg und Igor wiederholten diese Kriegszüge gegen das griechische Kaiserreich, die dortigen Kaiser nahmen die kühnen Seeräuber endlich in Sold, um sich zu schützen, und die "Baranger" waren seitdem die tapfersten und treuesten Truppen des kaiserlichen Heers. Als unter Wladimir d. Gr. (980-1015) in Rußland das Christentum eingeführt wurde, verloren die Waräger ihre Vorrechte und verschmolzen mit den Slawen, deren Sprache und Sitten sie annahmen. Vgl. Russisches Reich, Geschichte.

Von höchstem Interesse sind auch die Fahrten der N. im nördlichen Atlantischen Ozean. Nachdem sie die Orkney- und Shetlandinseln besetzt hatten, entdeckten sie die Färöerinseln, und von hier gelangte um 860 Naddodd zuerst nach Island, das infolge der Gewaltherrschaft Harald Harfagars in Norwegen durch die unzufriedenen Auswanderer rasch bevölkert wurde. Aber noch weitere kühnere Wikingsfahrten unternahmen die N. von Island aus. Erich der Rote siedelte sich 986 in dem bereits 876 entdeckten Grönland an, und sein Sohn Leif besuchte von hier "Vinland", die Küste Nordamerikas (Neuengland), die wegen der dort vorgefundenen wild wachsenden Reben so genannt wurde. Thorfinn Karlsafna versuchte 997 auch eine feste Ansiedelung daselbst, welche sich jedoch gegen die Angriffe der Skrälinger (Eskimo) nicht behaupten konnte. Andre Isländer drangen noch weiter nach Süden bis Hvitramannaland (das jetzige Carolina) vor; doch konnten diese Fahrten ihrer großen Gefahren halber nicht oft gemacht werden, und die Entdeckungen versanken wieder in völlige Vergessenheit. Auch die Ansiedelungen in Grönland gingen im 14. Jahrh. zu Grunde. Nur in Island entwickelte sich die Kolonie zu einer bedeutenden Kultur. Vgl. außer den angeführten Werken noch: Strinnholm, Wikingszüge, Staatsverfassung und Sitten der alten Skandinavier (deutsch, Hamb. 1839-41, 2 Bde.); Munch, Das heroische Zeitalter der nordisch-germanischen Völker etc. (deutsch, Lübeck 1854); Steenstrup, Normannerne (Kopenh. 1876-82, 4 Bde.); K. Wilhelmi, Island, Hvitramannaland, Grönland und Vinland (Heidelb. 1842); Dondorff, Die N. und ihre Bedeutung für das europäische Kulturleben im Mittelalter (Berl. 1875).

Normännische Inseln, s. Kanalinseln.

Normännischer Baustil, eine besondere Ausbildung des romanischen Stils, welche die Bauten der Normannen in Sizilien, Unteritalien, Nordfrankreich und England kennzeichnet. S. Baukunst, S. 494 f.

Normanton (spr. nórmänt'n), 1) Stadt in Yorkshire (England), 8 km westlich von Pontefract, hat Bergbau, Eisenhütten, lebhaften Verkehr und (1881) 8038 Einw. - 2) Ort in Australien, s. Norman.

Normatage, in katholischen Ländern die höchsten Feiertage, an welchen öffentliche Lustbarkeiten untersagt sind.

Normativ (lat.), als Norm geltend; Normativbestimmungen, die allgemeinen (insbesondere gesetzlichen) Bedingungen, welchen in jedem Einzelfall (z. B. von Banken) genügt werden muß.

Normieren (lat.), regeln, als Norm festsetzen; auch als Norm gelten.

Nornagest, in der nordischen Sage Sohn des dänischen Fürsten Thord zu Gröning, dem die Norne so lange zu leben beschied, als die neben ihm brennende Kerze wahre (der nordische Meleager); er trug nun die Kerze mit sich umher und ließ sie erst als 300jähriger Greis mit seinem Leben verglimmen.

