Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

57

Pigmentdruck - Pikett.

besonders in der Anatomie, bez. Physiologie gebraucht. Einige Körperteile haben eine durch bestimmte Farbstoffe bewirkte Färbung, welche von der der übrigen Körperteile abweicht. So hat die Regenbogenhaut des Auges bald eine blaue, bald eine graue, bald eine braune Färbung; die Aderhaut des Auges sowie die Haut der Neger ist schwarz gefärbt, Sommersprossen und gewisse Hautflecke haben eine bräunliche Farbe etc. Diese Färbungen sind abhängig von einem P., welches in feinkörniger Gestalt in den Zellen der betreffenden Organe (bei der äußern Haut in den Zellen der Malpighischen Schleimschicht) abgelagert ist. Auch unter krankhaften Verhältnissen findet sich in vielen Geweben des menschlichen Körpers eine Pigmentierung, die von dem lichtesten Gelb durch alle Schattierungen des Orange, Braun und Grün bis zu dem tiefsten Schwarz variieren kann, und zwar entweder in Form einer mehr gleichmäßigen Färbung oder einer herdweisen Ablagerung. Nur in Ausnahmefällen stammt das P. von außen; so sind es bei der allgemein verbreiteten Pigmentierung der Lungen wesentlich die aus der atmosphärischen Luft eingeatmeten Kohlenpartikelchen, bei den Tättowierflecken der äußerlich angewandte Farbstoff. In der Regel aber rührt das P. direkt oder indirekt von dem Blutfarbstoff her. Es ist in die Gewebe eingelagert entweder in der Art einer gleichmäßigen Durchtränkung oder als körnige oder kristallinische Masse (Hämatoidin-, Bilirubinkristalle). Von den pathologischen Geweben sind regelmäßig gewisse Krebse und Sarkome stark mit P. durchsetzt (Pigmentkrebse, Melanosarkome).

Pigmentdruck, s. Photographie, S. 19.

Pigmentgeschwulst, s. Melanoma.

Pigmentieren, s. v. w. färben.

Pignerol (spr. pinj'roll), Stadt, s. Pinerolo.

Pignolen (spr. pinjo-), Piniennüsse (s. Kiefer).

Pignoration (lat.), Verpfändung.

Pignus (lat., Mehrzahl: Pignora), Pfand (s. d.). P. pignoris, Afterpfand.

Piis manibus (lat.), "den frommen Seelen der Abgeschiedenen (geweiht)", auf Leichensteinen gebräuchliche Inschrift.

Pijnacker, Adam, holländ. Maler, geb. 1621 zu Pijnacker bei Delft, bildete sich nach Jan Both, hielt sich längere Zeit in Italien auf und war dann in Schiedam, Delft und Amsterdam thätig, wo er im März 1673 starb. Er gehört zu der Gruppe derjenigen holländischen Landschaftsmaler, welche mit Vorliebe italienische Motive bei warmer oder kühler Sonnenbeleuchtung behandelte. Landschaften von ihm, die meist mit Menschen und Nutztieren belebt sind, befinden sich in den Galerien zu München, Gotha, Paris (Louvre), Kassel, Berlin und Petersburg.

Pik (franz. Pic, engl. Peak), s. v. w. Bergspitze, häufig in Zusammensetzungen, z. B. Adamspik.

Pik (franz. Pique), eine der vier Farben im franz. Kartenspiel (s. Spielkarten); auch s. v. w. Groll.

Pik (Pic), türk. Elle, der Leipziger Brabanter Elle von 0,6856 m gleich. Die ägyptische Elle = 0,677 m, der P. endaseh = 0,638 m.

Pik (v. holländ. puik, in Hamburg: püik), s. v. w. auserlesen, daher: pikfein; im Handel heißt die beste Sorte der span. Rosinen Pikrosinen oder -Zibeben.

Pikánt (franz. piquant), den Geschmack scharf anregend oder reizend, auch im übertragenen Sinn; Pikanterie, etwas Pikantes; auch Stichelei.

