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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Palfrey; Palgrave; Pâli

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Palfrey - Pâli.

1646), Nachfolger des Vaters als Obergespan von Preßburg, zugleich Kronhüter und k. k. Rat, erwarb sich den Beinamen des "Türkenschreckens" und ward 1634 in den Grafenstand erhoben. Durch seine beiden Enkel Nikolaus VI. (1657-1732) und Johann IV. (1663-1751), Palatin von Ungarn, teilte sich das Geschlecht in zwei Hauptlinien, von denen die jüngere durch Graf Johann P., geb. 12. Aug. 1829, Erbobergespan von Preßburg, repräsentiert wird, die ältere, Nikolaische, sich 1720 abermals in drei Äste spaltete: einen ältern, gestiftet von Nikolaus VIII. (1710-73), 1807 mit Karl Hieronymus (geb. 30. Sept. 1735, gest. 25. Mai 1816) in den österreichschen Fürstenstand erhoben und gegenwärtig durch den Fürsten Nikolaus, geb. 11. Nov. 1861, vertreten; einen mittlern, gestiftet von Leopold II. (geb. 1716, gest. 9. April 1773 als General), gegenwärtig durch den Grafen Ferdinand Leopold P.-Daun, Fürsten von Teano (geb. 2. Dez. 1807), repräsentiert, und einen jüngern, gestiftet vom Grafen Rudolf (geb. 1719, gest. 1. April 1768). Derselbe zerfiel durch dessen Söhne Johann (geb. 1744, gest. 22. Febr. 1794) und Rudolf (geb. 1750, gest. 29. März 1802) wieder in zwei Abteilungen. Erstere erlosch 21. Jan. 1858 mit dem Grafen Karl, letztere wird vertreten durch den Grafen Moritz (geb. 12. Juli 1812), österreichschen Feldmarschallleutnant und 1861-65 Statthalter von Ungarn. Oheime desselben sind Graf Johann, geb. 7. Juni 1797, österreichischer Feldmarschallleutnant, gest. 14. Dez. 1870, und Graf Aloys, geb. 26. Juni 1801, der bis 1848 Gouverneur von Venedig war.

Palfrey (spr. pálfri), John Gorham, amerikan. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 2. Mai 1796 zu Boston, studierte Theologie und ward 1818 Pastor an der Unitarian Church in Boston, 1831 Professor der biblischen Litteratur an der Divinity School der Harvard-Universität, legte aber diese Stelle 1839 nieder, um sich ganz litterarischen Arbeiten zu widmen. Er starb 26. April 1881. Unter seinen Schriften nennen wir: "Elements of Chaldee, Syriac, Samaritan and Rabbinical grammar" (1835); "Academical lectures on the Jewish scriptures and antiquities" (1838-52, 4 Bde.); "Lowell lectures on the evidences of Christianity" (1843, 2 Bde.); "Papers on the Slave power" (1846); "The relation between Judaism and Christianity" (1854); "History of New England, during the Stuart dynasty" (1858-1875, 4 Bde.; neue Ausg. 1884), sein bedeutendstes Werk, von dem 1866 ein kürzerer Abriß in 2 Bänden erschien. - Seine Tochter Sarah hat sich ebenfalls als Schriftstellerin versucht und zwar mit einem Band Gedichte: "Premices" (1855), und zwei Romanen: "Hermann" (1866) und "Agnes Wentworth" (1869).

Palgrave (spr. péllgrēw oder pahl-), 1) Sir Francis, engl. Geschichtsforscher, geboren im Juli 1788 zu London von jüdischen Eltern (Cohen), widmete sich der Rechtswissenschaft und dem Studium der englischen Verfassungsgeschichte, wurde 1827 Sachwalter in London, 1831 zum Ritter ernannt und war seit 1838 Direktor der Staatsarchive; starb 6. Juli 1861 in Hampstead. Von seinen Werken sind zu nennen: "History of the Anglo-Saxons" (1832, 6. Aufl. 1887); "Rise and progress of the English commonwealth" (1832, 2 Bde.); "History of Normandy and England" (1851-64, 4 Bde.; unvollendet). Seine "Parliamentary writs" erschienen 1827-34 (4 Bde.).

