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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Perigamium - Perikles.

P., geb. 14. Juni 1776 zu Grenoble, ward Mitbegründer der Bank von Frankreich, der Aufmunterungsgesellschaft, der ersten französischen Assekuranzkompanie, der Sparkasse von Paris und vieler andrer gemeinnütziger Institute, unterstützte mit seinem bedeutenden Vermögen industrielle Bestrebungen und führte die Dampfpumpen in den französischen Kohlengruben ein. 1818 übernahm er die meisten Etablissements des ältern Casimir P. Er starb 2. April 1821 in Paris. Der jüngste Bruder, Camille P., geb. 15. Aug. 1781 zu Grenoble, wurde 1808 Auditeur im Staatsrat, saß von 1828 bis 1834 als Deputierter von Mamers, dann des Departements Corrèze in der Kammer und erhielt 3. Okt. 1837 die Pairswürde; starb 14. Sept. 1844.

Perigamĭum (griech.), bei den Laubmoosen die sämtlichen von den gewöhnlichen Blättern abweichenden Hüllblätter einer zwitterigen, d. h. Antheridien und Archegonien enthaltenden, Blüte.

Perigäum (griech.), s. Apogäum.

Perigenĕsis (griech.), s. Erblichkeit, S. 726.

Perigonium (griech.), die Blütenhülle (s. Blüte, S. 66); bei den Laubmoosen die sämtlichen von den gewöhnlichen Blättern abweichenden Hüllblätter der männlichen, d. h. nur Antheridien enthaltenden, Blüte.

Périgord (spr. -gōr), alte Landschaft im südwestlichen Frankreich, gehörte zur Provinz Guienne und zerfiel in Ober- und Niederpérigord. In jenem war Périgueux (s. d.) die Hauptstadt, in Niederpérigord Sarlat. Jetzt fällt die Landschaft zum größten Teil mit dem Departement Dordogne zusammen. Sie hat ihren Namen von den keltischen Petrocorii, den alten Einwohnern des Landes, das in römischer Zeit zu Aquitanien gehörte, im 5. Jahrh. unter die Herrschaft der Goten, 507 unter die der Franken kam. Seit dem 10. Jahrh. wurde es von Grafen beherrscht. Eleonore von Guienne brachte durch ihre Heirat mit Heinrich II. Plantagenet auch P. an England; erst 1454 fiel es an Frankreich zurück und zwar an die Familie Albret, deren Erbe König Heinrich IV. es 1589 für immer mit der französischen Krone vereinigte. Vgl. Dessalles, Histoire de P. (Par. 1886, 3 Bde.).

Périgueux (spr. -göh), Hauptstadt des franz. Departements Dordogne, an der schiffbaren Isle, über die vier Brücken führen, und durch die Orléansbahn mit Orléans, Agen, Toulouse, Coutras und Ribérac verbunden, amphitheatralisch an einem Hügel aufsteigend, die alte Hauptstadt von Périgord, hat bedeutende römische und mittelalterliche Baureste aufzuweisen. Das merkwürdigste Bauwerk der Stadt ist die Kathedrale St.-Front aus dem Ende des 11. Jahrh., welche im byzantinischen Stil nach dem Muster der Markuskirche in Venedig erbaut und seit 1865 restauriert worden ist, ferner die Kirche St.-Etienne aus dem 11. und 17. Jahrh. Unter den Plätzen und Straßen sind die Place Bugeaud (mit der Statue des Marschalls Bugeaud), der Cours Michel-Montaigne (mit den Statuen des Moralisten Montaigne und des Generals Daumesnil) und der Cours Tourny (mit dem Denkmal Fénelons) hervorzuheben. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886) 25,313. Die wichtigsten Gewerbszweige sind: Eisenbergbau und Hüttenbetrieb sowie metallurgische Industrie der verschiedensten Art, Fabrikation von Schafwollwaren, Buchdruckerei etc. Der Handel hat vornehmlich die berühmten Trüffeln von Périgord, Trüffelpasteten und Truthühner zum Gegenstand. An Bildungsanstalten besitzt P. ein Lyceum, ein höheres Seminar, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Zeichenschule, ein Museum mit zahlreichen römischen und andern Altertümern, Skulpturen, Münzen, Waffen etc., eine Bibliothek mit 20,000 Bänden, einen botanischen Garten und mehrere gelehrte Gesellschaften. P. ist Sitz eines Bischofs, des Präfekten, eines Zivil- und Handelstribunals und eines Assisenhofs. - P., das bei den Kelten Vesunna (noch heißt ein alter Turm Vésone), bei den Römern Civitas Petrocoriorum hieß, besteht eigentlich aus zwei vereinigten Städten: Cité und Puy-St.-Front, welche bis 1240 ungeachtet ihrer nahen Nachbarschaft doch in ununterbrochener Fehde miteinander lebten. Erst der gemeinsame Widerstand gegen die Grafen von Périgord vereinigte ihre Bewohner zu einem freien Bürgerstand, der sich seine Obrigkeit selbst gab, nur vom König abhing und das Münzrecht hatte. In P. sind namentlich 1857 und 1858 bemerkenswerte Reste römischer Bauten entdeckt worden, z. B. Thermen, ein Amphitheater etc. Auch Reste der Befestigungsmauern aus dem 5. Jahrh. sind erhalten.

