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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Paraparesis - Parbleu.

Paraparesis (griech.), doppelseitige, vollständige Lähmung.

Parapet (franz.), Brustwehr.

Parapetala (griech.), Nebenblätter einer Blumenkrone; vgl. Blüte, S. 67.

Paraphasie (griech.), Sprachstörung, bei welcher an Stelle der bezeichnenden einzelne unrichtige Worte gebraucht werden.

Paráphe (auch Parafe, franz., zusammengezogen aus paragraphe), der einer Namensunterschrift beigefügte Handzug; das die vollständige Ausschreibung des Namens ersetzende Handzeichen; auch s. v. w. Stempel, Amtssiegel. Daher Paraphengebühren (Paraphenjura), s. v. w. Stempelgebühren; paraphieren, mit dem Namenszug oder Handzeichen versehen, signieren oder stempeln.

Paraphérna (griech., Paraphernalgut, Bona paraphernalia), das Sondervermögen der Ehefrau, welches im ausschließlichen Eigentum derselben verbleibt, indem es der Ehemann nur zu verwalten hat. S. Güterrecht der Ehegatten, S. 948.

Paraphimose (griech., spanischer Kragen), derjenige Zustand, bei welchem die zu enge Vorhaut des männlichen Gliedes über die Eichel zurückgezogen ist und nicht wieder vorgebracht werden kann. Die P. beruht ebenso wie die Phimose (s. d.) auf mangelhafter Ausdehnbarkeit des innern Vorhautblattes. Die Zufälle, zu welchen die P. führt, sind gewöhnlich nicht bedeutend, wenn sich die Vorhaut vorher in gesundem Zustand befand. Ist letztere dagegen bereits entzündet, so können sehr schwere Zufälle auftreten, indem eine heftige Anschwellung der betreffenden Teile sich einstellt, welche unter Umständen selbst in Brand des Gliedes übergehen kann. Die Behandlung der P. bezweckt stets eine möglichst baldige Umstülpung der Vorhaut in ihre richtige Lage, welche nur von einem Arzt vorgenommen werden darf. Oftmals gelingt diese Zurückführung der Vorhaut durch die gewöhnlichen Handgriffe aber nicht, und es muß dann zuvor das umgestülpte innere Vorhautblatt der Länge nach eingeschnitten werden.

Paraphonie (griech., "Neben-, Mitklang"), im spätern Altertum Bezeichnung für die Konsonanzen Quinte, Quarte, Duodezime und Undezime, wogegen die Oktave und Doppeloktave Antiphonie ("Gegenklang") hießen.

Paraphrase (griech.), die erweiternde oder verdeutlichende Übertragung einer ganzen Schrift oder einer einzelnen Stelle in andre Worte oder auch in eine andre Sprache. Von der Metaphrase, d. h. der wortgetreuen Übersetzung, unterscheidet sich die P. demnach dadurch, daß sie den Text durch Umschreibung erklärt, ohne doch eigentlich Kommentar zu sein; der Verfasser einer solchen Übersetzung heißt Paraphrast. Paraphrasieren, eine P. von etwas geben, es übertragend umschreiben. In der Musik ist P. Bezeichnung von phantasieartig ausgeschmückten Bearbeitungen von Liedern, beliebten Opernmelodien etc., also s. v. w. Transskription.

Paraphrenitis (griech.), Entzündung des im Brustraum oder in der Bauchhöhle gelegenen Zwerchfellüberzugs.

Paraphronesis (Paraphrosyne, griech.), zeitweilige Geistesabwesenheit, Aberwitz.

Paraphysen (griech., Nebenfäden, Saftfäden), fadenförmige Organe, welche bei den Farnkräutern zwischen den Sporangien, bei den Moosen bisweilen zwischen den Antheridien und in den Apothecien der Flechten sowie in den Perithecien und andern Fruchtkörpern der Pilze zwischen den Sporenschläuchen stehen.

