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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pianino - Pic.

Pianino (ital.), das moderne Klavier mit vertikal laufenden Saiten (Piano droit), s. Klavier.

Pianist, s. v. w. Pianofortespieler, Klaviervirtuose.

Piano (ital., abgekürzt p.), "schwach, leise", bezeichnet in der Musik nicht den äußersten Grad von Schwäche des Klanges, sondern denjenigen, der noch einen schwächern, welcher durch den Superlativ Pianissimo (abgekürzt pp.) bezeichnet wird, zuläßt. Bei den Franzosen ist P. (als Substantiv) die gewöhnliche Benennung des Pianoforte.

Pianoforte (ital.), s. Klavier.

Pianosa, zur ital. Provinz Livorno gehörige Insel im Toscanischen Archipel, südwestlich von Elba, von ganz ebener Oberfläche, zählt (1881) 774 Bewohner, meist Fischer, und wird von der italienischen Regierung als Strafkolonie benutzt.

Piaristen (Arme der Mutter Gottes zu den frommen Schulen, auch Väter der frommen Schulen, Patres scholarum piarum, in Polen Piaren genannt), geistlicher Orden, der außer den drei gewöhnlichen Mönchsgelübden noch ein viertes beobachtet, das feine Mitglieder zu unentgeltlichem Unterricht der Jugend verpflichtet. Derselbe ward 1607 von einem spanischen Edelmann, Jos. Calasanza (geb. 1556 in Aragonien, gest. 1648 zu Rom), gestiftet, 1621 von Gregor XV. bestätigt sowie von Innocenz XII. mit den wichtigsten Privilegien der Bettelorden ausgestattet und wirkte besonders in Polen und Österreich für die Hebung des Schulwesens. Ihre Ordensverfassung und Kleidung ist der der Jesuiten ähnlich, nur daß sie einen kürzern Mantel als diese tragen und den Rock auf der Brust mit drei ledernen Knöpfen schließen.

Piassaba (Piassava), s. Attalea.

Piásten, poln. Fürstengeschlecht, dessen Stammvater Piast, ein Bauer aus Kruschwitz in Kujavien, 840-890 als erster Herzog über Polen geherrscht haben soll. Es stammte aus Großpolen und breitete im 10. Jahrh. seine Herrschaft allmählich über die Nachbarstämme aus. Der vierte Piast, Mieczyslaw I. (gest. 992), bekehrte sich 965 zum Christentum, und sein tapferer Sohn Boleslaw Chrobry (s. Boleslaw 3), der zuerst den Königstitel annahm, begründete das polnische Reich. Die Reihe der piastischen Könige von Polen schloß 1370 mit Kasimir III., d. Gr. Von den Seitenlinie erloschen die piastischen Herzöge von Masovien 1526, die piastischen Herzöge von Schlesien mit Herzog Georg Wilhelm 1675. Vgl. Polen, Geschichte, und Schlesien, Geschichte.

Piaster, spanisch-mexikan. Münze, s. v. w. Peso (s. d.); Rechnungsgeld und Silbermünze in der Türkei (arab. Gersch, Plural Gurusch), à 40 Para = 0,179 Mk.; 11 türkische P. = 10 ägyptische.

Piatra (früher Petrodava), Hauptstadt des Kreises Neamtzu in der Moldau, an der Bistritza und der Eisenbahn Bakau-P. in wildromantischer Gebirgsgegend gelegen, Sitz des Präfekten und eines Tribunals, hat 7 griechisch-oriental. Kirchen (darunter eine von Stephan d. Gr. 1497 erbaute mit reicher Architektonik), eine katholische, eine armenische und eine Kirche der Lippowaner, 2 Synagogen, ein Gymnasium, 13,890 Einw. (viele Juden), 5 Jahrmärkte und lebhaften Handel mit Bau- und Nutzholz, das namentlich nach der Türkei ausgeführt wird.

Piatti (ital., "Teller"), in der Musik Name der türkischen Becken.

