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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Omĕga; Omejjaden; Omelette; Omen; Oméntum; Omer Pascha; Omerzeit; Omissa

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Omega - Omissa.

dem der bei Waterloo besiegte Kaiser Zuflucht suchte. Bei der Überfahrt von Rochefort nach Plymouth hatte O. mehreren französischen Offizieren hilfreich beigestanden, daher ihn der Kaiser aufforderte, ihn nach St. Helena zu begleiten. O. stand drei Jahre lang dem Gefangenen treulich zur Seite, geriet aber in Konflikt mit dem Gouverneur Hudson Lowe, welcher von ihm Berichte über den Kaiser verlangte. Er mußte deshalb 25. Juli 1818 St. Helena verlassen. Die Veröffentlichung seines Tagebuchs "Napoleon in exile, or a voice from St. Helena" (Lond. 1822, 2 Bde.; deutsch, Stuttg. 1822) hatte für O. den Verlust seiner Anstellung als Marinearzt zur Folge. Er starb 3. Juni 1836 in London.

Omĕga, das lange griech. O (Ω, ω), der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets; vgl. "A".

Omejjaden (Omajjaden, Omajjiden), arab. Geschlecht, aus welchem mehrere Herrscherdynastien hervorgingen, gehörte, wie die Familie Haschem, aus welcher Mohammed abstammte, zum Stamm Koreisch, der über Mekka herrschte. Stammvater war Omejja, Sohn Abd Schems und Enkel Abd Menafs. Als Mohammed in Mekka auftrat, hatten die O. bedeutendes Ansehen daselbst, und ihr Oberhaupt Abu Sofian, der Gemahl der schreckliche Hind, Omejjas Enkel, war einer der Anführer der Koreischiten im Kampf gegen Mohammed, den er bei Ohod 625 besiegte, und dem er sich erst 630 unterwarf. Abu Sofians Sohn Muawija ward von Othman zum Statthalter von Syrien ernannt, trat nach dessen Ermordung 656 als Bluträcher für ihn auf und empörte sich gegen Ali. Nach dem unentschiedenen Kampf mit Ali bei Siffin 657 ward er in Damaskus zum Beherrscher der Gläubigen ausgerufen und nach Alis Ermordung und Ausrottung seiner Nachkommen 661 allgemein als Kalif anerkannt. Mit ihm beginnt die erste Dynastie der O. im Araberreich, welche, in Damaskus residierend, dem Reich 14 Kalifen gab, die Herrschaft des Islam zur höchsten Blüte und Ausbreitung brachte, Künste und Wissenschaften pflegte und bei der allgemeinen Ermordung der O. durch die Abbassiden mit Merwan II. 750 untergang (s. Kalifen, S. 389 f.). Der Ermordung entgingen nur zwei Mitglieder, von denen das eine, Abd ur Rahmân, nach Spanien entkam und dort 755 der Begründer der zweiten Dynastie der O. zu Cordova wurde; die Herrschaft derselben (755-1031) endigte mit der Thronentsagung Hischams III., nach welcher das schon seit längerer Zeit im Innern zerrüttete Kalifat von Cordova in einzelne kleine Königreiche zerfiel (s. Spanien, Geschichte). Vgl. Aschbach, Geschichte der O. in Spanien (2. Ausg., Wien 1860); Gayangos, History of the Mohammedan dynasties in Spain (Lond. 1840-43, 2 Bde.); Dozy, Geschichte der Mauren in Spanien (deutsch, Leipz. 1874). Als eine dritte Dynastie rechnet man zu den O. die der Beni Taher, welche 1453-1517 über Jemen herrschte und mit Amir ibn Abd ul Wehhab erlosch.

Omelette (franz.), Eierkuchen, welcher mit sehr wenig oder ohne Mehl bereitet, nur auf einer Seite gebacken und dann zusammengerollt wird; auch wird derselbe mit Früchten, Konfitüren (O. aux confitures), Kaviar, Fleischfarce, Krebsen etc. gefüllt oder mit feinen Kräutern vermischt (O. aux fines herbes). O., mit Eischnee und Fruchtmarmelade gefüllt und dann als Auflauf gebacken, heißt O. soufflée.