Perigynisch (griech.), Bezeichnung solcher Blüten, bei denen Blumenblätter und Staubgefäße auf dem Kelch um den freien Fruchtknoten herumstehen.

Perigynĭum (griech.), bei den Laubmoosen die sämtlichen von den gewöhnlichen Blättern abweichenden Hüllblätter der weiblichen, d. h. nur Archegonien enthaltenden, Blüte.

Perihelium (griech.), s. Aphelium.

Perihepatītis, s. Leberkrankheiten.

Perikambium (griech.), in der Pflanzenanatomie die äußerste Zellschicht des Pleroms (s. d.) in allen Wurzeln und in Stengeln mit einfachem axilen Gefäßbündelstrang. In dem P. der Phanerogamen haben die Seitenwurzeln ihren Ursprung.

Perikardialflüssigkeit, s. Seröse Flüssigkeiten.

Perikardītis, s. Herzbeutelentzündung.

Perikardium (griech.), Herzbeutel.

Perikarp (Pericarpium), die gesamte aus der Fruchtknotenwand hervorgehende Wandung der Frucht, besteht meist aus dem äußern Epikarp und dem innern Endokarp. Oft bildet sich letzteres als harte, dicke Schicht aus und stellt dann den sogen. Stein, wie bei Pflaumen etc., dar. Bisweilen ist eine dritte Schicht zwischen den erstgenannten vorhanden, das Mesokarp, das häufig fleischige Beschaffenheit annimmt, wie bei den Steinfrüchten, und dann als Sarkokarp unterschieden wird. Vgl. Frucht, S. 755.

Perikíten, s. Papageien, S. 667.

Perĭkles, berühmter athen. Staatsmann, aus dem alten Geschlecht der Buzygen, Sohn des Xanthippos, des Siegers von Mykale, und der Agariste aus dem Geschlecht der Alkmäoniden, wuchs in einem hochangesehenen Haus inmitten großartiger weltgeschichtlicher Ereignisse auf, welche auf seinen reichbegabten, hochstrebenden Geist mächtig einwirkten. Körperlich kräftig und wohlgebildet, lebhaft, ideenreich und unermüdlich strebsam, dabei besonnen und gemäßigt, erwarb er sich als Zuhörer der bedeutendsten Philosophen seiner Zeit, des Zenon, Anaxagoras und Protagoras, eine vorzügliche Bildung, die Macht der Beredsamkeit und eine Sicherheit und Freiheit des Geistes, welche ihn allen seinen Mitbürgern überlegen machten und ihm die Mittel gewährten, das Ziel seines Ehrgeizes zu erreichen, seine Mitbürger geistig zu beherrschen und so den Staat zu leiten. Wegen seiner aristokratischen Natur und seiner ernsten Zurückhaltung anfangs mit Mißtrauen beobachtet, nahm er unter Kimon an mehreren Kriegszügen mit Auszeichnung teil und wandte sich erst nach dem Tode des Aristeides der Politik zu. Er erkannte die demokratische Verfassung Athens nicht bloß als die zu Recht bestehende, sondern auch als die Verfassung an, unter