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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pherekrates - Philadelphia.

meinschaftliche Anführer der Pheräer und Iolker vor Troja war. Gegen Ende des Peloponnesischen Kriegs wurde P. Sitz einer selbständigen Tyrannenherrschaft, die längere Zeit auf Griechenland Einfluß hatte. Unter den Tyrannen von P. sind Iason (um 375 v. Chr.), Oberfeldherr von ganz Thessalien, und Alexander (359 ermordet) zu erwähnen. Antiochos von Syrien belagerte und eroberte P. 191, mußte es aber bald darauf den Römern überlassen. Die Stadt hatte eine Akropolis und innerhalb ihrer Ringmauern die vielgenannte Quelle Hypereia, welche noch jetzt nördlich von Velestino (auch Pherä genannt), wo sich vom alten P. spärliche Reste erhalten haben, hervorsprudelt.

Pherekrătes, Dichter der ältern attischen Komödie, älterer Zeitgenosse des Aristophanes, aus Athen, zeichnete sich durch den Reichtum seiner Erfindung und den reinen Attizismus seiner Sprache aus. Sammlung der dürftigen Fragmente der ihm beigelegten 18 Stücke bei Meineke ("Fragmenta comicorum graecorum", Bd. 2, Berl. 1839) und Kock ("Comicorum atticorum fragmenta", Leipz. 1880).

Pherekrăteus (Pherekratischer Vers), ein nach dem Dichter Pherekrates benanntes antikes Metrum, welches aus einer Basis und einem hyperkatalektischen Choriambus besteht:

‒⏓|‒⏑⏑‒⏒

Huldreich alle Gebärden.

Pherekydes, 1) griech. Philosoph im 6. Jahrh. v. Chr., von Syros, angeblich Lehrer des Pythagoras, soll zuerst in ungebundener Rede geschrieben und die Seelenwanderung gelehrt haben. Ein ihm beigelegtes Werk: "Heptamychos", handelte von den Grundwesen der Dinge, die er als Zeus, Chronos und Chthonios, sowie von der Gestalt der im Weltraum schwebenden Erde, die er unter dem Bild einer "geflügelten, mit einem Mantel, auf den das Meer und die Ströme gestickt seien, umhüllten Eiche" darstellte. Die Fragmente des Werkes sind gesammelt von Sturz (2. Aufl., Leipz. 1824). Vgl. Rob. Zimmermann, Studien und Kritiken, Bd. 1 (Wien 1870).

2) Griech. Logograph, von der Insel Leros, jüngerer Zeitgenosse des Herodot, schrieb ein mythisch-geschichtliches Werk über Attikas Vorzeit, dessen Fragmente in Müllers "Historicorum graecorum fragmenta", Bd. 1 (Par. 1841), gesammelt sind.

Phiále (griech.), flache, henkel- und fußlose Trinkschale (s. Abbildung).

^[Abb.: Phiale.]

Phibeseth, ägypt. Stadt, s. Bubastis.

Phidĭas, s. Pheidias.

Phigalĭa, Stadt im alten Arkadien, auf steiler Höhe über dem Nedafluß (Buzi), nahe der Grenze von Messenien, 659 v. Chr. von den Spartanern erobert, später wieder frei und mehrfach genannt; Ruinen bei Pavlitza. In der Nähe eine Grotte, worin die schwarze Demeter (wie jetzt die Mutter Gottes) verehrt ward, und der Apollontempel zu Bassä (s. d.).

Phigalischer Fries, ein altgriechisches, in den Ruinen des Apollontempels zu Bassä (s. d.) gefundenes Bildwerk, welches in zwei Reliefreihen Amazonen- und Kentaurenkämpfe darstellt und sich seit 1811 im Britischen Museum zu London befindet.

Phil..., Philo... (griech.), in zusammengesetzten Wörtern s. v. w. lieb, liebend, freund.

