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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Papillārgeschwulst; Papille; Papillote; Papin

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Papillargeschwulst - Papin.

artigen Zellinhaltsgerüstes darstellen. Die bakterienähnlich geformten Elemente (Bakteroiden) der Knöllchen kommen in einer besondern Schicht (Bakteroidenschicht) derselben vor, welche durch ein selbständiges Teilungsgewebe wächst und stets mit dem Gefäßbündelstrang der Wurzel in leitender Verbindung steht, während im übrigen der Wurzelstrang durch eine Schicht verkorkter Zellen von dem Verkehr mit der Wurzelrinde abgeschlossen wird. Zur Zeit der Samenreife werden die Knöllchen einjähriger P. (z. B. von Lupinus luteus) allmählich entleert, wobei sich die Bakteroiden vom Rande der Zellen her auflösen und Höhlungen im Innern des Knöllchens entstehen, bis dieses zuletzt völlig abstirbt. Bei mehrjährigen P. (z. B. bei Robinia) werden nur die größern Knöllchen und auch diese nur bis auf einen Rest des Bakteroidengewebes entleert. Da die Inhaltselemente der letztern Schicht lediglich als geformte Eiweißkörper erscheinen, so betrachtete man die Knöllchen bald als Organe, welche die aus dem Boden aufgenommenen Stickstoffverbindungen mit Hilfe eines Ferments in Eiweißstoffe umzusetzen hätten, oder als Orte für die Nitrifikation des elementaren Stickstoffs. Wahrscheinlich aber sind sie Organe zur Aufspeicherung stickstoffhaltiger Stoffwechselprodukte, die zur Zeit der Samenreife wieder aufgelöst werden.

Die P., deren man über 4000 Arten kennt, sind über die ganze Erde verbreitet und in allen Klimaten vertreten; doch gehört die größte Anzahl derselben den wärmern und der heißen Zone an, welche ihre eigentümlichen Arten haben, unter denen die strauch- und baumförmigen vorherrschen, während die P. der gemäßigten und kalten Zonen zum allergrößten Teil Kräuter sind. In der fossilen Flora finden sich Überreste dieser Familie zahlreicher als die aller übrigen dikotylen Angiospermen zusammengenommen; dieselben gehören vorzüglich den jüngern und mittlern Tertiärschichten an und kommen als Blätter, Früchte und Samen vor, besonders aus folgenden teils noch lebenden, teils rein fossilen Gattungen: Cytisus, Glycyrrhiza, Phaseolites, Palaeolobium, Caesalpinia, Podocarpium, Cassia, Bauhinia, Dalbergia, Cercis u. a. Als Nutzpflanzen sind die P. nächst den Gramineen die wichtigsten des Pflanzenreichs. Die Samen sind wegen ihres Reichtums an Proteinstoffen (Legumin) und meistenteils auch an Stärkemehl von hohem Nährwert, insbesondere diejenigen der Leguminosen genannten Kultur- und Nahrungspflanzen (Erbse, Linse, Bohne, Wicke, Kicher, Lupine). Die unreifen Früchte und Samen mancher Arten enthalten Schleim und Zucker und sind genießbar, z. B. die von Phaseolus und Pisum, oder es gilt dies auch von der reifen Frucht, z. B. bei Ceratonia. Wegen des nährenden, milden, süßen, bisweilen aromatischen Krauts sind mehrere wichtige Futterpflanzen (Klee, Luzerne, Esparsette, Serradella, Arten von Melilotus, Lotus, Trigonella, Vicia). Andre sind wichtig als Färbepflanzen (Caesalpinia, Indigofera). Wegen besonderer Stoffe, die sie enthalten oder sezernieren, sind viele Arten wichtige Arzneipflanzen und Droguen. Giftige Samen hat die Gottesurteilsbohne von Calabar (Physostigma venenosum). Manche enthalten scharfe, bittere, brechenerregende und purgierende Bestandteile, besonders gewisse Arten von Coronilla, Spartium, Genista, Cytisus; Kumarin enthält die Tonkabohne (Dipteryx odorata) aus Brasilien. Als Abführmittel wichtig sind die Blätter von Cassia und die zugleich als Obst in ihrer Heimat genießbaren Früchte von Tamarindus. Durch ihre zuckerreiche Wurzel offizinell ist die Gattung Glycyrrhiza. Wegen des aus den Stämmen ausschwitzenden Tragantgummis sind bemerkenswert gewisse Arten von Astragalus und wegen der Sekretion wichtiger Harze und Gummiharze: Hymenaea, Copaifera, Myroxylon. Mehrere liefern auch wertvolle Nutzhölzer. Vgl. De Candolle, Mémoires sur la famille des Légumineuses, Bd. 1-15 (Par. 1825); Fischer, Synopsis Astragalorum Tragacantharum (Mosk. 1853).