Nornen (Nornir), in der nord. Mythologie die Göttinnen der Zeit und des Schicksals, werden als drei Jungfrauen: Urdh (Vergangenheit), Verdandi (Gegenwart) und Skuld (Zukunft), dargestellt, die in und an dem heiligen Brunnen der Urdh, der ältesten der N., unter dem Baum Yggdrasill in Asgard weilen und die Schicksale der Menschen sowie der Götter bestimmen. N. heißen dann auch die Schutzgeister der Menschen, welche ihnen bei der Geburt die irdischen Güter bestimmen, zum Teil vom Geschlecht der Asen sind, zum Teil aber auch zu den Elfen und Zwergen gehören. Auch die Wahrsagerinnen, welche an den Wiegen der Kinder prophezeiten und sie für das Leben mit allerhand Gaben ausstatteten, wurden N. genannt. Deutsche Sagen weisen dieselbe Vorstellung auf; in der Regel sind es drei Schwestern, dieselben Wesen, welche auf keltischem Boden als tria fata (Feen) auftreten.

Noroña (spr. -ronnja), Don Gaspar Maria de Nava Alvarez, Conde de, span. Dichter, geb. 6. Mai 1760 zu Castellon de la Plana, trat früh in Militärdienste und rückte im Kriege gegen die französische Republik schnell bis zum Generalleutnant auf. Der Abschluß des Friedens von 1795 begeisterte ihn zu seiner berühmt gewordenen "Friedensode", und von jetzt ab folgte schnell eine größere Anzahl kriegerischer Oden und Elegien, durch die sich N. den Namen des "kastilischen Tyrtäos" erwarb. Die diplomatische Laufbahn betretend, ward er 1795 Gesandter in Bern, später in St. Petersburg und schließlich Gouverneur von Cadiz. Während des spanischen Befreiungskriegs kommandierte er eine Abteilung Nationaltruppen im Königreich Galicien und erfocht den glänzenden Sieg an der Brücke von San Payo. Nach der Restauration ließ er sich in Madrid nieder, wo er 1816 starb. Unter seinen "Poesías" (Madr. 1799 u. 1800, 2 Bde.) zeichnen sich die lyrischen durch Feuer und Kühnheit der Gedanken aus. Im übrigen sind besonders das philosophische Gedicht "La muerte" und das heroisch-komische "La Quicaida" zu erwähnen. Weniger gelungen ist die epische Dichtung "La Ommiada" (Madr. 1816), des Dichters Schwanengesang. Seine "Poesías asiáticas" (Par. 1833 u. öfter) enthalten orientalische Gedichte in spanischer Übersetzung. Eine Sammlung seiner lyrischen Dichtungen enthält Bd. 63 der "Biblioteca de autores españoles".

Norrbotten, das nördlichste und menschenleerste Län Schwedens, zusammengesetzt aus Teilen der Landschaft Westerbotten und der schwedischen Lappmarken, grenzt an Westerbotten, Norwegen, Finnland und den Bottnischen Meerbusen und umfaßt 106,818,4 qkm (1940 QM.). Man pflegt das Län in zwei Teile zu teilen: in das niedrigere und mildere Küstenland oder eigentliche N. und in die an Norwegen grenzenden Lappmarken, letztere ein Gebirgsland mit den höchsten Bergen Schwedens (Sulitjelma 1880 m, Almajalos 1680 m hoch u. a.). Die bedeutendsten Flüsse sind: Torneå mit Muonio (Grenzfluß gegen Finnland), Kalix, Råneå; Luleå, Piteå und Skellefteå, welche zum Teil große Landseen bilden. Längs des Küstenstrichs sind noch bedeutende Wälder (insgesamt 27,7 Proz. des Areals), auch wird dort noch etwas Ackerbau (auf Gerste, Winterroggen, Hafer und Kartoffeln) und Viehzucht getrieben. 1884 zählte man 9270 Pferde, 41,013 Rinder, 34,269 Schafe, 1411 Ziegen und 3109 Schweine. Im übrigen ist das Kulturland nur gering (Äcker und Gärten nur 0,3 Proz., Wiesen 1,7 Proz. des Areals). Die mittlere Jahrestemperatur