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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ofen (Stadt) - Offenbach.

Gold geschmolzen werden. Bei den Sublimiergefäßöfen werden die Substanzen in gußeisernen Kesseln oder mehr oder weniger horizontal gelegten Thonröhren erhitzt und die Sublimationsprodukte in gemauerten Kammern (Schwefel), eisernen Cylindern (arsenige Säure) oder thönernen Röhren (Fliegenstein, Realgar) verdichtet. Ganz ähnlich sind die zur Darstellung des Quecksilbers (Fig. 10), Zinks und Schwefels dienenden Destillieröfen konstruiert. Die Seigeröfen sind hauptsächlich bei der Gewinnung des Wismuts und Grauspießglanzerzes in Anwendung und bestehen im wesentlichen aus Röhren oder Tiegeln, welche mittels Glüh- oder Flammenfeuer erhitzt werden, und aus thönernen oder eisernen Rezipienten zur Aufnahme des ausgeseigerten Produkts. Die Zementieröfen bestehen aus thönernen Kasten, welche durch flammende feste Brennstoffe oder durch Gasfeuerung erhitzt werden. Vgl. Kerl, Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde (Freiberg 1861-1865, 4 Bde.); Derselbe, Grundriß der allgemeinen Hüttenkunde (Leipz. 1872); Ledebur, Die Öfen für metallurgische Prozesse (Freiberg 1878). Über die in den verschiedenen Zweigen der Technik benutzten Öfen s. die betreffenden Artikel. Über Zimmeröfen s. d.

Ofen (ungar. Buda), Stadt in Ungarn, seit 1873 mit dem am andern Donauufer liegenden Pest zu Einer Stadt unter dem Namen Budapest (s. d.) vereinigt. Die Stadt O. entstand aus einer römischen Militärkolonie, Acincum, d. h. Wasserstadt. Der Name "Ofen" ist die Verdeutschung des magyarischen Pest, dem ein veraltetes Wort, ein Lehnwort, entsprechend dem slawischen pec, zu Grunde liegt, das die sonnige Ortslage abspiegelt oder sich auf die dortigen ofenähnlich dampfenden heißen Bäder bezieht. Alt-Pest ist somit das seit Geisa II. (1142-1161) erweiterte, mit deutschen Kolonisten ("Schwaben") besiedelte "Ofen" im Munde der Deutschen, zum Unterschied von der jüngern Kolonie am rechten Donauufer, dem "neuen Pest" oder Pest schlechthin, so genannt. Bald wurde die Stadt groß und reich, so daß sie allgemein als die Hauptstadt des Königreichs Ungarn angesehen ward. 1279 wurde hier ein vom päpstlichen Legaten Philipp versammeltes Konzil (budensisches Konzil) gehalten; aber erst Ludwig I. wählte 1526 das Schloß zu seinem ständigern Aufenthalt. Aus der Zeit Kaiser Siegmunds, des Luxemburgers, stammt die bedeutendste Rechtsquelle des deutschen Städtewesens Ungarns, das umfassende Ofener Rechtsbuch von 1413-1421 (vgl. Michnay und Lichner, Das Ofener Stadtrecht von 1244-1421, Preßb. 1845), dessen Bestimmungen auch den Inhalt zahlreicher Rechtsbewidmungen andrer Städte abgaben. Matthias Corvinus sorgte für den glänzendern Ausbau, wollte hier auch eine Universität gründen, und seine hier aufgestellte berühmte Bibliothek wurde seit der türkischen Eroberung 1541 teils verschleppt, teils dem Verderben preisgegeben. Soliman übergab O. dem Johann Zápolya, Woiwoden von Siebenbürgen, den er zum tributpflichtigen König von Ungarn ernannt hatte. Ferdinand I., König von Ungarn, vertrieb zwar Zápolya 1527; aber Soliman eroberte O. 1541 wieder, und es blieb seitdem 145 Jahre lang (1541-1686) in den Händen der Türken, obgleich es 1541, 1551, 1598, 1599, 1602 und 1684 durch die Kaiserlichen belagert wurde. Endlich aber eroberten es dieselben unter dem Herzog Karl von Lothringen 2. Sept. 1686, wobei die Stadt geplündert und verbrannt wurde. Seitdem blieb Österreich im ungestörten Besitz derselben. Im ungarischen Revolutionskrieg erstürmte Görgei O. nach tapferer Verteidigung der Festung durch General Hentzi 21. Mai 1849. Nach dem Abzug der Ungarn wurde 11. Juli die Festung durch die Russen ohne Widerstand besetzt und dann den Österreichern übergeben. Vgl. Nemedy, Die Belagerungen der Festung O. 1686 und 1849 (Pest 1853); Häusler, Historische Skizzen von O. und Pest (Wien 1854); Zieglauer, Die Befreiung Ofens von der Türkenherrschaft 1686 (Innsbr. 1887).

