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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Noworadomsk - Nubar Pascha.

Noworadomsk, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Petrokow, an der Radomka, mit (1885) 8614 Einw. (darunter viele Juden).

Noworossijsk, befestigte Hafen- und Hauptstadt des Bezirks des Schwarzen Meers in der russ. Statthalterschaft Kaukasien, mit (1876) 2988 Einw., liegt südöstlich von Anapa, an der fischreichen Noworossijskschen Bucht, einem der schönsten Ankerplätze (selbst für große Flotten), der aber fast jährlich von den heftigsten Stürmen heimgesucht wird.

Noworshew, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pskow, an den Seen Roszo und Arscho, mit 2 Kirchen und (1885) 1925 Einw.

Nowossil, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Suscha, mit 3 Kirchen und (1882) 4656 Einw.

Nowosybkow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, mit Realgymnasium, Stadtbank, 3 Kirchen und (1885) 11,924 Einw. (fast nur Raskolniken). Die Stadt sowohl als der Kreis hat eine Menge kleiner industrieller Etablissements, in welchen besonders Leder, Leinwand, Öl, Zucker, Borsten, Zündhölzchen bereitet werden, mit welchen Produkten wie auch mit Getreide, Talg, Vieh, Hanf und Holz die Einwohner Handel treiben.

Nowo Tscherkask, Hauptort und einzige Stadt im Lande der Donischen Kosaken, liegt auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Turssow umströmt wird, an der Eisenbahn Koslow-Rostow und hat 11 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein Theater, Irren-, Waisen-, Findel- und Krankenhäuser, ein Zeughaus, ein Denkmal seines Gründers, des Hetmans Platow, und (1882) 37,091 Einw. N. besitzt zwei nicht unbedeutende Jahrmärkte und Handel, besonders mit Getreide, Wein, Holz und Drogueriewaren. Die Industrie, welche sich auf die Fabrikation von Ziegeln, Mehl, Schmiedearbeiten und Wein beschränkte, fängt erst neuerdings an, sich mehr zu heben. N. ist Sitz des Nakasnoi Ataman, des Oberhauptes aller Donischen Kosaken, der Zentralregierung und der obersten Gerichtsbehörde der Donischen Kosaken. Es ist erst 1805 angelegt. Bemerkenswert sind die 30 km nördlich von N. gelegenen und durch Eisenbahn mit N. verbundenen kolossalen Anthracitlager an der Gruschewka, um welche ein jetzt bereits stadtähnlicher Ort entstanden ist.

Nowyj (russ., "neu"), häufig in Verbindung mit Ortsnamen gebraucht, oft in abgekürzter Form, z. B. Nowgorod ("Neustadt").

Nówyj Bug (früher Kuzuja Balka), Flecken im russ. Gouvernement Cherson, an der Eisenbahn Jelissawetgrad-Nikolajew, mit Lehrerseminar und gegen 8000 Einw.

Nowyj Dwor, Stadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, unfern Nowogeorgiewsk, gleichsam eine Vorstadt dieser Festung bildend, an der Eisenbahn Kowel-Mlawa, mit Fayencefabrikation und (1880) 4415 Einw. (meist Juden).

Nowyj Oskol, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, mit 2 Kirchen, etwas Fabrikation in Leder, Seife etc. und (1883) 1624 Einw.

Nowyj Usen, Kreisstadt im russ. Gouvernement Samara, am Usen, mit etwas Talgsiederei und Gerberei, 2 Jahrmärkten, von denen der Pokrowsche (1.-15. Okt.), auf welchem die Kirgisen der Innern Horde ungeheure Viehherden gegen Industriewaren umtauschen, einen Umsatz von über 1 Mill. Rubel erzielt, und (1884) 11,810 Einw.; seit 1835 Stadt.

Nox (lat.), Nacht, s. Nyx.

Noxa (lat.), Schade, Beschädigung; in der Medizin die Schädlichkeit im allgemeinen, die krankmachende Ursache; Noxalklage (Actio noxalis), Klage auf Schadenersatz.

