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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philippi; Philippĭken; Philippīnen

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Philippi - Philippinen.

offenen Bucht, welcher man durch großartige Dämme einen sichern Hafen abgewonnen hat, mit (1884) 18,329 Einw., davon 1885 Mohammedaner, ist von einem Wall umgeben, hat ein Theater, Museum, Hospital und bedeutenden Handel, da P. Hafen für das durch Eisenbahn mit ihm verbundene Konstantine ist. Nördlich davon das völlig offene Stora; dort und in P. verkehrten 1883: 1581 Schiffe von 649,984 Ton. Der Warenumsatz beziffert sich jährlich auf 86 Mill. Frank. An der Stelle von P. stand ehemals die phönikische Stadt Rus-Licar, von den Römern in Rusicada, von den Arabern in Ras-Skikda umgewandelt. Rusicada erscheint 255 als Bischofsitz. Die Franzosen sanden 1838 nur einen Trümmerhaufen vor. Von Stora aus wird jetzt eine sehr ergiebige Fischerei auf Sardinen u. a. betrieben.

Philippi, im Altertum Stadt und starke Festung in Makedonien, nahe der thrakischen Grenze in der Ebene des Angites, anfänglich als athenische Kolonie (seit 360) von den dortigen Quellen Krenides, später nach Philipp von Makedonien, der die Stadt 358 eroberte und wegen der daselbst befindlichen Goldbergwerke beträchtlich erweiterte, P. benannt. Hier, nördlich der Stadt, 42 v. Chr. Sieg der römischen Triumvirn Octavianus und Antonius über Brutus und Cassius. Unter Augustus legten die Römer eine Kolonie hier an, und 53 n. Chr. gründete der Apostel Paulus eine christliche Gemeinde, die erste in Europa, daselbst, an die er dann von Rom aus, wo er in Gefangenschaft lebte, etwa im J. 63 den "Brief an die Philipper" schrieb. Die Ruinen der Stadt, die noch im 14. Jahrh. in Kriegsgeschichten viel genannt wird und erst von den Türken zerstört ward, heißen noch jetzt Filibedschik.

Philippi, Friedrich Adolf, luther. Theolog, geb. 15. Okt. 1809 zu Berlin von jüdischen Eltern, wandte sich nach seinem Übertritt zum Christentum vom philosophischen dem theologischen Studium zu, wurde 1830 Lehrer in Dresden, 1833 zu Berlin, wo er sich 1838 in der theologischen Fakultät habilitierte. Als ordentlicher Professor wurde er 1841 nach Dorpat, 1852 nach Rostock berufen. Außer einem Kommentar zum Römerbrief (3. Aufl., Erlang. 1866) und zum Galaterbrief (Gütersl. 1884) verfaßte er eine "Kirchliche Glaubenslehre" (das. 1854-79, 6 Bde.; 3. Aufl. 1883 ff.), die als das klassische Werk der Wiederherstellung altlutherischer Rechtgläubigkeit gilt. Seine Vorlesungen über Symbolik erschienen 1882.

Philippĭken (lat. Philippicae orationes), drei heftige Reden des Demosthenes gegen König Philipp von Makedonien als den Feind der Freiheit Griechenlands. Auch Ciceros 14 Reden gegen Antonius hießen P.; daher Philippika sprichwörtlich s. v. w. eine leidenschaftliche, strafende Rede.

Philippīnen (Islas Felipinas), die nordöstlichste, seit 1569 unter der Herrschaft der Spanier befindliche Inselgruppe des Indischen Archipels, welche sich zwischen 5° bis 21° nördl. Br. und 117° 16' bis 126° 53' östl. L. v. Gr. ausdehnt und im W. vom Chinesischen Meer, im O. vom Stillen Ozean begrenzt wird (s. Karte "Hinterindien"). Die Gruppe besteht aus ca. 1000 Inseln, deren bedeutendste sind:

^[Liste]

Luzon 105919 qkm

Mindoro 10192 "

Masbate 3138 "

Samar 13386 "

Panai 12004 "

Negros 12098 "

Zebu 4697 "

Bohol 3876 "

Leyte 7037 "

Mindanao 96310 "

Isabella de Basilan 1238 "

Busuanga 1079 "

Palawan 11855 "

