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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philipp

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Philipp (Burgund, Frankreich).

ten Bruders, Konrad, Tod 1196 auch das Herzogtum Schwaben und vermählte sich 1197 mit Irene, der Tochter des griechischen Kaisers Isaak Angelos, der P. zum Erben seines Reichs ernannte, weswegen ihn Heinrich VI., als er den Plan faßte, auch Ostrom zu erobern, zum Statthalter dieses Reichs bestimmte. Auf dem Weg nach Sizilien, von wo er seinen zweijährigen Neffen Friedrich zur Königswahl nach Deutschland abholen wollte, erfuhr er in Montefiascone den Tod des Kaisers und kehrte nach Deutschland zurück. Nachdem er sich hier vergeblich bemüht, seinem Neffen die Anerkennung der Reichsfürsten zu verschaffen, ward er selbst 6. März 1198 zu Arnstadt zum König gewählt und 8. Sept. zu Mainz gekrönt. Jedoch die welfische Partei stellte Otto von Braunschweig als Gegenkönig auf, und dieser erlangte eine erhebliche Hilfe dadurch, daß Innocenz III. sich 1199 in den Thronstreit mischte und sich im Vertrag von Neuß 8. Juni 1201 für Otto erklärte. Ottos Anhang mehrte sich durch den Abfall der bedeutendsten Fürsten, und P. ward 1203 von dem vereinten Heer der Böhmen, Sachsen und Thüringer in Erfurt eingeschlossen, entkam jedoch mit dem Markgrafen von Meißen, vertrieb die Böhmen wieder aus Thüringen und gewann den Landgrafen Hermann von Thüringen sowie die meisten übrigen Fürsten durch reiche Geschenke und Zugeständnisse wieder für sich. Überall siegreich, ließ er sich 6. Jan. 1205 vom Erzbischof von Köln zu Aachen von neuem krönen, eroberte 1206 Köln, versöhnte sich mit dem Papst und knüpfte Unterhandlungen mit Otto von Braunschweig an, die sich aber zerschlugen. Im Begriff, sein Heer zu einem neuen Feldzug zu sammeln, ward er 21. Juni 1208 in Bamberg vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach meuchlerisch erschlagen, angeblich weil P. diesem seine ihm früher verlobte Tochter nicht hatte zur Ehe geben wollen und auch, als Otto sich um die Tochter des Herzogs von Schlesien bewarb, statt eines Empfehlungsbriefs an den Herzog ihm ein Abmahnungsschreiben mitgegeben hatte. Seine Tochter Beatrix vermählte sich 1212 mit Otto IV. Vgl. Abel, König P. der Hohenstaufe (Berl. 1853); Winkelmann, P. von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig (Leipz. 1873-78, 2 Bde.).

[Burgund.] 6) P. II., der Kühne, Herzog von Burgund, Stifter des jüngern Hauses von Burgund, vierter Sohn des Königs Johann des Guten von Frankreich, geb. 15. Jan. 1342, erwarb sich als 14jähriger Knabe in der Schlacht bei Poitiers den Beinamen des Kühnen, ward aber daselbst zugleich mit seinem Vater gefangen und mußte bis 1360 dessen Gefangenschaft zu London teilen. Johann gab ihm darauf die zum Herzogtum erhobene Grafschaft Touraine und 1363 das Herzogtum Burgund, während ihm Kaiser Karl IV. das deutsche Lehen Hochburgund verlieh, und ernannte ihn zum ersten Pair von Frankreich. Dazu erwarb P. durch Heirat mit Margarete von Flandern 1384 die großen Besitzungen der Grafen von Flandern. Nach Karls V. von Frankreich Tod (1380) führte er mit seinen Brüdern, den Herzögen von Anjou und von Berri, die Regentschaft für den unmündigen Karl VI. und erfocht 27. Nov. 1382 den Sieg bei Roosebeke über die Vlämen. Eine Zeitlang verdrängt durch die von Karl ernannten Minister, die Marmousets (1388), erlangte er 1392 wieder die Regierung Frankreichs, als Karl VI. in Wahnsinn verfiel. Doch machte ihm Ludwig von Orléans die Herrschaft streitig. P. starb 27. April 1404 zu Hall im Hennegau, trotz seines Reichtums infolge seiner Verschwendung so tief verschuldet, daß eine Anleihe gemacht werden mußte, um ihn feierlich zu bestatten. Sein ältester Sohn, Johann der Unerschrockene, folgte ihm auf dem Thron.

