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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Olm; Ölmadĭe; Ölmalerei

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Olm - Ölmalerei.

ten 9. Aug. den Sturz seines Ministeriums herbei. Er zog sich zunächst nach Italien zurück und lebt jetzt in Marseille, mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt. O. trat erst 1879 wieder hervor, als ihn das Institut, dem er seit 1870 angehörte, damit beauftragte, Henri Martins Lobrede auf Thiers zu erwidern, und er einen Entwurf einreichte, in dem er gegen Thiers' Verhalten 1870 einen scharfen und unberechtigten Tadel aussprach, und der deshalb zurückgewiesen wurde. Er schrieb noch: "Une visite à la chapelle de Médicis; dialogue entre Michel-Ange et Raphaël" (1872); "Lamartine" (1874); "Principes et conduite" (1875); "L'Église et l'État au concile du Vatican" (1879, 2 Bde.); "Thiers à l'Académie et dans l'histoire" (1879); "Nouveau manuel de droit ecclésiastique français" (1885).

Olm (Proteus anguineus Laur., s. Taf. "Schwanzlurche"), Reptil aus der Ordnung der Schwanzlurche und der Familie der Kiemenlurche (Phanerobranchia), 25-30 cm lang, mit langgestrecktem, cylindrischem Leib, langer, vorn abgestutzter Schnauze, ziemlich kleiner Mundspalte, drei kurzen, dreiästigen Kiemenbüscheln auf jeder Seite des Halses, sehr kleinen Augen, kurzen, dreizehigen Vorderbeinen, weit nach hinten gerückten, kurzen, zweizehigen Hinterbeinen und kurzem, von einer Fettflosse umzogenem Schwanz, ist weißgelblich oder hell fleischrötlich, wird aber bei längerm Aufenthalt am Licht bräunlichschwarz, rotbraun oder verschieden dunkel gefleckt. Der O. lebt in den unterirdischen Gewässern Krains und Dalmatiens, besonders in den Höhlen bei Adelsberg, in der Magdalenengrotte etc., und wird nur bisweilen nach starken Regengüssen in den zu Tage kommenden Gewässern beobachtet. Über seine Lebensweise weiß man nichts Genaueres; er hält sich in der Gefangenschaft sehr lange, zeigt sich äußerst lichtscheu, frißt kleine Fische, Würmer, Muscheln, Schnecken, hält aber auch, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, in oft erneuertem Wasser jahrelang aus. In sehr seichtem Wasser entwickeln sich besonders seine Lungen, in tiefem dagegen die Kiemen; aber niemals fallen diese ab. Außerhalb des Wassers geht der O. in wenigen Stunden zu Grunde. Über seine Fortpflanzung ist nichts bekannt; gefangene Olme haben Eier gelegt, welche sich aber nicht entwickelten.

Ölmadĭe, s. Madia.

