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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Paësanen; Paez; Pagamént; Pagan; Paganālĭen; Paganīni; Pagānus; Pagăsä

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Paesanen - Pagasä.

er den Komponisten zu seinem Kapellmeister ernannte und mit sich nach Paris nahm, woselbst P., der sich auch nach Napoleons Sturz der Gunst des Hofs erfreute, bis zum Auftreten Rossinis die italienische Oper allein beherrschte. Auch später blieb seine Stellung in Paris eine glänzende; 1831 wurde er zum Mitglied der Akademie erwählt, und im folgenden Jahr übertrug ihm Ludwig Philipp die Leitung seiner Kapelle, welches Amt er bis zu seinem Tod (3. Mai 1839) bekleidete. Außer seinen 44 Opern, die sich, dem Zeitgeschmack folgend, mehr durch Glanz und Glätte als durch Gedankentiefe auszeichnet hinterließ P. drei Oratorien, zahlreiche Kantaten sowie kleinere Vokal- und Instrumentalwerke.

Paësanen (ital.), Landbewohner, Bauern.

Paez (spr. pa-ēds), José Antonio, Präsident der Republik Venezuela, geb. 1790 zu Araure in der Provinz Varinas als Sohn indianischer Eltern, war in seiner Jugend Hirt, trat 1810 in die Reihen der Freiheitskämpfer und machte sich als Anführer eines von ihm gesammelten Reiterhaufens den Spaniern furchtbar. 1816 von der Regierung mit dem Rang eines Brigadegeneral an die Spitze eines Heers gestellt, schlug er in der Provinz Apure die Spanier in mehreren Gefechten. Durch die Schlacht bei Carabobo 1821 und die Einnahme von Puerto Caballo (1823) führte er die Entscheidung zu gunsten der jungen Republik herbei, die sich unter dem Namen Colombia (s. Kolumbien) konstruierte. An den Parteiungen im neuen Staat eifrig sich beteiligend und auf Bolivars Ansehen eifersüchtig, war er einer der Führer der Föderativpartei, riß 1829 Venezuela von Kolumbien los und war 1830-38 Präsident der neuen Republik. Von 1839 bis 1842 abermals Präsident, erwarb er sich vom Kongreß den Titel des "berühmten Bürgers" (es clarecido ciudadano). Bei dem Ausbruch des Kriegs zwischen den Kreolen und Farbigen 1846 wurde er zum Diktator ernannt und ließ nach der Beilegung der Zwistigkeiten Monagas zum Präsidenten wählen. Gleichwohl ward er von diesem angefeindet und mußte 1848 nach Maracaibo und dann nach Curassao fliehen, von wo er im Juli zu Monagas Sturz nach Venezuela zurückkehrte. Da er aber keine hinlängliche Unterstützung fand, mußte er sich mit zwei Söhnen an den General Sylva ergeben und ward 1850 des Landes verwiesen, worauf er sich nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika begab. Im Dezember 1858 in sein Vaterland zurückgerufen, war er 1860-61 Gesandter in Washington, 1861-1863 wieder Präsident mit diktatorischer Gewalt. Da er jedoch der Parteiungen nicht Herr werden konnte, dankte er ab und kehrte nach den Vereinigten Staaten zurück. Nach einem Besuch in Argentina und Peru (1872) starb er 6. Mai 1873 in New York. Seine Autobiographie erschien 1867-69 in 2 Bänden.

Pagamént (ital.), Zahlung.

Pagan, ehemalige Hauptstadt des frühern Königreichs Birma, am linken Ufer des Irawadi, unterhalb Ava, jetzt ganz in Ruinen und nur noch von einigen Fischern und Schachtelmachern bewohnt. Sie erstreckte sich mit ihren großartigen Pagoden, Terrassen, kolossalen Statuen etc. an 13 km den Fluß entlang. Die Ruinen eines zweiten P., jetzt Alt-P. genannt, das gleichfalls früher Residenz war, liegen 350 km weiter aufwärts.

Paganālĭen (lat., "Gaufest"), altes, von Servius Tullius erneuertes religiöses Fest der Römer, das im Januar besonders Ceres und Tellus zu Ehren gefeiert wurde. Jeder Genosse des Pagus (s. d.) mußte einen Opferkuchen darbringen.