Paraplegie (griech.), s. Querlähmung.

Parapluie (franz., spr. -pluih), Regenschirm.

Parasánge, pers. Wegemaß, = 30 griech. Stadien (= 5549 m oder ¾ geogr. Meile).

Parascha (Plur. Paraschot, hebr.), die einzelnen Teile der Pentateuchperikopen (s. Sidra), welche bei den Juden an Sabbat und Festtagen vorgelesen werden.

Parasit (griech., "Tischgenosse"), bei den alten Griechen Gehilfe eines Beamten, namentlich einer, der mit der Einsammlung der Getreidelieferungen für Tempel beauftragt war; auch einer, welcher auf öffentliche Kosten gespeist wurde; dann in übler Bedeutung s. v. w. Schmarotzer. Das Parasitenwesen im letztern Sinn fand von Griechenland aus in Rom Eingang und erhielt besonders hier die Ausbildung zu einem eignen Gewerbe und Stande. Der P. mit den Zügen der Hungerleiderei, Gefräßigkeit und Kriecherei wurde eine stehende Figur der griechischen und römischen Lustspieldichter.

Parasitismus, in der Naturwissenschaft dasjenige Verhältnis, bei welchem ein Organismus (der Parasit) an oder in einem andern fremden Organismus (dem Wirt) und mehr oder weniger auf dessen Kosten lebt. S. Schmarotzer.

Paraskeue (griech., "Zurüstung"), der Tag vor dem Sabbat, der Freitag, besonders der Karfreitag.

Parasol (franz.), Sonnenschirm, bei den Damen seit Anfang der 70er Jahre des 18. Jahrh., zuerst in Frankreich im Gebrauch.

Parasolschwamm, s. Agaricus V.

Paraspadie (griech.), die Öffnung der Harnröhre an der Seite des männlichen Gliedes, eine angeborne Mißbildung.

Parästhesie (griech.), eigentümliche, durch innere Reize entstehende Empfindungen, wie Ameisenlaufen, Einschlafen der Glieder, Kribbeln, Pelzigsein.

Parastichon (griech.), s. v. w. Akrostichon.

Parat (lat.), bereit, fertig.

Paratrapeza (griech.), Nebentisch, Nebenaltar.

Paratschin, blühender Flecken im Königreich Serbien, Kreis Tschuprija, an der Zrnitza, Sitz eines Bezirkshauptmanns, mit Unterrealschule, lebhaftem Handel und 4836 Einw.

Paratudorinde, s. Canella.

Paravent (franz., spr. -wang), Windschirm, Wand-, Bettschirm, spanische Wand.

Paraweinsäure, s. Traubensäure.

Paray le Monial (spr. -rä lö monnjáll), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Charolles, an der Bourbince und an der Eisenbahn von Moulins nach Mâcon, welche hier von der Linie Dijon-Roanne gekreuzt wird, hat eine schöne gotische Kirche (11. Jahrh.), ein ehemaliges Benediktinerkloster, schönes Rathaus aus der Renaissancezeit, Holz- und Kohlenhandel und (1881) 3174 Einw. P. ist in den letzten Jahren durch die Verehrung der 1690 hier verstorbenen Nonne Marie Alacoque, welche die Anbetung des heil. Herzens Jesu verkündigte, ein vielbesuchter Wallfahrtsort geworden.

Parazonium (griech.), ein Gegenstand, der am Gürtel getragen wird, namentlich ein Schwert oder Dolch (s. d.), wie ihn im alten Rom die tribuni militum trugen. Die Numismatiker nennen P. einen Gegenstand, der sich auf römischen, namentlich Kaisermünzen findet, und in welchem die einen einen Kommandostab, andre ein Zepter, wieder andre einen Köcher etc. sehen, ohne daß aber nachweislich wäre, daß dergleichen am Gürtel getragen wurde.

Parbleu! (franz., spr. -blöh), potztausend!