Ölmalerei, Malerei in Öl, im Gegensatz zu der Malerei in Wasserfarben, Temperamalerei, Malerei a fresco, Stereochromie, Pastellmalerei, Enkaustik u. s. f. eine besondere Technik des Malens, welche schon gegen Ende des 14. Jahrh. aufkam, aber erst im Anfang des 15. Jahrh. in den Niederlanden, vornehmlich durch die Brüder van Eyck, ausgebildet und der Tafelmalerei dienstbar gemacht wurde. Ihr Wesen beruht in der Anwendung des vegetabilischen Öls bei der Herrichtung der mineralischen oder vegetabilischen Farbstoffe. Sie besitzt sowohl praktische als auch ästhetische Vorzüge vor den andern Techniken: in ersterer Rücksicht darin, daß die mit Öl versetzten Farben sich zwar leicht mischen lassen, aber bei der bloßen Berührung nicht ineinander fließen, ferner, daß man fortwährend übermalen kann, ohne daß die darunter befindliche trockne Farbe sich dadurch auflöst, dieselbe vielmehr unter Umständen durchwirkt, also ebenfalls mitschimmert; in ästhetischer Rücksicht zunächst durch die größere Kraft, Fülle und körperliche Wahrheit der Farbenwirkung überhaupt, sodann durch den großen Unterschied zwischen Deckfarben und Lasurfarben, wodurch ein unendlich vervielfachtes Spiel der Licht- und Schattentöne erreicht werden kann. Die Ö. wird bei allen Fächern und Gattungen der Malerei angewendet, auch bei der Wandmalerei, wobei die Flächen bisweilen mit heißem Öl getränkt werden oder Öl den Wachsfarben zugesetzt wird. Die Ö. ist freilich bei Wandgemälden mehr dem Stumpfwerden ausgesetzt als die Fresko- und Wachsfarbenmalerei. Sie ist vorwiegend die Malerei des realistische und naturalistischen Stils. Was man "Kolorit" nennt, besitzt eigentlich nur die Ö. Die Farben bestehen meist aus Oxyden, Erden und Pflanzenstoffen, unter denen einige ihrer Transparenz wegen zum Lasieren, d. h. zum dünnen Übermalen einer schon untermalten Fläche, welche durchschimmert, gebraucht werden. Die gebräuchlichsten sind: Kremser Weiß, Zinkweiß; lichter Ocker (ein Eisenoxydhydrat), Goldocker, dunkler Ocker und die gebrannten Ocker; Neapelgelb; Terra di Siena, ungebrannt und gebrannt (letztere eine schöne Lasurfarbe von lebhaftem Rotbraun); grüne Erde; Kadmiumgelb, Zinnober, Vermillon, Krapplack, Chromrot, Englisch Rot, Caput mortuum; Pariser Blau, Ultramarin, Kobalt, Mineralblau, Pinkerts Blau; grüner Zinnober (hell und dunkel); Mumie, Asphalt, Umbra, Morellensalz, Kasseler Braun, Vandyckbraun, Lack Robert; Beinschwarz, Kernschwarz, Elfenbeinschwarz u. s. f. Früher rieben sich die Maler ihre Farben selbst für den augenblicklichen Gebrauch mit Öl, wozu entweder rektifiziertes Leinöl oder Mohnöl genommen wurde. Jetzt werden sie, in kleinen Blasen oder Zinnkapseln (Tuben) gut verschlossen, fertig in den Farbehandlungen verkauft, so daß sie sofort gebraucht oder auch längere Zeit verwahrt werden können. Bei dem Gebrauch wendet man zur Verdünnung oder Auflösung noch Öle, Terpentin, Trockenfirnis und Retouchierfirnis (aus Mohnöl, Bleizucker und weißem Mastix) an, deren Behandlung jedoch große Behutsamkeit erfordert. Die Farben werden mit Pinseln aufgetragen, welche verschiedene Größe und Form haben. Zum Untermalen und auch zum Ausführen bei großen Flächen gebraucht man Borstenpinsel, zu feinern Partien Pinsel aus Marderhaaren. Außerdem braucht der Maler noch die während des Malens mit der linken Hand gehaltene Palette (s. d.), eine ovale Holztafel, welche ein Loch zum Durchstecken des Daumens hat, und auf deren Rand die Farben in einer gewissen Ordnung nebeneinander für den Gebrauch aufgesetzt werden, einen Malstock, an den sich die malende Hand zu größerer Sicherheit anlehnt, und die Staffelei, worauf die betreffende Tafel steht, auf welcher das Gemälde ausgeführt wird. Diese Bildtafel besteht entweder aus einer Platte von Kupfer oder hartem Holz (nur für kleinere Bilder geeignet), oder aus mit Leim getränktem und grundiertem Kartonpapier, oder endlich aus Malerleinwand. Letztere ist am geeignetsten, weil sie sich weder wirft, noch reißt. Diese Leinwand, welche aus Drilch oder andern grobfädigen, starken Geweben besteht, wird auf einen Rahmen (Blendrahmen) gespannt, welcher durch Keile, die in die Fugen gesetzt sind, nach der Aufspannung etwas auseinander getrieben wird, damit die Fläche ganz eben und fest ist. Sie ist meist schon vor der Aufspannung grundiert, d. h. mit einem aus Kreide oder Gips und Leim bestehenden Grund überstrichen, worauf die Farben aufgetragen werden. Die Ausführung eines Bildes geschieht in der Art, daß zuerst nach einer vorher entworfenen Zeichnung oder Skizze die Umrisse des Bildes mit Kohle oder Blei auf die Leinwand vorgezeichnet werden. Die dann folgende Ausführung in Farben kann entweder ohne vorherige Untermalung (alla prima) in der Weise geschehen,