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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pfeiler; Pfeilerbau; Pfeilgift

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Pfeiler - Pfeilgift.

die Ursachen des schlechten Zustandes der Forsten und die Mittel, ihn zu verbessern" (Züllich. 1816); "Über forstwissenschaftliche Bildung und Unterricht" (das. 1820); "Vollständige Anleitung zur Behandlung, Benutzung und Schätzung der Forsten" (das. 1820-21, 2 Bde.); "Über Befreiung der Wälder von Servituten" (das. 1821); "Grundsätze der Forstwirtschaft in Bezug auf Nationalökonomie und Staatsfinanzwissenschaft" (das. 1822-24, 2 Bde.); "Die Behandlung und Schätzung des Mittelwaldes" (das. 1824); "Anleitung zur Ablösung der Waldservitute" (Berl. 1828, 3. Aufl. 1854); "Neue vollständige Anleitung zur Behandlung, Benutzung und Schätzung der Forsten" (das. 1830-33, 5 Bde.; 3. Aufl. 1854-58); "Anweisung zur Jagdverwaltung" (2. Aufl., Leipz. 1848); "Die Forstwissenschaft nach rein praktischer Ansicht" (das. 1831, 5. Aufl. 1857; 6. Aufl. von Preßler, 1870); "Die Forstpolizeigesetze Deutschlands und Frankreichs" (Berl. 1834); "Anleitung zur Feststellung der vom Forstgrund zu erhebenden Grundsteuer" (Leipz. 1835); "Die Forstgeschichte Preußens bis zum Jahr 1806" (das. 1839); "Die deutsche Holzzucht" (das. 1860). Die von P. begründeten "Kritischen Blätter für Forst- und Jagdwissenschaft" erschienen von 1822 bis 1859 in 42 Bänden (Leipz.), und fast sämtliche Artikel dieser Zeitschrift stammen aus seiner Feder.

3) Joachim Friedrich, Graf, Reisender, geb. 30. Dez. 1857 zu Neurode in Schlesien, besuchte das Gymnasium zu Göttingen und ging 1873 mit einer Missionsgesellschaft nach Natal, wo er vier Jahre lang verweilte und sich mit den Sprachen der dortigen Eingebornen gründlich vertraut machte. Nach kurzem Aufenthalt in Europa (1879) begab er sich von neuem nach Afrika, ließ sich im Oranjefreistaat nieder und erforschte mit Wilson den Limpopo, worauf er schwer erkrankt nach Deutschland zurückkehrte. Nach seinem Anschluß an die Gesellschaft für deutsche Kolonisation ging er mit Peters und Jühlke 1884 nach Ostafrika, war bei der Erwerbung der Landschaften Usagara, Ukami, Nguru und Usepua thätig, nahm in der erstgenannten seinen Wohnsitz und erwarb von da die Landschaft Chutu sowie die Landschaften zwischen dem Nyassa und der Küste. Im Mai 1886 kehrte P. nach Berlin zurück, begab sich aber schon im Dezember wieder nach Ostafrika, um an Stelle des ermordeten Jühlke die Generalvertretung der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft für die Somalländer zu übernehmen, legte indessen diese Stelle schon Anfang 1887 nieder, um in die Dienste der Neuguineagesellschaft zu treten. Er schrieb: "Vorschläge zur praktischen Kolonisation in Ostafrika" (Berl. 1888).

