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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Noviodunum - Nowgorod.

der letztern unter Saint-Cyr über die Österreicher unter Kray 6. Nov. 1799).

Noviodūnum ("Neuenburg"), kelt. Städtename: N. (Nevirum) Äduorum, das jetzige Nevers; N. Biturigum, das jetzige Neuvy sur Baranjon; N. Helvetiorum, das jetzige Nyon; N. Suessionum, das jetzige Soissons, u. a.

Noviomăgus, Name kelt. Städte, von der Lage in einer Ebene (Mag): N. Batavorum, das jetzige Nimwegen; N. Lexoviorum, das jetzige Lisieux; N. Nemetum, das jetzige Speier; N. Treverorum, das jetzige Neumagen, etc.

Novipasar (auch Rascien), Sandschak im SO. des ehemaligen türk. Wilajets Bosnien, grenzt an Serbien, Albanien und Montenegro, wird vom Limfluß durchströmt, ist zum größten Teil ein unwirtliches Karstland und zählt auf 9955 qkm (181 QM.) 168,000 Einw. (meist Mohammedaner und Serben). Hauptort ist die Stadt N. (Jenipasar) an der Raschka, mit elenden Straßen, ärmlichen Häusern und 12,000 Einw. Im O. der Stadt liegen der 1200jährige oktogonale Kuppelbau des noch immer benutzten römischen Bades, die uralte serbische Petrovokirche (einst ein heidnischer Tempel), im Norden dagegen auf einer Fallkuppe der Golia Planina die schön gelegene Klosterruine Jurjovi Stupovi. An der Stelle des heutigen N. stand zur Zeit des altserbischen Reichs Rassia, dessen die byzantinischen Geschichtschreiber schon im 9. Jahrh. erwähnen. N. ist ein strategisch hochwichtiger Punkt, indem er einerseits die Verkehrslinie zwischen Bosnien und Rumelien sichert, anderseits die Verbindung Serbiens mit Montenegro hindert. Aus diesem Anlaß hält Österreich-Ungarn auf Grund des Artikels 85 des Berliner Vertrags seit September 1879 den westlichen Teil des Sandschaks, nämlich die Städte Plewlje, Prjepolje und Bjelopolje, mit 2793 Mann besetzt.

Nóvita, alte Hauptstadt der Provinz Choco im Departement Cáuca der Republik Kolumbien, 175 m ü. M., mit (1870) 6800 Einw. Die ehemaligen Gold- und Platinminen der Umgegend sind jetzt erschöpft.

Novität, s. Nova.

Novize, s. Noviziat.

Noviziāt (neulat.), die Probezeit, welche diejenigen bestehen müssen, die Mitglieder eines religiösen Ordens werden wollen. Sie heißen während dieser Zeit Novizen und stehen unter Aufsicht eines besondern Novizenmeisters. Vgl. Kloster.

Novum (lat.), etwas Neues; im Rechtswesen ein zu neuer Verhandlung Anlaß gebender Thatumstand.

Novus homo (lat.), s. Nobilität.

Nowa Alexandria (früher Pulawy), Ort im russisch-poln. Gouvernement und Kreis Lublin, an der Weichsel und der Eisenbahn Kowel-Mlawa, mit etwa 2200 Einw. und schönem Schloß (mit Park), ehemals Residenz des Fürsten Czartoryiski. Das Kaiser Alexander-Institut zur Erziehung von Mädchen (früher in Warschau) befindet sich seit 1843 hier.

Nowāja Ladōga, Kreisstadt im russ. Gouvernement Petersburg, an der Mündung des Wolchow in den Ladogasee und am Ladogakanal, mit 4 Kirchen, Stadtbank, bedeutendem Jahrmarkt im August und (1881) 4095 Einw. Auf der Stelle von N. stand seit dem 15. Jahrh. ein Kloster, um welches Peter d. Gr. 1704 die Stadt erbauen ließ.

