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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Owensboro'; Owen's Lake; Owen Sound; Owen Stanley; Owidiópol

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Owensboro' - Owidiopol.

human character" (Lond. 1812) entwickelte Frage war für ihn eine Frage der Erziehung. Von dem Gedanken ausgehend, daß für Charakter und Handlungen der Menschen nur die äußern Verhältnisse, unter denen sie lebten, bestimmend seien, und daß demnach niemand für seine Handlungen persönlich verantwortlich sei, forderte er eine Reform der Erziehung, bei welcher es vor allem darauf ankäme, günstige physische, moralische und soziale äußere Verhältnisse für jeden einzelnen von seiner frühsten Jugend an zu schaffen. Hierbei gelangte O. allmählich zu rein kommunistischen Ideen; er entwarf eine neue Gesellschaftsordnung, nach welcher das gesamte wirtschaftliche und soziale Leben sich nur noch in kleinen kommunistischen Gemeinden mit gemeinsamer Erziehung der Kinder vollziehen sollte (s. Kommunismus, S. 989), und machte es jetzt zu seiner Lebensaufgabe, für die Verwirklichung seiner kommunistischen Ideen zu agitieren. O. war ein reicher Mann geworden. Die Gründung solcher Gemeinden forderte er zuerst 1817 in einem "Report to the Committee of the House of Commons on the Poor Law" als ein Mittel zur Beseitigung der Armut (vgl. auch sein Hauptwerk: "The book of the new world", Lond. 1820). Zwei Jahrzehnte entfaltete er eine rastlose Thätigkeit als Agitator, hielt über 1000 Reden, schrieb über 2000 Artikel in Journalen, ohne jedoch in England praktische Erfolge zu erzielen. Er begab sich deshalb, nachdem er wegen seines Atheismus mit der englischen Geistlichkeit in Konflikt gekommen war, 1825 nach Amerika, wo er New Harmony in Indiana kaufte, um hier eine kommunistische Gemeinde zu gründen. Gleichzeitig machte einer seiner Schüler, Abraham Combe, einen Versuch zu Orbiston bei Glasgow. Beide kostspieligen Unternehmungen mißglückten. 1827 nach London zurückgekehrt, verlor O. bei einem phantastischen Unternehmen, "National labour equitable echange" ^[richtig: "National equitable labour exchange"], welches die Ersetzung des Geldes als Tauschmittel durch Arbeitsstunden bezweckte, 1832 fast sein ganzes Vermögen. Andre verfehlte Versuche mit kommunistischen Gemeinden wurden unter andern zu Ralahine in Irland und zu Tytherly in Nampshire vorgenommen. Bessere Erfolge erzielte O. dagegen mit seiner bis in die 40er Jahre fortgesetzten Agitation für Einführung einer Fabrikgesetzgebung und des obligatorischen Schulunterrichts, für Kürzung der Arbeitszeit in den Fabriken, für Gründung von Genossenschaften der Arbeiter etc. In seinen spätern Jahren wurde O. Anhänger des Spiritismus. Er starb 17. Nov. 1858 in seiner Geburtsstadt. Vgl. "Life of Robert O., Written by himself" (Lond. 1857); Sargant, Robert O. and his social philosophy (das. 1860); Booth, Robert O., the founder of socialism in England (das. 1869).

Sein ältester Sohn, Robert Dale O., geb. 7. Nov. 1801 zu New Lanark, war 1843-47 Vertreter für Indiana im Kongreß, 1853-58 Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Neapel. Als eifriger Spiritist trat er für den Spiritismus ein in den Schriften: "Footfalls on the boundary of another world" (4. Aufl., Philad. 1881); "The debatable land between this world and the next" (das. 1872). Er starb 25. Juni 1877 in New York. Vgl. seine Selbstbiographie: "Threading my way" (Lond. 1873). - Sein zweiter Sohn, David Dale O., geb. 24. Juni 1807 zu New Lanark, ein hervorragender Geolog, gab geologische Werke heraus über die Staaten Indiana, Wisconsin, Iowa, Minnesota, Kentucky, Arkansas etc., deren geognostische Verhältnisse er im Auftrag teils der Staaten, teils der Union ermittelt hatte. Er starb 13. Nov. 1870 in New Harmony.

