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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pepsin - Perambulator.

Pepsīn, fermentartig wirkende Substanz, welche von der Magenschleimhaut abgesondert wird und bei Anwesenheit von etwas Säure (namentlich Salzsäure) eiweißartige Körper und leimgebende Gewebe nicht nur auflöst, sondern auch in Peptone (s. d.) und ähnliche Substanzen umwandelt. Das P. bildet getrocknet eine grauweiße, fast geruchlose, fade schmeckende, amorphe, stickstoffhaltige, schwer in Wasser, leicht in verdünnter Säure lösliche Substanz, welche ihre Wirksamkeit durch Erhitzen auf 65° verliert. Eine Lösung von P. in Wein ist als Vinum Pepsini (Pepsinwein, Pepsinessenz) offizinell und wird als Verdauung beförderndes Mittel angewandt. Zur Darstellung derselben schabt man gereinigten Schweinemagen oder Labmagen des Rindes auf der innern Seite mit einem Knochenmesser, mischt 100 Teile des so erhaltenen Schleims mit 50 T. Glycerin und 50 T. Wasser, gießt 1000 T. Weißwein und 5 T. Salzsäure zu und filtriert nach drei Tagen.

Pepsis (griech.), die Verdauung; daher Peptika, die Verdauung befördernde Mittel (s. Digestivmittel).

Peptōne, stickstoffhaltige Umwandlungsprodukte der eiweißartigen Stoffe, welche sich im Magen unter dem Einfluß des Pepsins (s. d.), im Darm durch das Ferment der Bauchspeicheldrüse bilden. Ähnliche peptonbildende Fermente sind auch im Wicken-, Hanf- und Leinsamen und in der Flüssigkeit enthalten, welche die Kannenpflanzen (Nepenthes) in ihren Kannen absondern. Endlich entstehen auch P. durch Einwirkung stark verdünnter Säuren oder Alkalien auf Eiweißkörper. Sie sind den letztern noch sehr nahe verwandt, stets amorph und in Wasser und verdünntem Weingeist löslich. Wahrscheinlich liefern die verschiedenen Eiweißstoffe eigentümliche P., deren Eigenschaften sich überdies nach der Dauer der Einwirkung des Ferments oder der Säure ändern. Die Bildung der Magenpeptone dürfte auf der Aufnahme der Elemente des Wassers durch das Eiweiß beruhen, während das Pankreatin tiefer gehende Umsetzungen hervorbringt. Vom Magenpepton wurde nachgewiesen, daß es als Nahrungsstoff zu betrachten ist und mithin vom Körper zur Blut- und Gewebebildung benutzt wird. Da nun die Umwandlung von Pepton in Blut- und Gewebebestandteile offenbar leichter erfolgt als die der unveränderten Eiweißkörper der Nahrungsmittel, so hat man für geschwächte Verdauungsorgane Peptonpräparate, Fleischpeptone, hergestellt, bei deren Verabreichung dem Körper die Peptonbildung abgenommen wird. Man bereitet solche Präparate, indem man Fleisch und andre Eiweißkörper mit stark verdünnter Salzsäure und dann mit Pepsin behandelt.

Pepuzianer, s. v. w. Montanisten (s. d.).

Per (lat., ital.), durch, über... hin, für, gegen; in der Buchhaltung s. v. w. Debitor (D.), dient zugleich als Einleitung zu allen auf die Creditseite eines Kontos eingetragenen Posten (Gegensatz zu "an", s. d.).

Pér., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Franz Péron, geb. 22. Aug. 1772 zu Cerilly und gest. 14. Dez. 1810 daselbst, Reisender, Entdecker zahlreicher Tiere, besonders Quallen und Weichtiere. Hauptwerk: "Voyage de découverte aux terres australes" (mit Freycinet, Par. 1807-10, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824-25, 4 Bde.).

Pera, Stadtteil von Konstantinopel (s. d., S. 31).

Peräa, altgriech. Name mehrerer jenseit eines Meers oder Flusses gelegenen Landstriche, namentlich des transjordanischen Palästina, nördlich vom Lande der Moabiter. Die P. der Rhodier hieß ein Teil der Südküste von Karien, Rhodos gegenüber.

