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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Photopsie - Phratrien.

Lichtstrahlen gelangen durch die Linse c in den parabolischen Spiegel e der Empfangsstation, in dessen Brennpunkt sich die Selenzelle d befindet, welche mit dem Telephon g in den von der galvanischen Batterie f ausgehenden Strom eingeschaltet ist. Bei dieser Vorrichtung ist also der Lichtstrahl der eigentliche Träger des Schalles, während die Batterie und die Selenzelle nur Teile des Empfangsapparats bilden. Auch elektrisches, Drummondsches und selbst das Licht einer Petroleumlampe sind zum Betrieb des Photophons geeignet. Man kann indes auch das Selen völlig entbehren, und es genügt, das von dem durch gesprochene Worte vibrierenden Spiegel reflektierte Licht auf eine dünne Hartgummiplatte in einem Hörrohr fallen zu lassen. Außer dem Hartgummi sind auch viele andre, ja vielleicht alle Körper für den von einem vibrierenden Spiegel reflektierten Lichtstrahl empfindlich; wenigstens fand Bell nur in der Kohle und im Glas zwei Substanzen, welche sich unempfindlich zeigten. Ob und welche praktische Bedeutung das P. sich erringen wird, muß die Zukunft lehren; es bedarf keiner Leitung und besitzt darin einen wesentlichen Vorzug vor dem Telephon, während es anderseits von der Beschaffenheit der Atmosphäre abhängig ist, welche nicht immer die Entsendung von Lichtstrahlen auf weitere Entfernungen gestattet. S. Radiophonie. Vgl. Bell, Das P. (Leipz. 1880).

Photopsie (griech.), subjektive Lichtempfindung höhern Grades infolge abnorm hoher Erregung des lichtempfindenden Apparats; s. Gesichtstäuschungen.

Photopsychrograph, s. Registrierapparate.

Photoskulptur, s. Photographie, S. 24.

Photosphäre, s. Sonne.

Phototéchnik (griech.), Erleuchtungskunst, besonders bei optischen Darstellungen.

Phototonus (griech.), der durch das Licht bedingte bewegungsfähige Zustand reizbarer und periodisch beweglicher Pflanzenteilen, Pflanzenbewegungen.

Phototypie, s. Heliographie.

Photoxylographie, Holzschnittverfahren, bei welchem der zu reproduzierende Gegenstand photographisch auf den präparierten Holzstock übertragen wird. Früher überzog man den Holzstock mit einer Schicht von Chromgelatine und kopierte hierauf das Bild; da aber die Gelatineschicht oft durch Messer und Stichel geschädigt und somit der genaue Schnitt erschwert wurde, wendet man jetzt folgendes Verfahren an. Einige Tropfen dickes, mit etwas Salmiak versetztes Eiweiß werden auf den Holzstock gebracht und mit fein gepulvertem und gut trocknem Eiweiß überstäubt. Man gibt sodann dem Stock eine drehende Bewegung und verreibt die aufgestäubte Schicht fein und so lange, bis die Oberfläche fast ganz trocken ist. Alsdann poliert man den Überzug und übergießt ihn 2 Minuten lang mit einer Lösung von Silbernitrat (1:8), wischt den Überschuß weg, läßt trocknen, räuchert 20 Minuten über wässerigem Ammoniak und kopiert unter dem Negativ. Man wäscht darauf nicht länger als 30 Sekunden, vergoldet und fixiert zugleich mit einer Fixiernatronlösung (1:6), welche etwas Soda und Chlorgold enthält. Vermag der Xylograph nach photographischen Übertragungen zu schneiden, so ist der Holzstock schnittfertig, andernfalls muß er noch von dem Zeichner überarbeitet werden. S. Holzschneidekunst.

Photozinkographie, s. Photographie, S. 23, und Zinkographie.

Phoxinus, Pfrille.

Phóxos (griech.), spitz, spitzköpfig; Spitzkopf.

