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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pelorus - Pelzflatterer.

Pelōrus (Peloris), die flache, in den Seekriegen des Altertums mehrfach erwähnte Nordostspitze von Sizilien, am Fretum Siculum, mit einem Tempel des Poseidon; jetzt Capo di Faro.

Pelosīn, s. Buxin.

Pelotage, geringe Vigognewolle; Wickelwolle für Hutmacher.

Pelotas, Stadt in der brasil. Provinz Rio Grande do Sul, am São Gonçalo, der die Lagôa mirim mit der Lagôa dos Patos verbindet, ist gut gebaut, mit Gas beleuchtet und durch eine Wasserleitung mit Wasser versorgt, hat Krankenhaus, Findelhaus, Waisenhaus und 10,000 Einw., worunter viele Deutsche (es erscheint auch eine deutsche Zeitung). In den Schlächtereien werden jährlich 4-600,000 Stück Vieh geschichtet, und in Verbindung mit ihnen wird die Herstellung von künstlichem Guano, Seife, Lichten und Leim getrieben. Seeschiffen sind die Kais der 1780 gegründeten Stadt zugänglich.

Peloton (franz., spr. p'lotóng), s. v. w. Zug, Unterabteilung; im 18. Jahrh. in Preußen taktische Unterabteilung des Bataillons, welches deren 8, dagegen nur 6 Kompanien hatte. In Pelotons wurden alle Bewegungen, Abschwenken, Aufmarschieren etc., ausgeführt, auch geschossen und zwar überspringend von den Flügeln zur Mitte (Pelotonfeuer). Es schoß also auf Kommando des Führers erst das 1., dann das 8., 2., 7., 3., 6., 4., 5. P.

Pelouze (spr. p'luhs'), Théophile Jules, Chemiker, geb. 26. Febr. 1807 zu Valognes (La Manche), widmete sich der Pharmazie, kam 1827 in das Hospice de la Salpêtrière, ward 1830 Professor der Chemie in Lille und erwarb hier reiche Erfahrungen auf dem Gebiet der chemischen Industrie, besonders in dem großartigen Etablissement Kuhlmanns. 1833 kam er als Repetent der Chemie und Suppleant Gay-Lussacs an die polytechnische Schule zu Paris, wo er sich als befruchtender Lehrer und scharfsinniger Forscher bewährte. In demselben Jahr ward er Münzwardein. Als Suppleant von Thénard und Dumas am Collège de France und an der Fakultät der Wissenschaften fesselte er zahlreiche Zuhörer an sich, und 1846 gründete er in seinem Laboratorium eine Schule, aus welcher viele tüchtige Theoretiker und Praktiker hervorgingen. 1848 ward er Präsident der Münzkommission, und 1849 trat er als Mitglied in den Conseil municipal de la Seine. P. hat namentlich die organische Chemie durch viele Untersuchungen, zum Teil in Gemeinschaft mit Liebig (Önanthsäureäther, Honigsteinsäure, Schleimsäure, Stearin, Zucker etc.) und Frémy (vegetabilische Säuren), bereichert. Auch für die Analyse war er sehr thätig, und von vielen Elementen bestimmte er die Atomgewichte. Praktisch wichtig waren seine Arbeiten über Entglasung und über den Einfluß des Sonnenlichts auf die Färbung des Glases. Er starb 31. Mai 1867. Er schrieb: "Traité de chimie générale" (mit Frémy, Par. 1849, 3 Bde.; 3. Aufl. 1862-65, 7 Bde.); "Notions générales de chimie" (mit Frémy, 1853); "Abrégé de chimie" (mit Frémy, 1848; 7. Aufl. 1876).