Paganīni, Niccolò, Violinspieler und Komponist, geb. 27. Okt. 1782 zu Genua als der Sohn eines Kaufmanns, erhielt seinen ersten Unterricht durch Servetto und Costa, seine weitere Ausbildung in Parma, wo er kurze Zeit Rollas Unterricht im Violinspiel und den Ghirettis in der Komposition genoß, und wurde, nachdem er in mehreren Städten Italiens mit Beifall öffentlich aufgetreten war, 1805 am Hof zu Lucca als erster Violinist angestellt, wo er drei Jahre blieb. Hier erreichte er durch unermüdliches Privatstudium der Violine und der Komposition eine solche künstlerische Vollkommenheit, daß er während der nun folgenden Jahre seiner Konzertreisen durch ganz Europa Triumphe erlebte, wie sie außer Liszt kein Instrumentalvirtuose vor oder nach ihm gefeiert hat. 1834 zog er sich auf eine Villa bei Parma zurück und ließ sich nur noch gelegentlich in Wohlthätigkeitskonzerten hören. Im folgenden Jahr wurde er von einem Nerven- und Lungenleiden befallen, welches er durch wiederholte Veränderung seines Wohnsitzes vergeblich zu bekämpfen suchte, und dem er endlich 27. Mai 1840 in Nizza unterlag. Seinem Sohn hinterließ er ein Vermögen von 2 Mill. Frank, seine Lieblingsgeige aber, einen prachtvollen Guarnerius, vermachte er der Stadt Genua. P. war auch ein bedeutender Guitarrenvirtuose und ein ebenso wunderbarer Künstler wie seltsamer Mensch. Wie seine Kunst, so hatte auch seine Persönlichkeit etwas Unheimliches und Dämonisches und bewirkte, daß sich allerlei Märchen an seinen Namen hefteten. Sein Spiel, obgleich mannigfach angefochten, war einzig in seiner Art, und selbst die strengste Kritik muß anerkennen, daß er die Technik seines Instruments auf eine vor ihm ungeahnte und nach ihm nicht wieder erreichte Höhe gebracht hat. Seine unerhörte Fertigkeit in Doppelgriffen, seine Sicherheit in der Behandlung des Flageolett (auch in Doppelgriffen), sein Pizzicato der linken Hand erregten das Erstaunen nicht nur des großen Publikums, sondern auch aller Fachleute. Überdies wußte er durch seinen tief empfundenen Vortrag der Kantilene eine romantische Zauberwelt zu erschließen und das Gemüt des Hörers aufs innigste zu rühren. Von den unter seinem Namen erschienenen Kompositionen, die zum Teil ohne Wissen des Autors in betrügerischer Absicht veröffentlicht wurden, gab P. selbst als echt an: 24 Kapricen, 12 Sonaten für Violine und Guitarre (2 Hefte, Op. 2 und 3), 6 Quartette für Violine, Viola, Guitarre und Violoncello (2 Hefte, Op. 4 und 5). Nach seinem Tod erschienen noch (Par. 1851): ein Konzert in Es dur, ein andres in H moll (mit dem "Glöckchenrondo"), "Le streghe" (Hexentanz), "God save the king", "Der Karneval von Venedig", "Il moto perpetuo", "Non più mesta", "I palpiti" (sämtlich Variationen) u. a. Vgl. Schottky, Paganinis Leben und Treiben (Prag 1830); Fétis, Notice biographique sur N. P. (1851); Bruni, Nicc. P. (Flor. 1873); H. v. Wasielewski, Die Violine und ihre Meister (2. Aufl., Leipz. 1883); Polko, Niccolò P. u. die Geigenbauer (das. 1875); Niggli, N. P. (das. 1882).

Pagānus (lat.), ursprünglich der Bewohner eines Pagus (s. d.), im Gegensatz zu Miles (Soldat) der friedliche Landmann und jeder, der nicht Waffen trug; später s. v. w. Heide, daher Paganismus s. v. w. Heidentum (s. Heiden).

Pagăsä, im Altertum Küstenstadt der thessal. Landschaft Pelasgiotis, am Pagasäischen Meerbusen (jetzt Golf von Volo), der Hafenplatz von Pherä, wo Iason sein Schiff gebaut haben soll. Ruinen derselben beim heutigen Angistri.