Phraates, Name von vier parthischen Königen aus dem Geschlecht der Arsakiden im 2. und 1. Jahrh. v. Chr.; s. Parthien.

Phragmidium Link, Pilzgattung, s. Rostpilze.

Phragmites Schilfrohr, s. Arundo.

Phraórtes, der Sage nach König von Medien, der seinem Vater Dejokes 655 v. Chr. folgte, die Perser und andre asiatische Völkerschaften dem medischen Zepter unterwarf, aber 633 den Assyrern unterlag. Nach den assyrischen Inschriften war jedoch P. nur ein medischer Häuptling, der 640 einen Aufstandsversuch machte, aber im Kampf gegen die Assyrer seinen Untergang fand. Erst sein Sohn Kyaxares befreite Medien. Vgl. Medien.

Phrase (griech.), eigentlich ein Satz, ein dargestellter Gedanke; dann (besonders französisch) überhaupt eine Redensart, insbesondere ein leerer, nichtssagender Ausdruck; daher Phrasenmacher, ein Mensch, der hohle Gedanken in schöne Worte zu fassen versteht.

Phraseologie (griech.), Lehre von den einer Sprache eigentümlichen Redensarten; auch Sammlung solcher Redensarten.

Phrasierung nennt man die deutliche Gliederung musikalische Gedanken durch den Vortrag. Gut phrasieren ist eine schwere Kunst, weil unsre Notenschrift; wie sie heute ist, besonderer Zeichen für die Phrasengrenzen und Motivgrenzen entbehrt; als solche hat neuerdings (1882) H. Riemann den jetzt zur Anzeigung des Legatovortrags gebrauchten Bogen (für die Phrase) und einen kleinen, eine Linie des Liniensystems durchschneidenden Strich, das Lesezeichen (für die motivische Untergliederung), vorgeschlagen und in seinen "Phrasierungsausgaben" angewandt. Bisher hat das Verlangen nach Anhalten für die P. dazu geführt, daß man die Legatobogen nach Möglichkeit so führte, daß sie wenigstens nicht aus einer Phrase in die andre übergriffen; so besonders bei H. v. Bülow, I. ^[Immanuel] Faißt, S. Lebert und H. Scholtz. Die traditionellen Bogen der Klassikerausgaben sind notorisch auch für Klaviermusik meist in einer Ordnung disponiert, die nur für Streichmusik korrekt wäre (vgl. Bogenführung). Eine radikale Reform mit gänzlicher Beseitigung des Legatobogens kann keine großen Angelegenheiten schaffen, da man Legatovortrag überall als verlangt anzunehmen gewohnt ist, wo nicht Stakkatopunkte das Gegenteil bestimmen; die Bindung der Grenznote einer Phrase an die Anfangsnote der folgenden ist durch einen Tenutostrich (_) über der Schlußnote anzuzeigen. Die Bezeichnung der Phrasengrenzen ist darum von großer Bedeutung, weil sie der dynamischen und agogischen Schattierung die Wege weist. Die Trennung der Phrasen erfordert einen kleinen Zeitverlust; die Anfangsnoten der Motive und Phrase erhalten mehr oder minder starke Accente (s. Takt und Ausdruck). Vgl. Riemann, Musikalische Dynamik und Agogik (Hamb. 1884).

Phratrien (Phratren, griech., "Brüderschaften"), in Athen, Korinth, Ägina, Theben, Thessalien und andern griechischen Staaten Name von Unterabteilungen der Phylen (Stämme). In Athen zählte jede Phyle drei P. und jede Phratrie 30 Geschlechter. Seit Kleisthenes hatten sie nur noch als Vereinigungspunkte für die Ausübung gewisser gemeinschaftlicher Kultformen und als Prüfungsmittel der Reinheit der bürgerlichen Abkunft politische Bedeutung; ihre Zahl blieb trotz der veränderten Phyleneinrichtung gleich (d. h. zwölf). Der Mittelpunkt einer Phratrie war das Phratrion, ein Heiligtum, worin den ge-^[folgende Seite]