Philä, Nilinsel bei Assuân in Oberägypten, ganz aus Granit bestehend, 380 m lang, 130 m breit, berühmt durch ihre ägyptischen Tempelbauten und ihre landschaftliche Schönheit. Ihr ägyptische Name war P'Ilak, woraus P. entstand. Eine Mauerterrasse umschließt das ganze Eiland, dessen Boden der Isis geweiht war, welche hier als Hathor (Aphrodite) verehrt wurde. Die Denkmäler, welche fast die Hälfte der Insel einnehmen, der ziemlich erhaltene Tempel mit Säulengängen (s. Tafel "Baukunst III", Fig. 9), Pylonen und Wandgemälden, sind von verhältnismäßig geringer Bedeutung, da sie erst in der 30. Dynastie durch Nektanebos I. (378-360 v. Chr.) erbaut wurden. Die Ptolemäer führten die übrigen Bauten auf; die römischen Kaiser, vorzüglich Tiberius, vergrößerten und schmückten sie. 577 wurde der Tempel in eine Kirche des heil. Stephan verwandelt und von den Götterbildern gereinigt. Jetzt ist P. unbewohnt.

Philadelpheen, dikotyle Gruppe aus der Ordnung der Saxifraginen, eine Unterfamilie der Saxifragaceen bildend, Sträucher mit gegenständigen Blättern und vollständigen, regelmäßigen, meist vier- oder fünfzähligen, oberständigen Blüten, die einen doppelten Staubblattkreis oder zahlreiche Staubblätter, ein drei- oder mehrgliederiges, vollständig gefächertes Ovar und Kapselfrüchte mit endospermhaltigen Samen entwickeln. Die P. bewohnen das südliche Europa, Nordamerika, Japan und das nördliche Indien. Arten von Philadelphus L. und Deutzia Thunb. gehören zu unsern Ziersträuchern.

Philadelpheia, im Altertum Stadt in Lydien, im Thal des Kogamos, Gründung des pergamenischen Königs Attalos Philadelphos, hatte viel von Erdbeben zu leiden und lag zu Strabons Zeiten fast ganz in Trümmern; jetzt Alaschehr (s. d.).

Philadelphĭa, 1) die bedeutendste Stadt des nordamerikan. Staats Pennsylvanien und der Bevölkerung nach die zweite Stadt der Union, liegt etwa 154 km vom Atlant. Ozean unter 39° 57' nördl. Br. und 75° 10' westl. L. v. Gr., auf einer 3 km breiten Landzunge zwischen den beiden schiffbaren Flüssen Delaware und Schuylkill, und besteht aus der eigentlichen Stadt (City) und den erst seit 1854 zur Stadt gehörigen Vorstädten Northern Liberties ("nördliche Freiheiten"), Kensington, Penn, Richmond, Spring Garden, Germantown und Frankford im N., West-P. am rechten Ufer des Schuylkill und Southwark, Passyunk und Moyamensing im S. Das städtische Gebiet hat jetzt eine Oberfläche von 334 qkm. Das Klima von P. ist unbeständig, und Fröste kommen, wenn auch selten, bis zum Juni vor. Die Extreme der beobachteten Temperatur sind -22° und +39° C.; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 11,5° C. Die Straßen in der eigentlichen Stadt sowohl als auch mehrenteils in den Vorstädten durchschneiden sich rechtwinkelig. Die beiden Hauptstraßen sind die 34 m breite Broad Street, welche von N. nach S. läuft, und die vom Delaware zum Schuylkill führende Market Street, die von jener im Mittelpunkt der Stadt durchschnitten wird. Der offene Platz am Durchkreuzungspunkt heißt Penn Square, und hier erhebt sich das neue Stadthaus. Die zwischen beiden Flüssen sich ausdehnenden Straßen sind nach den in der Umgegend häufigen Bäumen, wie Chestnut (Kastanien), Pine (Fichten), Walnut (Walnuß) Street, oder nach Personen etc. benannt; die mit Broad Street gleichlaufenden Straßen sind hingegen numeriert, wodurch das Auffinden von Adressen sehr erleichtert wird. Die Market Street ist Hauptgeschäftsstraße der Stadt; Broad Street ist mit zahlreichen Kirchen und