7) P. III., der Gütige, Herzog von Burgund, Sohn Johanns des Unerschrockenen (s. Johann 7) und der Margarete von Bayern, geb. 1396 zu Dijon, ward 1419 durch die Ermordung seines Vaters Herzog von Burgund. Aus Haß gegen den Dauphin schloß er sich im Vertrag von Troyes (21. Mai 1420) an Heinrich V. von England an und kämpfte an dessen Seite gegen Karl VII., bis er 21. Sept. 1435 im Vertrag von Arras letztern anerkannte, der ihm völlige Unabhängigkeit und die Grafschaften Auxerre und Mâcon verschaffte. 1433 entriß er Jakobäa von Bayern Brabant und Holland. Zuletzt überließ er die Regierung ganz seinem Sohn Karl. Er begünstigte Künste und Wissenschaften, beförderte die Gewerbe, namentlich die Teppichweberei in Flandern, und stiftete 10. Jan. 1429 den Orden des Goldenen Vlieses. Er starb 15. Juli 1467 in Brügge. P. war vermählt seit 1409 mit Michaela, Tochter König Karls VII. von Frankreich, seit 1424 mit Bona von Artois, Tochter des Grafen Philipp von Nevers, und seit 1429 mit Isabella von Portugal, aus welcher Ehe sein Nachfolger Karl der Kühne entsprang. Vgl. Barante, Histoire des ducs de Bourgogne (8. Aufl., Par. 1858, 12 Bde.).

[Frankreich.] 8) P. I., König von Frankreich, Sohn Heinrichs I., geb. 1052, ward 1059 bei Lebzeiten seines Vaters zum König gekrönt und bestieg 1060 unter Vormundschaft des vortrefflichen Balduin von Flandern den Thron. Nach Balduins Tod 1067 übernahm der 15jährige König selbst die Regierung, mischte sich in den Krieg, den Balduins V. von Flandern Söhne Balduin und Robert um die Herrschaft führten, ward aber von letzterm im Februar 1071 bei Cassel geschlagen. Auch die Empörung des englischen Prinzen Robert gegen seinen Vater Wilhelm den Eroberer unterstützte er, weshalb Wilhelm 1087 einen Verheerungszug nach Frankreich unternahm. Nur Wilhelms Tod rettete Paris vor der Eroberung. P. hatte durch seine Neigung zur Wollust und seine träge Schlaffheit die Liebe seiner Unterthanen längst verscherzt; völlig verächtlich aber wurde er ihnen, als er 1092 seine Ehe mit Bertha von Flandern trennte und sich mit der entführten Gemahlin des Grafen Fulko von Anjou, Bertrade, vermählte. Er wurde deshalb wiederholt mit dem Bann belegt, 1105 nach Berthas Tod zwar losgesprochen, mußte jedoch seinen Sohn Ludwig (VI.) zum Mitregenten annehmen. P. starb 29. Juli 1108 in Melun.

9) P. II. August, König von Frankreich, Sohn Ludwigs VII. und der Alix von Champagne, geb. 25. Aug. 1165, bestieg 1180 den Thron und regierte von Anfang an mit kräftiger Hand. Die aufrührerischen Vasallen wurden gedemütigt, die Juden 1182 aus dem Reich verbannt. Er verschönerte Paris und ließ die Städte des Reichs ummauern. Den König Heinrich II. von England, der seine Minderjährigkeit benutzen wollte, um einen Teil seiner Lande an sich zu reißen, zwang er zum Vergleich. Dann erweiterte er sein Gebiet durch die Grafschaft Vermandois, die er 1184 dem Grafen von Flandern entriß. Nach Beilegung ihrer Händel vereinigten sich P. und Heinrich II. von England zu einem Kreuzzug, der aber erst unter Richard Löwenherz 1190 zu stande kam. Hader mit Richard und Krankheit bewogen P., 1191 nach Frankreich zurückzukehren. Auf die Nachricht von Richards Gefangenschaft griff er die Normandie an und erwarb im Frieden von 1196 das