Ofenbruch, s. Gichtschwamm.

Ofenfarbe, s. v. w. Graphit.

Ofengalmei, s. Gichtschwamm.

Ofenheim, Viktor, Ritter von Ponteuxin, österreich. Industrieller, geb. 1820 zu Wien, studierte Rechtswissenschaft und wurde 1843 Beamter in der Hofkammer. 1849 in die Generaldirektion für Eisenbahnbauten berufen, trat er 1856 in die Verwaltung der Karl Ludwigs-Bahn ein. Im Verein mit andern einflußreiche Personen erhielt er 1864 die Konzession für die Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn und wurde Generaldirektor des Unternehmens; gleichzeitig beteiligte er sich bei mehr als 100 andern Unternehmungen, so daß er in die Reihe der einflußreichsten Finanzaristokraten trat. Die Lemberg-Czernowitzer Bahn wurde später bis Jassy fortgeführt, erlitt aber eine Reihe von Unfällen, namentlich den Einsturz der Brücke über den Pruth; infolge dessen wurde 1872 staatliche Sequestration über sie verhängt. Gleichzeitig wurde O. wegen Aneignung unerlaubter Gewinne von Bauunternehmern und Lieferanten in Anklagestand versetzt, von den Geschwornen aber im Januar 1876 freigesprochen. Er starb 11. Okt. 1886 in Wien.

Ofenhorn, s. Sankt Gotthard.

Ofenkacheln, s. Kacheln.

Ofenklappe, s. Zimmeröfen.

Ofenpaß, fahrbarer Hochalpenpaß im schweizer. Kanton Graubünden, verbindet das Unterengadin mit dem Münsterthal. Bei Zernetz (1497 m) lenkt der Pfad in das enge Unterende des Spölthals ein, übersteigt zwei durch Bachtobel getrennte Gebirgsplateaus, Champ sech und Champ löng, steigt von letzterm zu einem Seitenthal des Spöl (1804 m) hinab, an den ehemaligen Schmelzöfen vorbei, von denen der Paß den Namen hat, dann das Thal aufwärts zur Höhe sur Som (2155 m), um von hier nach Cierfs (1664 m) im Münsterthal hinabzusteigen (vgl. Mustair). Nach dem O. hat B. Studer eine Gruppe der Graubündner Alpen benannt.

Ofenschlupfer, schwäb. Mehlspeise, bestehend aus in Scheiben geschnittene Milchbrötchen, welche mit Rahm, Rosinen, Mandeln und Zimt in einer Blechform gebacken werden.

Ofenschwamm, s. Gichtschwamm.

Ofenwolle, s. v. w. Schlackenwolle.

Offenau, Pfarrdorf im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Neckarsulm, am Neckar, hat eine Saline (Klemenshall) mit Bad und (1885) 784 meist kath. Einwohner.

Offenbach, Stadt in der hess. Provinz Starkenburg und Hauptort der Standesherrschaft des Fürsten von Isenburg-O.-Birstein, am Main und an den Linien Sachsenhausen-O. und Frankfurt a. M.-Bebra-Göttingen der Preußischen Staatsbahn und einer elektrischen Bahn nach Frankfurt a. M., 97 m ü. M., ist schön und regelmäßig gebaut und hat 5 Kirchen (3 evangelische, eine katholische und eine deutschkatholische), eine Synagoge, ein fürstliches Schloß und (1885) mit der Garnison (ein Füsilier-^[folgende Seite]