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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Papageien

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Papageien (Singsittiche, Kurzschwanzpapageien).

gen in Wäldern, auch an den Küsten, nisten in Baumlöchern und legen 2 Eier. Von einzelnen Arten findet man ganze Flüge gezähmter Tiere in den Niederlassungen der Indianer. Mehrere Arten kommen auch nach Europa. Der Carolinasittich (C. carolinensis L.), 32 cm lang, dunkelgrün, am Kopf, Schultern und Schwingen rötlichorange, im Nacken goldgelb. Die großen Flügeldeckfedern sind olivengrün mit gelblicher Spitze, die Schwingen dunkel grasgrün, innen tief purpurschwarz, die Schwanzfedern dunkelgrün, in der Nähe des Schafts blau, innen dunkel graugelb gesäumt, außen schwärzlich; das Auge ist graubraun, der Schnabel weißlich, der Fuß gelblich. Er fand sich früher bis 42° nördl. Br. in Amerika, ist gegenwärtig aber durch rücksichtslose Verfolgung sehr stark zurückgedrängt; er ist sehr gesellig und anhänglich, fliegt nach Art der Tauben in geschlossenen Schwärmen, herbergt gesellig in großen Baumhöhlen, in welchen er sich an den Seitenwänden anhängt, wird auf Feldern und in Gärten sehr schädlich und legt in Baumhöhlen 2 Eier. In der Gefangenschaft bleibt er mißtrauisch und vorsichtig. Die Edelsittiche (Palaeornis Vig.), mittelgroße P. mit kräftigem Schnabel, der so lang wie hoch ist, dessen Oberschnabel in der Wurzelhälfte kantig abgesetzt, mit der Spitze stark abwärts gekrümmt und vor derselben schwach gekerbt ist, langen, spitzigen Flügeln und langem, keilförmigem, stark abgestuftem Schwanz, dessen beide mittlere Federn stark verlängert sind. Sie bewohnen Südasien vom Indus bis Südchina und von Kaschmir bis zu den Sundainseln sowie Afrika zwischen 6 und 17° nördl. Br. Der Halsbandsittich (P. torquatus Bodd.), 35-40 cm, grasgrün, an den Halsseiten und der Wangengegend bläulich mit schwarzem Kehlstreifen und rosenrotem Bande; die beiden mittelsten und die Spitzen der übrigen Schwanzfedern sind blau, das Auge gelblichweiß, der Augenring rot, der Schnabel rot, der Fuß grau. Er findet sich in Asien und Afrika und kam durch Alexander d. Gr. nach Griechenland, und die Römer fanden ihn bei Tergedum am mittlern Nil. Er lebt in Asien in Gärten und Baumpflanzungen und in Städten wie bei uns die Dohlen, richtet in Gärten und aus Feldern Schaden an und nistet in Gebäuden; in Afrika ist er Waldvogel. Das Gelege besteht aus 3-4 Eiern. Die nach Europa kommenden Vögel stammen vom Senegal, sie werden sehr zahm und liebenswürdig, lernen auch sprechen. Die Dickschnabelsittiche (Bolborhynchus Bp.), kleine Vögel mit sehr kräftigem, dickem, kurzem, stark abgerundetem, auch seitlich erweitertem Oberschnabel mit kurzer, breiter, stumpfer Spitze und seichtem Zahnausschnitt, langen Fittichen und keilförmig abgestutztem Schwanz, finden sich im westlichen, südlichen und mittlern Südamerika. Der Mönchssittich (B. monachus Bodd.), 27 cm lang, grasgrün, auf dem Mantel blaß olivenbräunlich, Kopf, Hals und Brust hellgrau, am Kropf bräunlich mit hellen Wellenlinien, an Unterbrust und Bauch hellgrau, an Unterbauch gelbgrün, Schwingen indigoblau, Schwanzfedern grün; das Auge ist braun, der Schnabel bräunlich, der Fuß grau. Er findet sich von Südbrasilien bis über die La Plata-Staaten hinaus, ist in Paraguay sehr gemein, zieht in Schwärmen umher, plündert Mais- und Getreidefelder und wird daher eifrig verfolgt. Er baut oft gesellig aus Reisern große, frei stehende, oben bedeckte Nester auf Bäumen, und bisweilen wird ein sehr großes Nest mit mehreren Eingängen von mehreren Pärchen benutzt. Er eignet sich gut für die Gefangenschaft und pflanzt sich auch im Käfig fort.