Noyaden (spr. noajaden, v. franz. noyer, ersäufen), zur Zeit der Schreckensherrschaft zu Nantes in Frankreich 1793 auf Befehl des Konventskommissars Carrier ausgeführte Exekutionen, welche darin bestanden, daß man eine Anzahl Verurteilter in der Regel 100, in ein auf dem Boden mit Klappen versehenes Schiff brachte und mitten auf der Loire zugleich ertränkte. Gegen 15,000 Menschen sollen in vier Monaten auf diese Weise ums Leben gebracht worden sein. Da gewöhnlich ein Mann und eine Frau zusammengebunden und ertränkt wurden, so nannte Carrier die N. auch "republikanische Hochzeiten".

Noyon (spr. noajóng), Stadt im franz. Departement Oise, Arrondissement Compiègne, an der Nordbahn und der kanalisierten Oise, mit interessanter Kathedrale im Übergangsstil (12. Jahrh.), ehemaligem Bischofspalast, Seminar, Bibliothek, Zuckerfabrikation, Gerberei und Brauerei, Handel mit Getreide, Leder etc. und (1886) 5582 Einw. Die Umgegend heißt Noyonnais. - N. ist das alte Novio magus. Karl d. Gr. wurde hier gekrönt und Hugo Capet zum König ausgerufen; hier wurde auch Calvin geboren und 16. Aug. 1516 ein Vertrag zwischen Karl I. von Spanien und Franz I. von Frankreich abgeschlossen. Vgl. Lefranc, Histoire de la ville de N. (Par. 1888).

Nto., Abkürzung für netto (s. d.).

Nüance (franz., spr. -angsse), Abstufung, Abschattung, zunächst in Bezug auf den leisen, allmählichen Übergang von Farben und Farbenschattierungen ineinander; dann verallgemeinert auch von Begriffen gebraucht; besonderer feiner Zug (Geste etc.) im Spiel eines Schauspielers. Nüancieren, abstufen, abschatten, leise und fast unmerklich abändern.

Nuba (Nuba-Fulah), nach Friedr. Müller ("Allgemeine Ethnographie") eine Reihe von Völkern, die im Norden Afrikas teils zwischen den Negern, teils am Rande des Negergebiets wohnen und sich von den Negern durch physische Beschaffenheit und durch gewisse ethnologische Merkmale unterscheiden. Als Hauptrepräsentanten gelten die Fulah oder Fulbe (s. d.) im W. und die eigentlichen N. im O. Letztere zerfallen in viele Stämme, darunter die Berâbra (s. d.), die Dongolawi, die Fundsch, Schangalla, Monbuttu, Sandeh, Kredsch u. a.

Nubar Pascha, ägypt. Staatsmann, geboren im Januar 1825 zu Smyrna aus einer christlichen armenischen Familie, wurde in der Schweiz und Frankreich erzogen, trat 1842 unter Mehemed Ali in ägyptische Dienste, erst als Sekretär des Ministers Bogos Bei, dann als Dolmetsch des Vizekönigs, wurde von Abbas Pascha mehrere Male zu wichtigen diplomatischen Sendungen verwendet und 1854 zum Gesandten in Wien ernannt. Unter Said Pascha ward er mit der Organisation des europäisch-indischen Landtransports durch Ägypten und dem Bau der ersten ägyptischen Eisenbahn beauftragt, führte unter Ismail Pascha in Konstantinopel und Paris die Verhandlungen über den Bau des Suezkanals zu einem glücklichen Ende (1864), schloß, 1866 zum Pascha und Minister des Auswärtigen ernannt, mit der Pforte die Verträge über die Stellung Ägyptens im türkischen Reich und die Verleihung des Titels Chedive ab (1867), brachte die Organisation internationaler Gerichte in Ägypten zu stande und bemühte sich mit Erfolg, europäische Kultur und Staatseinrichtungen daselbst einzuführen. Nachdem er bereits 1874-75 sein Amt hatte abgeben müssen, ward er 7. Jan. 1876 in Ungnade entlassen und begab sich nach Europa.