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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peru

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Peru (Geschichte).

bruar auch Bolivia beitrat. Am 14. Jan. 1866 erfolgte sodann die förmliche Kriegserklärung der Verbündeten an Spanien. Der erste Angriff der spanischen Flotte im März richtete sich auf das in der Bai von Ancud in Chiloe ankernde peruanisch-chilenische Geschwader; derselbe blieb erfolglos. Nach dem Bombardement Valparaisos erschienen die Spanier vor Callao, welches 2. Mai 1866 eine heftige Beschießung auszuhalten hatte. Callao litt jedoch weniger dabei als die spanischen Schiffe, welche stark beschädigt wurden und daher 10. Mai abzogen, während die Peruaner den 2. Mai (Dos de Mayo) als einen großen Sieg feierten. Damit war der Krieg thatsächlich zu Ende.

Prado hatte durch den glücklichen Ausgang des Kriegs so an Ansehen gewonnen, daß er eine Reform der Finanzen durchzuführen wagte, indem er den Ertrag der Guanoinseln zur Abtragung der auswärtigen Anleihen verwenden und die laufenden Kosten der Verwaltung durch eine Kopfsteuer aufbringen wollte. Auch beabsichtigte er, Religionsfreiheit und freien Unterricht einzuführen. Dies gab nun wieder den Anstoß zu aufständischen Bewegungen. Zwar wurde Prado 31. Aug. 1867 nach Erlaß einer neuen Verfassung zum konstitutionellen Präsidenten erwählt; aber bereits im Oktober 1867 brach im Süden Perus, in Arequipa, dem alten Revolutionsnest, eine neue aufständische Bewegung aus. Prado wurde im Januar 1868 geschlagen und floh, als auch in Lima 6. Febr. die Revolution ausbrach, nach Chile. Canseco übernahm darauf provisorisch die Regierung in P., bis 28. Juli 1868 Balta zum Präsidenten gewählt wurde. Der Bau von größern Eisenbahnlinien durch den Unternehmer Meiggs aus Chile wurde jetzt beschlossen, der Hafen von Callao erweitert, für welche Bauten in Europa zwei Anleihen von 1000 Mill. Mk. unter Wucherzinsen abgeschlossen wurden, und durch einen Vertrag mit dem Pariser Haus Dreyfuß, welchem der Vertrieb des Guanos übertragen wurde, größere Geldmittel, allerdings unter Verpfändung der Haupteinnahmequelle des Staats, gewonnen. 1868 wurde P. zwar von furchtbaren Naturereignissen heimgesucht: das gelbe Fieber brach aus, 13. Aug. zerstörte ein Erdbeben Arequipa und eine Sturmflut zahlreiche Küstenplätze; indes erholte sich das Land, der Ackerbau wurde durch chinesische Kulis befördert, und im Juli 1872 wurde eine nationale Ackerbau- und Gewerbeausstellung in Lima eröffnet. Nachdem jedoch 13. Juli 1872 der liberale Zivilist Manuel Pardo zum Nachfolger in der Präsidentschaft gewählt worden war, empörten sich die drei Generale Gebrüder Gutierrez 22. Juli, warfen Balta ins Gefängnis und bemächtigten sich mit Hilfe einiger Bataillone der höchsten Gewalt. Indes ihre Militärherrschaft wurde durch einen Aufstand der erbitterten Bevölkerung von Lima und Callao 26. Juli gestürzt und die Gutierrez, nachdem Balta auf ihren Befehl im Gefängnis ermordet worden, förmlich in Stücke gehauen. Pardo wurde nun Präsident, der erste Nichtmilitär, der dies Amt bekleidete. Er betrieb mit Energie liberale Reformen, reinigte das verkleinert Heer von allen zweideutigen Elementen, suchte die Finanzen zu ordnen und verbesserte das Unterrichtswesen. Da es an Metallgeld zu fehlen begann, ermächtigte Pardo die Banken zur Nichteinlösung ihrer Noten und Vermehrung derselben, was die Geldverhältnisse bedenklich erschütterte.