Zur Gattung Singsittich (Melopsittacus Gould) gehört der Wellenpapagei (M. undulatus Gould), welcher 20-22 cm lang wird und sehr gestreckt erscheint; der Schnabel ist höher als lang, seitlich und auf der Rückenfläche abgerundet, der Oberschnabel fast senkrecht herabgebogen und in eine weit überhängende Spitze ausgezogen, vor derselben tief ausgebuchtet. Der Fittich ist lang und spitzig, der Schwanz stufig. Das Gefieder ist am Hinterkopf, Nacken, Oberrücken, an der Schulter und an den Flügeldecken grüngelb, jede Feder an der Spitze schwärzlichbraun, Hinterrücken, Bürzel und Unterseite grün, am Vorderkopf, Scheitel und an der Gurgel gelb, seitlich mit je vier blauen Flecken, die Schwingen sind düster grün, außen schmal gelb gesäumt, die Schwanzfedern grünblau mit gelbem Mittelfleck, die beiden mittlern Schwanzfedern dunkelblau; das Auge ist blaßgelb, der Schnabel horngelb, der Fuß bläulichgrau. Die Wachshaut ist beim Männchen hochblau, beim Weibchen graugrün. Er bewohnt das ganze Festland Australiens, hauptsächlich die Grasebenen des Innern, unternimmt förmliche Wanderungen je nach der Reife der Samen, erscheint in großen Schwärmen, brütet gesellig in Eukalypten und legt 4-6 Eier. Er fliegt höchst geschickt und besitzt einen ansprechenden, wenn auch nicht reichhaltigen Gesang. Seit Anfang der 50er Jahre kommt der Wellenpapagei nach Europa und ist seitdem einer der beliebtesten Stubenvögel geworden. Er ist ziemlich dauerhaft, von höchst anmutigem Wesen, lebhaft, liebenswürdig und verträglich. Kein Papagei eignet sich als Zimmervogel so gut wie dieser, und es werden daher auch jährlich Tausende eingeführt, und trotzdem finden auch die in Europa gezüchteten Vögel stets schnellen Absatz. Der Wellenpapagei pflanzt sich im Käfig, besonders im Flugbauer, bei richtiger Behandlung sehr leicht fort, und die Zucht desselben kann recht erträglich werden. Vgl. Göller, Des Wellensittichs Zucht und Pflege (Weim. 1876); Ruß, Der Wellensittich (Hannov. 1880).

Die Familie der Kurzschwanzpapageien (Psittacidae) besteht größtenteils aus Amerikanern und umfaßt fast alle afrikanischen P., 12 Gattungen mit nahezu 90 Arten. Der Schwanz ist mittellang, abgestutzt oder abgerundet. Der Jako (Psittacus erithacus L.), ca. 30 cm lang, 65 cm breit, mit kräftigem, auf der Firste abgerundetem Schnabel, langen Flügeln mit wohl entwickelter Flügelspitze, mittellangem, fast gerade abgeschnittenem Schwanz, aschgrauem Gefieder, nur am Schwanz rot gefärbt, mit gelber, bei jungen Vögeln aschgrauer Iris, schwarzem Schnabel, weißlicher, nackter Gesichtshaut und grauen Füßen, bewohnt Westafrika von Senegambien bis Benguela, östlich bis zum Tsadsee, den westlichen Quellflüssen des Nils und dem Nyanzasee und wurde auf den Maskarenen eingebürgert. Er lebt gesellig, oft in großen Scharen, fliegt schlecht, ist sehr schreckhaft, nistet im Dickicht der Wälder in Baumlöchern, legt 4-5 Eier und verteidigt die Jungen sehr mutig. Die roten Federn dienen den Eingebornen zu kriegerischem Kopfputz; überall, wo er vorkommt, wird er aber auch in der Gefangenschaft gehalten und zum Sprechen abgerichtet. Die für die Ausfuhr bestimmten Vögel werden aus den Nestern genommen und laufen bis zum Transport mit beschnittenen Flügeln frei umher. Nach der Ankunft in Europa sterben sehr viele der importierten Vögel infolge der unrationellen Behandlung auf den Schiffen. Wegen seiner Sanftmut, Gelehrigkeit und Anhänglichkeit ist der Jako einer der beliebtesten Stubenvögel. Er kann sehr alt werden. Sein Fleisch ist genießbar. Die