Pike, Speer, Spieß, im Gegensatz zur Lanze (Gleve) der Ritter die 3,5-4 m lange Stoßwaffe mit dünner Eisenspitze, Hauptwaffe des Fußvolkes vor allgemeiner Einführung der Bajonettgewehre, wurde mit dem Schuh rückwärts gegen den Fuß in die Erde gestemmt und mit der Spitze in Höhe der Pferdebrust gehalten. Die P. der altgriechischen Phalangiten war 3, später 4 m, bei den Makedoniern (sarisa) sogar 5 m lang. Zu Anfang des 16. Jahrh. erreichte die P. eine Länge von 6 m, wurde dann nach und nach auf 4 m verkürzt und allmählich durch das Bajonettgewehr verdrängt, blieb jedoch bei den Offizieren als Sponton (s. d.) im Gebrauch.

Pikee (franz. piqué), dichter Stoff, gewöhnlich aus Baumwolle, auf dessen Oberfläche erhöhte und vertiefte Stellen miteinander abwechseln, so daß er wie gesteppt (piqué) erscheint. P. wird mit doppelter Kette dargestellt, wovon die obere aus feinerm Garn als die untere besteht. Die Vereinigung beider erfolgt an den gehörigen Punkten dadurch, daß einzelne Fäden der untern Kette in die obere hinaufgehoben und in dieselbe eingewebt werden. Das Muster wird dann sichtbar, indem die von der Figur oder Bindungslinie eingeschlossenen Felder, weil hier die beiden Gewebe getrennt liegen, dicker und hervorragender erscheinen, während die Bindungslinien, in welchen beide Ketten zusammen nur ein Gewebe ausmachen, vertieft sich darstellen. Mit Hilfe der Jacquardvorrichtung erzielt man auch kompliziertere Muster. Bei sehr feinen Geweben nimmt man zur obern Kette vielfach Seide. P. benutzt man besonders zu Westenstoffen, Vorhemdchen, Kragen, Manschetten, Unterröcken, Bettdecken etc. Die letztern werden häufig auf der Rückseite aufgekratzt und geben dann rauhen P. (Pikeebarchent).

Pikesche, s. Pekesche.

Pike's Peak (spr. peiks pihk), Berggipfel der Rocky Mountains im nordamerikan. Territorium Colorado, 4312 m hoch, mit meteorologischem Observatorium.

Pikett (franz. piquet), Truppenabteilung, welche in Lagern, Biwaks, Kantonnements oder Festungen zur Unterstützung einzelner Feldwachen oder der ganzen Vorpostenlinie nahe hinter den Feldwachen aufgestellt oder in Garnisonstädten für einen bestimmten Zweck (vgl. Feuerpikett) bereit gehalten wird. Das P. besteht aus Infanterie oder Kavallerie und hat die angegriffenen Wachen zu verstärken oder bei ihrem Rückzug aufzunehmen (s. Sicherheitsdienst).

Pikett (franz. piquet, Rummelpikett), beliebtes Kartenspiel zwischen zwei Personen, dessen Erfindung den Franzosen zugeschrieben und auf 1390 angesetzt wird. Es wird mit der deutschen oder der auf das deutsche Maß von 32 Karten reduzierten französischen Karte (Pikettkarte) gespielt. Das As gilt 11, die drei Bilder gelten 10, die andern Karten nach der Benennung. Gestochen wird nach der natürlichen Ordnung. Jeder Spieler erhält 12 Karten. Die übrigen 8, der Talon genannt, werden, die 5 obern von den 3 untern gesondert, auf den Tisch gelegt. Jeder der Spieler legt hierauf solche Karten, die ihm am wenigsten zu nützen scheinen, weg. Die Vorhand, welche durchs Los bestimmt ward, nimmt (kauft) für die weggelegten Karten vom Talon, darf aber nicht mehr als die 5 ersten und nicht weniger als 3 nehmen. Hat der Erste von den 5 Karten eine oder beide liegen lassen, so muß der Zweite zunächst diese kaufen. Auch er braucht nur 3 zu nehmen. Hiernach werden die Karten gezählt, d. h. es wird ihr Wert nach besondern Zusammenstellungen, die sie ergeben angesagt. Man unterscheidet: den Rummel (oder das Blatt), die Sequenzen (oder Folgen) und die Kunststücke. Rummel nennt man die Farbe, von welcher der Spieler die meisten Blätter in der Hand hat; jede Karte davon zählt so viel Points wie der Rummel ein-^[folgende Seite]