Omen (lat.), bei den Römern ein günstiges oder ungünstiges Vorzeichen, insbesondere ein zufällig gesprochenes Wort, insofern es der Hörende auf sich bezog und als vorbedeutend für die Zukunft auffaßte. Die Deutung war eine beliebige, außer bei Worten, die schon an und für sich etwas Günstiges oder Ungünstiges bezeichneten. Auch glaubte man durch gewisse Redeformeln die unglücklichen Worte unschädlich machen zu können. Der Opfernde verhüllte das Haupt, um sich gegen alle ungehörigen Eindrücke zu sichern; es wurde Schweigen geboten, man machte Musik, damit schlimme Omina nicht gehört werden könnten, etc. Besonders vorsichtig war man bei feierlichen Ansprachen, bei Neujahrsglückwünschen etc.

Oméntum (lat.), Netz, Darmnetz (s. Netz).

Omer Pascha, türk. General, ein Renegat, hieß ursprünglich Michael Latas, geb. 24. Nov. 1806 zu Plasky in dem kroatischen Militärgrenzland, wo sein Vater Verwaltungsleutnant des Oguliner Bezirks war, trat als Kadett in das Oguliner Grenzregiment, desertierte 1828, weil sein Vater kassiert wurde, trat zu Widdin in die Dienste des Wesirs Hussein Pascha und ward nach Annahme des Islam Erzieher von dessen Kindern. Mit Empfehlungen desselben ging er 1834 nach Konstantinopel, wo er eine Anstellung als Schreiber im Kriegsministerium fand. Bald darauf ward Omer Efendi, wie sich Latas jetzt nannte, zum Schreiblehrer des Prinzen und spätern Sultans Abd ul Medschid ausersehen und zugleich mit dem Rang eines Jüz Baschi (Kapitäns) in die türkische Armee aufgenommen. Rasch stieg er von Stufe zu Stufe, und schon 1839 erhielt er als Oberst das Kommando eines nach Syrien gegen Ibrahim Pascha beorderten Korps, mit dem er den weit überlegenen Feind bei Beksaya aufs Haupt schlug. 1842 ward er mit dem Militärgouvernement im Libanon betraut, mußte es aber wegen allzu vieler Klagen der Christen über die Härte des Renegaten gegen sie bald wieder niederlagen. 1843 machte er unter dem Oberbefehl Redschid Paschas den Feldzug in Albanien gegen den Rebellen Dschuleka mit, den er gefangen nahm, und 1846 erhielt er das Kommando gegen die aufständischen Kurden, welche er wieder unterwarf. Als 1848 die Unruhen in den Donaufürstentümern ausbrachen, besetzte er dieselben mit den Russen gemeinschaftlich und blieb als Militärgouverneur in Bukarest bis April 1850, worauf er einen Aufstand in Bosnien unterdrückte. 1853 eröffnete er, nunmehr zum Pascha ernannt, den Kampf gegen Rußland an der Donau, siegte 4. Nov. bei Oltenitza, entsetzte 1854 Silistria und zog in Bukarest ein. Hierauf mit 30,000 Türken nach der Krim beordert, kämpfte er mit vor Sebastopol und ward 1855 mit einem türkischen Korps nach Batum eingeschifft, um die bedrängte Festung Kars zu befreien; er kam indessen zu spät. Dann Gouverneur in Bagdad, fiel er 1859 wegen vielfacher Überschreitung seiner Amtsgewalt in Ungnade und ward nach Kursput verbannt. 1861 nach Konstantinopel zurückgerufen, erhielt erden Oberbefehl in der Herzegowina, wo er 1862 den Aufstand unterdrückte und mit Erfolg den Krieg gegen Montenegro führte. 1864 aber ward er zum Muschir oder Feldmarschall ernannt und an die Spitze des 3. Armeekorps in Monastir gestellt. 1867 wurde er nach Kreta zur Niederwerfung des dort entzündeten Aufstandes gesandt. Trotz der grausamen Strenge, mit der er zu Werke ging, gelang es ihm nicht, desselben Herr zu werden. Im Herbst 1867 kehrte er nach Konstantinopel zurück, lebte mit dem Titel eines Serdar Ekrem (Generalissimus) ohne dienstliche Stellung, war vorübergehend 1868 als Kriegsminister thätig u. starb 18. April 1871.

Omerzeit, s. Ijar.

Omissa (lat.), Ausgelassenes, Übergangenes; Omission, Aus-, Unterlassung.