Per abūsum (lat.), durch Mißbrauch.

Peracampos, Graf von, General, s. Halen.

Per accĭdens (lat.), durch Zufall.

Peráctis peragéndis (lat.), nach Beendigung des zu Beendigenden.

Perak ("Silber"), Staat unter engl. Protektorat auf der Westküste der Halbinsel Malakka in Hinterindien, 20,720 qkm (375 QM.) groß mit 110,000 Einw. (Malaien, im Innern noch im Urzustand, und eingewanderte Chinesen), grenzt im NW. an die englische Provinz Wellesley, sonst an Malaienstaaten. P. zeichnet sich aus durch außerordentlichen Reichtum an Zinn (das die Eingebornen für Silber hielten, woher der Landesname). Die Gruben liegen meist im N. des Landes; die Förderung des Metalls geschieht noch mit den einfachsten Geräten, hauptsächlich durch Chinesen, die hierzu um 1850 einzuwandern begannen; 1884 wurden 10,272 Ton. ausgeführt. Den Export begünstigt der 110 km lange Fluß P., der bis zu 60 km aufwärts selbst für kleine Kanonenboote fahrbar ist. Von Pflanzen gedeihen in der Ebene Zucker, Tabak und Reis, an den Bergabhängen Thee, Kaffee, Vanille und Gewürze aller Art. Das Gebirge, dessen Spitzen sich bis zu 1000 m Höhe erheben, bevölkern Hirsche, Schlangen der größten Art, Leoparden und Herden von Elefanten; in den Flüssen gibt es Krokodile. An Einkünften wirft P. seinem Radscha 600,000 Mk. ab. Die Religion ist der Islam. - In alter Zeit war der Fürst von P. Vasall von Malakka; um die Mitte des 16. Jahrh. machte P. sich selbständig. 1641 errichteten die Holländer hier eine Faktorei, deren Fort 1795 die Engländer zerstörten; ein Vertrag von 1818 bestätigte dann England volle Handelsfreiheit, und dieses sicherte P. seine Besitzungen gegenüber Siam. Verträge desselben Jahrs mit P. machten dem Seeraub ein Ende, der sonst für die Küstenbewohner den Erwerb bildete; dagegen dauerte die Unbotmäßigkeit der Großen des Landes fort. Bei einer solchen Gelegenheit kam England mit dem Fürsten Abdallah 1875 dahin überein, daß die Verwaltung des Landes durch englische Kommissare im Namen des Sultans geführt werde. Doch wurde der englische Gouverneur Birch 1. Nov. 1875 meuchlings ermordet. Zur Bestrafung der Schuldigen entsandte England Truppen, und im März 1876 waren die Rädelsführer gefallen; indessen stand England nun davon ab, das Land in eigne Verwaltung zu nehmen.

Peraktion (lat.), Durchführung, Vollendung.

Peralta, Stadt in der span. Provinz Navarra, am Fluß Arga, mit Weinbau und (1878) 3378 Einw.

Per ambāges (lat.), auf Umwegen.

Perambulātor (Umdrehzähler), Instrument zum Zählen der Umdrehungen eines Rades, entweder um daraus die Länge eines Wegs zu bestimmen, oder für Fabrikzwecke. Von den zahlreichen Konstruktionen besteht eine aus einer metallenen Büchse, an deren Achse ein Gewicht pendelartig aufgehängt ist, so daß es bei den Umdrehungen des Rades stets die Richtung nach unten behält. An ihm ist im Aufhängungspunkt ein zweites Rad befestigt, welches sich also bei einmaliger Umdrehung obigen Rades mit dem Pendel einmal um seine Achse dreht und hierdurch ein Räderwerk als Zählmechanismus in Bewegung setzt. Als Umdrehzähler für Betriebs- und Fabrikationsmaschinen (mechanische Webstühle) dienen Apparate aus einer Kombination von Sperrrädern und Sperrklinken, wobei erstere durch einen