Im August 1876 folgte ihm Prado in der Präsidentschaft, der sich in einen Krieg mit Chile (s. d.) verwickeln ließ. Eifersüchtig auf die Konkurrenz, welche die chilenischen Salpeterwerke in Antofagasta den peruanischen in Tarapacá machten, reizte Prado den bolivianischen Präsidenten Daza dazu an, die chilenischen Werke mit einer Steuer zu belegen, und schloß mit Bolivia ein Schutz- und Trutzbündnis, worauf Chile 1. April 1879 an Bolivia und P. den Krieg erklärte. Die Last desselben fiel fast ganz auf die Schultern Perus, das allein eine Flotte und ein brauchbares Landheer hatte. Dennoch begrüßte das eitle Volk den Krieg im sichern Vertrauen auf glorreiche Erfolge mit größtem Enthusiasmus und bewilligte für die nötige Rüstung alle von der Regierung geforderten Opfer an Geld und Menschen. Der Monitor Huascar unter Kapitän Grau errang anfangs einige Erfolge über die chilenischen Kriegsschiffe. Aber nachdem er 8. Okt. in die Hände der Feinde gefallen, ward von diesen die südperuanische Küste blockiert; die Chilenen landeten in Pisagua, schlugen das peruanische Landheer 19. Nov. bei Dolores (San Francisco) und nahmen Iquique. Der unfähige Präsident Prado, der bisher selbst den Oberbefehl geführt hatte, flüchtete 18. Dez. nach Panama, und nun bemächtigte sich der alte Verschwörer Pierola 23. Dez. als oberster Chef der Republik der Alleinherrschaft, die er durch strenge Maßregeln gegen die Presse, Androhung von Todesstrafen an alle Gegner und durch Unterwerfung unter den Klerus zu befestigen suchte. Den Krieg gegen Chile wollte er bis aufs Messer führen, hob alle waffenfähige Mannschaft aus und legte den besitzenden Einwohnern unerschwingliche Abgaben auf. Die übertriebenen Forderungen, welche Chile als Bedingungen des Friedens stellte: Auslieferung der peruanischen Flotte und Abtretung der Provinz Tarapacá, machten eine Aussöhnung allerdings schwierig. Aber durch die Niederlage bei Tacna (27. Mai 1880) und den Fall von Arica (7. Juni) verloren die Peruaner ihre südlichen Provinzen, und im Januar 1881 wurde ihre letzte Armee durch die Schlachten von Chorillos und Miraflores vernichtet und Lima von den Chilenen besetzt. Pierola floh, und es brach nun über P. eine völlige Anarchie herein, welche selbst einen Friedensschluß mit Chile längere Zeit unmöglich machte. Im März wurde zu Lima eine provisorische Regierung unter Garcia Calderon gebildet und im Juli ein Kongreß nach Chorillos berufen, der Calderon zum Präsidenten ernannte. Da derselbe aber, auf nordamerikanische Hilfe vertrauend, jede Landabtretung an Chile verweigerte, ward er im September vom chilenischen General Lynch abgesetzt und im November nach Chile abgeführt. Mehrere Generale, Montero, Iglesias und Caceres, stritten sich nun um die höchste Gewalt in P. Als 1883 Iglesias in Cajamarca das Übergewicht erhielt, knüpften die Chilenen mit ihm Verhandlungen an, die 20. Okt. 1883 zum definitiven Frieden führten, in dem P. die Provinzen Tarapacá für immer, Arica und Tacna auf zehn Jahre abtrat. Hierauf räumten die Chilenen Lima, wo Iglesias seinen Einzug hielt und 29. Febr. 1884 eine Nationalversammlung zusammentrat, die den Friedensvertrag genehmigte. Caceres, der sich im südlichen P. behauptet hatte, stürzte aber 1885 Iglesias und ward 1886 zum Präsidenten erwählt.

Vgl. Prescott, History of the conquest of P. (deutsch, Leipz. 1848, 2 Bde.); Tschudi und Rivero, Antiguedades Peruanas (Wien 1851); Desjardins, Le Pérou avant la conquête espagnole (Par. 1858); Wiener, Les institutions politiques, religieuses, économiques et sociales de l'empire des Incas (das. 1874); Brehm, Das Inkareich (Jena