Pelplin, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Danzig, Kreis Dirschau, an der Linie Bromberg-Dirschau der Preußischen Staatsbahn, Sitz des Bischofs von Kulm, hat 2 kath. Kirchen (darunter die des ehemaligen, 1274 gestifteten Cistercienserklosters mit schönen Kreuzgängen und wertvollen Gemälden), ein Generalvikariat, ein bischöfliches Konsistorium, ein Priesterseminar, ein Progymnasium, eine Oberförsterei, eine Zuckerfabrik und (1885) 2117 Einw.

Pelt, Anton Friedrich Ludwig August, protest. Theolog, geb. 1799 zu Regensburg, habilitierte sich 1826 in Berlin als Privatdozent, ward 1829 Professor der Theologie zu Greifswald und 1835 zu Kiel. Da er nach der Pacifizierung Schleswig-Holsteins 1852 mit neun andern Kieler Professoren die Bestätigung im Amt nicht wiedererhielt, wurde er von der Universität Göttingen als Pastor auf ihre Patronatspfarre Kemnitz berufen, wo er 22. Jan. 1861 starb. Von seinen Schriften, die ihn als Schüler Schleiermacher bekunden, sind hervorzuheben: "Protestantismus, Rationalismus, Supranaturalismus und spekulative Theologie" (Kiel 1839) und "Theologische Encyklopädie" (Hamb. 1843).

Peltasten (griech.), leichtbewaffnete Fußkämpfer der Griechen, bewaffnet mit dem kleinen Schild (Pelta), einem 2 m langen Wurfspieß, leichtem Panzer, Helm und kurzem Schwert (s. Abbildung). Sie hatten eine Mittelstellung inne zwischen den schwerbewaffneten Hopliten (s. d.) und den Psiloi (s. d.).

^[Abb.: Krieger mit der Pelta.]

Peltātus (lat., "schildförmig"), s. Blatt, S. 1014.

Peltiers Phänomen, s. Thermoelektrizität.

Pelusĭon, Stadt im alten Unterägypten, an der nach ihr benannten Nilmündung, zwischen Sümpfen und Morästen gelegen, vielleicht das Sin der Bibel. P. war der Schlüssel Ägyptens von O. her und deshalb stark befestigt, aber auch häufigen Angriffen ausgesetzt. Hier wurde das Heer des Sanherib von Taharka zurückgetrieben; 525 v. Chr. fand bei P. die große Schlacht zwischen Kambyses u. Psammetich III. statt; 374 wurde es von Pharnabazos und Iphikrates, 309 von den Persern belagert und erobert, endlich, nach der Schlacht bei Aktion, dem römischen Reich einverleibt. Ruinen bei Tine.

Pelvimēter (lat., "Beckenmesser"), s. Becken, S. 588.

Pelvis (lat.), Becken.

Pelvoux (spr. -wuh, Grand P.), mächtige, gletscherreiche Berggruppe der Kottischen Alpen an der Grenze der franz. Departements Isère und Oberalpen, erreicht im Mont P. 3954, in der Meije 3987 und der Barre des Ecrins (Pointe d'Arsines) 4103 m Höhe. Das Hochalpenthal Vénéon führt mitten in die Berggruppe hinein und dient als Ausgangspunkt der schwierigen Bergbesteigungen (1885 verunglückte der Alpenreisende Zsigmondy aus Wien bei der Besteigung der Meije). Vgl. Ferrand, Autour du P. (Par. 1886).

Pelzen, s. v. w. Pfropfen in die Rinde.

Pelzflatterer (Galeopithecus Pall.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Insektenfresser und der Familie der P. (Galeopithecida), schlank gebaute Tiere, deren mittellange Gliedmaßen durch eine breite, auf beiden Seiten behaarte Haut verbunden sind. Die fünf Zehen haben zurückziehbare Krallennägel, der Schwanz ist kurz und steckt mit in der Flatterhaut. Der Kopf ist verhältnismäßig klein, die Schnauze sehr verlängert, die Augen mäßig groß, die behaarten Ohren klein. Die Flatterhaut, eine Fortsetzung der Leibeshaut, beginnt am Hals, geht von