2) Francis Turner, engl. Dichter und Kunstkritiker, Sohn des vorigen, geb. 28. Sept. 1824, erzogen im Balliol College zu Oxford, ward später Beamter im Erziehungsrat, darauf Privatsekretär des Grafen Granville. Er veröffentlichte: "Idylls and songs" (1854); "The golden treasury of English songs" (1861); "Essays on art" (1866); "Hymns" (1868); "The five days' entertainment at Whitworth Grange" (1868); "Lyrical poems" (1871); "The visions of England" (1881) u. a. P. wurde auch von der Königin Viktoria wiederholt zu litterarischer Beihilfe verwendet.

3) William Gifford, Bruder des vorigen, geb. 24. Jan. 1826, ausgebildet im Trinity College zu Oxford, nahm in Indien Militärdienst und machte, nachdem er 1853 Indien verlassen, Reisen in Arabien und Teilen des türkischen Reichs, worauf er 1863 nach Europa zurückkehrte und von der Geographischen Gesellschaft in Paris die goldene Medaille erhielt. Die Resultate seiner Wanderungen durch Arabien hat er in dem Werk "Narrative of a year's journey through Central and Eastern Arabia 1862-63" (1865, 2 Bde., u. öfter; deutsch, Leipz. 1867-68, 2 Bde.) niedergelegt. Im Juli 1865 ward P. von der englischen Regierung zur Befreiung des Konsuls Cameron und der andern Gefangenen in Abessinien ausgesandt, blieb in Ägypten bis zum Juni 1866 und ging kurz darauf als englischer Konsul nach Suchum-Kalé, 1867 in gleicher Eigenschaft nach Trapezunt, 1873 nach der Insel St. Thomas, 1876 nach Manila, 1878 als Generalkonsul nach Bulgarien, 1880 nach Siam, 1885 nach Montevideo. Er veröffentlichte noch: "Essays on eastern questions" (1872), außer einem Roman ("Hermann Agha", 1872), "Dutch Guiana" (1876) und "Ulysses, scenes and studies in many lands" (1887).

Pâli (eigentlich "Text, heilige Schrift"), die heilige Sprache der südlichen Buddhisten, die dafür gewöhnlich den Namen Mâgadhî, d. h. Sprache von Magadha, einer Landschaft am mittlern Ganges, wo Buddha (6. Jahrh. v. Chr.) seine Religion verkündete, gebrauchen. Ob das P. die Sprache Buddhas selbst oder nur die seiner Anhänger war, die auf der dritten buddhistischen Synode gegen Ende des 4. Jahrh. v. Chr. die kanonischen Bücher des Buddhismus feststellen, oder ob es der Heimatsdialekt des buddhistischen Apostels Mahendra (Mahinda) von Ujjayinî gewesen sein möge, der ein Jahr nach jenem Konzil den Buddhismus nach der Insel Ceylon brachte, oder ob das P. vielmehr in Südindien entstanden sei, mit dem Ceylon vielfach in Verbindung stand, darüber sind bis jetzt die Ansichten der Kenner geteilt. Jedenfalls ist es einer der alten Volksdialekte Indiens (s. Indische Sprachen) und eine Tochtersprache des Sanskrits, dem es sehr nahe steht. Auch die Schriftarten, mit denen das P. geschrieben wird, die eckige sogen. Pâliquadratschrift, die singhalesische, birmanische und siamesische Schrift, sind mit der Sanskritschrift nahe verwandt und aus dem alten indischen Alphabet abgeleitet. Die Litteratur ist höchst umfangreich und in ihrer Entwickelung noch nicht abgeschlossen, da noch heutzutage in den Ländern des südlichen Buddhismus, Ceylon, Birma und Siam, von gelehrten buddhistischen Priestern und Mönchen ein allerdings sehr barbarisches P. zu litterarischen Zwecken gebraucht wird. Die große Bedeutung der Pâlilitteratur liegt darin, daß sie die heiligen Bücher der Buddhisten, Tipitaka ("Dreikorb") genannt, in ihrer ältesten Gestalt bewahrt hat, während die nördlichen Buddhisten dieselben nur in einer spätern Überarbeitung besitzen. Kaum minder wichtig ist der alte Kommentar zu den-^[folgende Seite]