3) Richard, Naturforscher, geb. 20. Juni 1804 zu Lancaster, studierte seit 1824 Medizin in Edinburg, ließ sich dann als Wundarzt in London nieder, ward 1835 Konservator des Museums und Professor der Physiologie am College of surgeons; auch lehrte er Paläontologie an der School of mines und Physiologie an der Royal Institution, mußte aber aus Gesundheitsrücksichten seine Lehrthätigkeit aufgeben und ward Vorstand der naturhistorischen Abteilungen des Britischen Museums. Er lieferte einen fünfbändigen illustrierten Katalog der anatomischen, physiologischen, vergleichend-anatomischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen von Hunters Museum, eine musterhafte Anatomie des Nautilus (1832), der Brachiopoden etc.; vor allem aber waren es seine systematischen Arbeiten über fossile Tiere, durch welche er nicht nur den Wert strenger Vergleichung mit Bezug auf die Wiedererkennung und Rekonstruktion selbst nur bruchstückweise erhaltener abgestorbener Tiere in glänzender Weise darlegte, sondern aus welchen er auch umgekehrt wichtige Beiträge zur Erläuterung des gesetzmäßigen Baues der Tiere überhaupt ableitete. Er versuchte mit außerordentlichem Scharfsinn und strenger Konsequenz die Grundformen der einzelnen anatomischen Systeme der Wirbeltiere, zunächst des Knochensystems, nach ihren verschiedenen Wandlungen zu entwickeln, und wenn auch einzelnes in seinen Ausführungen wegen zu geringer Berücksichtigung der Entwickelungsgeschichte nicht im ganzen Umfang haltbar erscheint, so waren doch seine Arbeiten ungemein fördernd, insofern sie zum erstenmal ein in seltener Reichhaltigkeit zusammengebrachtes Material konsequent nach einer bestimmten Theorie geordnet darboten. Außer zahlreichen Abhandlungen in Fachjournalen schrieb er: "Archetype and homologies of vertebrate skeleton" (Lond. 1848); "British fossil reptilia of the cretaceous period" (das. 1851); "Comparative anatomy, invertebrate animals" (das. 1855) und "vertebrate animals" (das. 1855); "Crocodilia and Ophidia of the London clay" (das. 1859); "Description of the extinct gigantic Sloth" (das. 1843); "On parthenogenesis" (das. 1849); "On the nature of limbs" (das. 1849); "Fossil reptilia of the wealden" (das. 1853-57); "History of the British fossil mammalia and birds" (das. 1846) und "reptiles" (das. 1849); "On the classification of mammalia" (das. 1859); "Memoir on the Megatherium" (das. 1861); "Odontography" (2. Aufl., das. 1845, 2 Bde.); "On forms of the skeleton and the teeth" (das. 1856); "Palaeontology" (4. Aufl., das. 1869); "Principes d'ostéologie comparée" (Par. 1855); "Anatomy of vertebrates" (Lond. 1866-68, 3 Bde.); "Memoirs of extinct wingless birds of New Zealand" (1878, 2 Bde.).

Owensboro' (spr. oh-ensböro), Stadt im nordamerikan. Staat Kentucky, am Ohio, in der Nähe ergiebiger Kohlengruben, hat lebhafte Schiffahrt u. (1880) 6231 Einw.

Owen's Lake (spr. oh-ens lehk), Salzsee im nordamerikan. Staat Kalifornien, jenseit der Sierra Nevada, 1082 m ü. M., vom gleichnamigen Fluß gespeist.

Owen Sound (spr. oh-en ssaund), Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, an der Georgian Bay des Huronsees gelegen, mit (1881) 4426 Einw.

Owen Stanley (spr. oh-en stännli), Berg in Britisch-Neuguinea, in der südöstlichen Halbinsel von Neuguinea, 4024 m hoch.

Owidiópol, Stadt im russ. Gouvernement Cherson, Kreis Odessa, am Dnjestrliman, früher Festung,