Papillārgeschwulst (Papillōma), keine selbständige Gruppe von Geschwülsten, der Name bezieht sich nur auf die äußere Ähnlichkeit verschiedener papillärer Geschwülste (Feigwarzen, Fasergeschwülste, Krebse) mit Hautpapillen.

Papille (lat.), wärzchenähnliche Bildung; papilla linguae, Zungenwärzchen; vgl. Haut, S. 231 u. 232.

Papillote (franz., spr. -pijott), Haar-, Lockenwickel; papillotieren, die Haare, damit sie sich kräuseln, auf Papierstreifen etc. wickeln.

Papin (spr. -päng), Denis, Physiker, geb. 22. Aug. 1647 zu Blois, studierte Medizin und praktizierte sodann in Paris, beschäftigte sich aber unter der Leitung van Huygens' vorzüglich mit Physik und Mathematik. 1665 ging er nach England, wo er mit Robert Boyle bekannt wurde. 1680 veröffentlichte er seine Erfindung, mit gespanntem Dampf zu kochen (Papinscher Topf). 1681 ging er nach Venedig, um dort eine wissenschaftliche Akademie zu begründen; aber enttäuscht und verarmt kehrte er 1684 nach London zurück, wo es ihm indes nicht wieder gelangen wollte, eine vorteilhaft und anerkannte Stellung, wie er sie vordem innegehabt, zu gewinnen. Er begann nun, sich mit dem Luftdruck zu beschäftigen; allein mehrere darauf bezügliche Experimente scheiterten. 1687 als Professor der Mathematik nach Marburg berufen, nahm er seine Arbeiten wieder auf und gelangte endlich unter Benutzung der Eigenschaft des Dampfes, sich durch Abkühlung niederschlagen zu lassen, zu dem gesuchten Ziel. Sein Apparat glich vollständig dem heutigen Cylinder einer Dampfmaschine, in welchem sich ein Kolben luftdicht auf und ab bewegt. Unter dem Kolben erhitzte er Wasser zum Sieden, und wenn der Kolben durch den Dampf gehoben war, verdichtet er letztern durch Abkühlung, worauf der Kolben durch den Druck der Luft alsbald niedergedrückt wurde. Diesen Apparat wollte P. als eine industriell nutzbare Maschine verwerten. Durch Widerspruch entmutigt, ließ er aber von dieser Idee ab und wandte sich der Saveryschen Maschine zu, welche er wesentlich verbesserte. Er gedachte, die Dampfmaschine auch zur Bewegung von Schiffen zu benutzen, und baute zunächst ein Boot mit Ruderrad, welches durch die Maschine bewegt werden sollte. Mit diesem Schiff befuhr er 1707 die Fulda, um sich nach England zu begeben; bei Münden aber geriet er mit den Schiffern in Streit, diese zerschlugen das Schiff, und mittellos und niedergebeugt kam P. in England an, wo er 1714 starb. 1859 wurde ihm in Blois und 1887 im Konservatorium der Künste und der Handwerke in Paris ein Denkmal errichtet. Er schrieb: "Expériences du vuide, avec la description des machines servant à les faire" (Par. 1674); "A new digestor or engine for softing bones etc." (Lond. 1681); "A continuation of the new digestor" (das. 1687); "Recueil de diverses pièces touchant quelques nouvelles machines" (Kassel 1695); "Manière pour lever l'eau par la force du feu" (das. 1707). Vgl. La Saussaye und Péan, La vie et les ouvrages de D. P. (Lyon 1869); Ernouf, D. P., sa vie et son œuvre (Par. 1874); Gerland, Leibnizens und