Piatti, Alfredo, Violoncellist, geb. 8. Jan. 1822 zu Bergamo, Schüler von Janetti und später als Zögling des Mailänder Konservatorium von Merighi, begab sich 1838 auf Kunstreisen durch ganz Europa und ließ sich 1846 in London nieder, wo er in kurzer Zeit, namentlich durch seinen Vortrag klassischer Kammermusik, eine hohe künstlerische Stellung errang. Überdies hat er die Sololitteratur seines Instruments durch eine Anzahl geschmackvoller Salonkompositionen bereichern.

Piauhy (indian., "großes Wasser"), brasil. Provinz am Atlantischen Ozean, umfaßt die östliche Hälfte des Flußbeckens des Paranahyba, der es von Maranhão trennt, und steigt nach den Grenzen hin zu den mäßig hohen Serras von Gurgueia, Piauhy, dos Dous Irmães, Araripe etc. an. Der Flächeninhalt beträgt 301,797 qkm (5481 QM.). An der Küste kommen Kokospalmen und Mangrovegebüsche vor, während die dem Innern charakteristischen. Hochebenen entweder Campos (Steppen) oder mit niedrigem Gehölz bedeckt (Catingas) sind. Neben diesen kommen auch Striche vor, wo Buriti- und Wachspalmen sowie Ipekakuanha und Jalappe gefunden werden. Geschlossene Wälder fehlen fast gänzlich. Der Paranahyba ist der einzige Fluß von Bedeutung, und die Bewässerung läßt zu wünschen übrig. Unter der Tierwelt sind Rehe zahlreich vertreten. An Metallen finden sich Eisen und Aluminium und angeblich auch Silber und Blei. Die Bevölkerung beträgt (1885) 239,691 Seelen, mit Einschluß von 17,307 Sklaven. Der Mehrzahl nach sind es aus der Vermischung von Weißen und Indianern hervorgegangen Mestizen. Der Landbau ist unbedeutend. Nur etwas Baumwolle wird für die Ausfuhr gebaut neben Zuckerrohr, Mandioka, Mais und Tabak für einheimischen Bedarf. Wichtiger ist die Viehzucht (auch Käsebereitung), die namentlich auf großen, von der Krone verpachteten Fazendas betrieben wird. Hauptstadt ist Therezina, die einzige Hafenstadt Paranahyba.

Piave (sonst Flavis), Küstenfluß in Venetien, entspringt am Monte Paralba in den Karnischen Alpen, fließt in engem Gebirgsthal durch die Provinz Belluno, dann in der venezianischen Ebene durch die Provinz Treviso, nimmt die aus dem Ampezzothal kommende Boita und den Cordevole auf und mündet nach 215 km langem Lauf nordöstlich von Venedig bei Cortellazzo ins Adriatische Meer. 15 km vor der Mündung trennt sich vom Hauptfluß ein Arm, Piave Vecchia, welcher sich mit dem Sile vereinigt und bei Porto di Piave Vecchia ins Meer mündet. Die P. ist mit dem Sile außerdem durch den Kanal Zuccherina und mit der Livenza durch den Naviglio Redevoli verbunden. In der Ebene durch Geröllaufschüttungen gefährlich, hat der Fluß im frühen Mittelalter, durch Bergstürze gezwungen, sein Bett zwischen Capo di Ponte und Vittorio (Serravalle) verlassen und, gegen Belluno fließend, das Bett seines Nebenflusses Cordevole eingenommen.

Piazza (ital.), Platz, Marktplatz.

Piazza Armerina, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), Bischofsitz, hat eine prächtige Kathedrale im Renaissancestil, ein Kastell, mehrere Privatpaläste mit Gemäldesammlungen, ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, Handel mit Bodenprodukten und (1881) 17,038 Einw. P. stammt aus dem 12. Jahrh. und war zur Normannenzeit Hauptort der Lombardenstädte.

Piazzetta (ital.), kleiner Platz.

Pibroch (spr. peibrock, gälisch piobaireachd), Name altschott. Musikstücke, Variationen für den Dudelsack über ein Thema, die mit Verzierungen (Vorschlägen etc.) reich ausgeschmückt sind und mit einem bewegten Finale abschließen.

Pic (franz.), s. Pik.