Nowaja Semlja ("das neue Land"), zum russ. Gouvernement Archangel gehöriges Inselland im Nördlichen Eismeer, zwischen 70½-77° nördl. Br. und 51½-78° östl. L. v. Gr., östlich vom Karischen Meer bespült und im S. durch die 37 km breite Karische Pforte von der Insel Waigatsch getrennt, 91,800 qkm (1667 QM.) groß, besteht aus zwei durch den Matotschkin Schar (s. d.) getrennten Hauptinsel nebst einer Menge kleiner Nebeninseln und wird von einem Kammgebirge von SW. nach NO. durchzogen, das zwischen 73 und 74° nördl. Br. zu 1200 m aufsteigt. Mächtige Querkämme und Querthäler bedingen das Vorhandensein der besonders an der Westküste zahlreichen und tief eingreifenden Fjorde. Fast ohne Gliederung ist nur die gegen 160 km lange Küste des "Gänselandes" (Gussinaja Semlja) im W. sowie der nördlichste und südlichste Teil der Ostküste. Nördlich vom 74.° nördl. Br. ist das Land von Gletschern bedeckt, die oft bis ins Meer reichen; der südlichste Teil der Insel hat den Charakter einer von einzelnen Bergketten durchzogene Hochebene, welche sich zur Küste hin allmählich verflacht. Das Gebirge besteht hauptsächlich aus Schichten der silurischen und devonischen Formation. Die Temperatur ist an der Westküste bedeutend höher als an der Ostküste: am Westende des Matotschkin Schar im Mittel -8,4° C., am Südostteil der Insel -9,5° C. Die Phanerogamenflora besteht nach Kjellman aus 185 Arten. Von den zwölf Weidenarten gehen die meisten, wie die Zwergbirke (Betula nana), nur bis zum 73. Breitengrad. Die einzige einjährige Pflanze ist Koenigia islandica. Zur Fauna gehören außer den gewöhnlichen Polartieren auch Wölfe und rote Füchse (jedoch seltener vorkommend); unter den Vögeln (43 Arten) sind die Schneeeule (Falco Buteo), der Zwergschwan (Anas nigra) und die Hausschwalbe besonders bemerkenswert. Alle Kolonisationsversuche sind bisher gescheitert; doch werden jährlich Jagdexpeditionen ausgerüstet, welche mit reicher Beute an Fellen, Thran, Eiderdaunen und gesalzenen Fischen heimkehren. - N. war vermutlich schon im 11. Jahrh. den Nowgorodern bekannt, doch wurde die Insel historisch zuerst von Willoughby entdeckt, der aber auf der Rückfahrt mit 70 Gefährten in Lappland verunglückte. Die ersten genauern Nachrichten verdankt man dem Holländer Barents (s. d.), der 1594 den nordöstlichen Teil der Insel (Barentsland) erforschte und 1596-97 im Eishafen am Nordostende überwinterte. Bis 1769 machten Holländer, Engländer und Russen Versuche, eine nordöstliche Durchfahrt nach China oder wenigstens nach Westsibirien aufzufinden. Unter den neuern Reisen nach N. sind die für die Wissenschaft wichtigsten die vier Sommer nacheinander (1821-24) wiederholten Fahrten Lütkes, die Expeditionen von Pachtussow, Ziwolka, Moissejew und v. Baer (1832-1839), die Entdeckungsfahrten der norwegischen Fangmänner (seit 1869), diejenigen von Payer und Weyprecht, die Rosenthalsche Expedition von 1871, die des Grafen Wilczek (1872), endlich die Sibirienfahrten Nordenskjölds (1875, 1876 und 1878). Vgl. Lütke, Viermalige Reise ins Nördliche Eismeer (deutsch von Erman, Berl. 1835); v. Baers Bericht im "Bulletin de l'Académie de St-Pétersbourg" (II u. III); Spörer, Nowaja Semlja (Gotha 1867); v. Heuglin, Reisen nach dem Nordpolarmeer, Bd. 2 (Braunschw. 1873); Töppen, Die Doppelinsel N. (Leipz. 1878); Nordenskjöld, Umseglung Asiens und Europas (das. 1881, 2 Bde.).

Nowaja Uschiza, Kreisstadt im russ. Gouvernement Podolien, am Kaljus, mit (1884) 4422 Einw. Im Kreis N. ist die Tuchfabrikation sowie der Tabaksbau stark entwickelt.

Nowawes, s. Neuendorf.

Nowgŏrod, russ. Gouvernement, zwischen den Gouvernements Petersburg im W. und Jaroslaw im O.,