Pfeiler, im Hochbau frei oder an der Wand stehender, mehr oder minder schlanker prismatischer Stein- oder Mauerkörper, der zur Unterstützung einer verhältnismäßig großen Last bestimmt ist. Haben P. die lotrecht wirkende Belastung eines Gebälkes zu tragen, so sind es Stützpfeiler; haben sie dem auf eine Umfangswand wirkenden Seitendruck eines Gewölbes zu widerstehen, so sind es Strebepfeiler; besteht das Fundament eines Gebäudes aus einzelnen Pfeilern, welche durch gewölbte Bogen verbunden werden, so heißen sie Grundpfeiler (s. Grundbau). Frei stehende P. erhalten meist unten einen Sockel und oben ein Kapital und wurden besonders in der romanischen Baukunst allein als Träger der Arkaden im Kirchenbau (Pfeilerbasiliken) oder in Verbindung mit frei stehenden Säulen, in der gotischen Baukunst in Verbindung mit angelehnten Säulchen (Bündelpfeiler) angewandt (s. Tafel "Dom zu Köln", Fig. 4, 6-8). An den Ecken eines Gebäudes oder einer Säulenreihe stehende P. nennt man Eckpfeiler; mit der Wand verbundene, etwas aus dieser hervortretende P. nennt man Wandpfeiler oder Pilaster. Im Brückenbau unterscheidet man je nach ihrer Stellung End- oder Landpfeiler, Zwischen- oder Strompfeiler, je nach ihrer Funktion Stützpfeiler bei Balkenbrücken, Widerlagpfeiler bei gewölbten Brücken und Ankerpfeiler bei Hängebrücken, je nach ihrem Material steinerne oder massive P., hölzerne oder eiserne P., welch letztere je nach ihrer Konstruktion wieder in die niedrigern, aus einzelnen Stützen oder Säulen bestehenden Jochpfeiler und in die höhern, aus starken Eckpfosten oder Ecksäulen und zwischen sie eingeschaltetem Stabwerk bestehenden Fachwerkpfeiler zerfallen (s. Brücke).

Pfeilerbau, s. Bergbau, S. 725.

Pfeilgift, vegetabilische oder animalische Stoffe, mit welchen Geschoßspitzen versehen werden, um sie schneller und sicherer tötend zu machen. Die Skythen bereiteten ein P. aus gefaulten Vipern und gefaultem Menschenblut, und ähnliche Fäulnisgifte, zu deren Gewinnung oft unheimliche Tiere benutzt werden, kennt man auch aus Südafrika und Amerika. Auch das Herakleische P., welches das Blut des Nessos derart vergiftete, daß es selbst nun wieder die furchtbarsten Wirkungen äußerte, konnte nur ein Fäulnisgift sein, welches fermentartig wirkt. In Norwegen gebraucht man noch jetzt zur Jagd auf den Nordkaper (Balaenoptera rostrata) ein P., welches aus Leichengift früher erlegter Tiere besteht. Odysseus vergiftete seine Pfeile mit Pflanzensäften, die er aus der Ferne holte, und Achilleus fiel offenbar durch einen Giftpfeil. Die Giftpflanze der Skythen und Dalmatiner wird im Altertum Helenium genannt. Nikander von Kolophon erwähnt ein Toxicum (von toxon, Bogen, Pfeil) genanntes P. der perrhäischen Nomaden und der Ackerbau treibenden Völker am Euphrat, auch wurde dieser Name besonders häufig dem P. der alten Kelten und Gallier beigelegt. Die Pflanze, aus der es bereitet wurde, hieß Xenium. Es sollte augenblicklich töten, und man beeilte sich, das Fleisch rings um den Pfeil auszuschneiden, damit das Tier vor schneller Fäulnis bewahrt bliebe. Daß das P. im Magen nicht giftig wirkte, wußte man recht gut. Der Wurzel von Aconitum ferox sollen sich asiatische Stämme, der Anemone ranunculoides die Kamtschadalen als P. bedienen. Auf den Gebrauch vergiftete Pfeile bei den alten Germanen deuten manche Mythen, aber niemals scheint man sie im Krieg benutzt zu haben. 388 sollen Franken auf die Soldaten des Quintinus mit vergifteten Pfeilen geschossen haben, und das Salische Gesetz verbot nur den Gebrauch der Giftpfeile gegen Stammesgenossen, nicht gegen Fremde. Später durften Giftpfeile nur auf der Jagd angewandt werden, und dieser Gebrauch erhielt sich bei Marseille bis ins 14., in verborgenen Alpenthälern bis ins 16. Jahrh. Die Älpler benutzten die Knollen der Ranunculus thora zur Bereitung von P., mit welchem zu Lobels Zeiten noch ein regelrechter Handel betrieben wurde. Nach Gesner wirkte das Thoragift in einer halben Stunde, war aber im Magen völlig unschädlich. Das einzige Gegengift sollte Aconitum anthora liefern. Die noch jetzt in Asien und Amerika gebräuchlichen Pfeilgifte wurden zuerst durch Raleigh 1595 und Försch 1775 bekannt. Das Upas-Antiar (Pohon-Upas), welches auf den ostindischen Inseln aus dem Milchsaft des Antiar- oder Upasbaums (Antiaris toxicaria Lech.) bereitet