Mit der südwestlich gegen Borneo sich hinziehenden 14,123 qkm (256 QM.) großen Palawangruppe umfassen die P. ein Areal von 293,726 qkm (5334 QM.) mit (1879) 5,561,232 Einw., wobei indes die Bewohner der Binnenländer kaum in Betracht kommen, so daß die Gesamtbevölkerung richtiger auf 6-7 Mill. zu schätzen ist. Zwischen der Nordspitze von Luzon und Formosa sind die Babuyanen und Batanen zerstreut, den Meeresraum zwischen Mindoro und Palawan füllen die Calamianen. Sämtliche Inseln werden von ansehnlichen Bergketten in nordsüdlicher Richtung durchzogen; sie bilden ein Glied der großen die Ostküste Asiens umgebenden Vulkanreihe und besitzen noch viele thätige Vulkane, von denen einige sich erst in jüngster Zeit gebildet haben. Erdbeben sind daher auch häufig; die Hauptstadt Manila, welche von drei Vulkanen umgeben wird, hat wiederholt schwer gelitten. Man unterscheidet drei Jahreszeiten: die trockne und kalte Zeit, die mit November, wenn der Nordostmonsun eintritt, beginnt; die der Secas oder die warme Zeit, die im März beginnt und sich bald zu unerträglicher Hitze steigert, und die Regenzeit, die im SW. des Archipels im Mai und Juni beginnt und bis September und Oktober dauert, in welcher Zeit es an den Nord- und Ostküsten zu regnen anfängt. Der Eintritt des Südwestmonsuns geschieht regelmäßig im Juni, und er hört im September und Oktober zu wehen auf. Das Umsetzen desselben ist mit heftigen Orkanen verbunden. Die nördlichen Inseln sind häufiger, die südlichen seltener furchtbaren Cyklonen (Taifuns) ausgesetzt. Der Boden der P. ist von unglaubliche Fruchtbarkeit und macht dieselben fast zu dem schönsten und produktivsten Land Asiens. Indessen kommen die Massenprodukte derselben überwiegend aus den allein stark kultivierten Zentralprovinzen von Luzon, da in den übrigen Teilen das Kulturland nur den zehnten Teil der Wildnis ausmacht. Haupterzeugnis ist Reis, dessen vorzüglichste Arten der Guiriri-, Guayanarayon- und der Recomeroreis sind. Die Produktion von Zucker (1885: 2,1 Mill. Ztr.), vorzüglichem Kaffee (120,000 Pfd.) und Tabak (9,862,400 kg) ist nächstdem wichtig. Weniger allgemein baut man Weizen und Kakao. Die Banane (Musa textilis) liefert den bekannten Manilahanf, auch die Baumwollstaude und die Ramé (eine Flachsart) werden als Gespinstpflanzen angebaut. Ferner werden der Zimtbaum, Pfefferbaum, Indigo etc. kultiviert, und die Kokospalmen liefern reichen Ertrag. Im allgemeinen ist die Vegetation der P. eine überaus üppige. Urwälder von riesigen Bäumen (darunter treffliche Farb- und Nutzhölzer) bedecken einen großen Teil der Inseln, und die Berge sind bis zu den höchsten Gipfeln mit immergrünem Pflanzenwuchs bekleidet. Auch der Reichtum an Metallen ist außerordentlich groß, doch liegt er fast ganz unbenutzt. Gold und Eisen finden sich überall verbreitet, ersteres namentlich auf Mindanao sowie in den Bergen von Cavallo, in der Provinz Caramines, auf Zebu etc. Auch Steinkohlen sind vorhanden sowie Schwefel, Quecksilber, Zinnober, Alaun, Achate, Karneole, Bergkristalle etc. Die Tierwelt ist auf den P. hauptsächlich durch die eingeführten Haustiere vertreten. Von reißenden Tieren kommt nur die Wildkatze vor. Affen, Schlangen, Kaimane, Schildkröten etc. finden sich wie auf allen asiatischen Inseln. Besondere Erwähnung verdienen ein Zwerghirsch, ein Zwergreh und eine Zwergantilope von fast gleicher Größe. Die Zahl der Hühner, Tauben, Papageien, namentlich aber des Waldgeflügels ist groß und der Meeresboden reich an Korallen; an den Küsten wird Fischfang mit Vorliebe betrieben.