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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pilze

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Pilze (Einteilung).

Zelle (Textfig. 2 B), deren Inhalt aus den vereinigten Protoplasmakörpern beider gebildet worden ist. Die Zelle nimmt beträchtliche Größe, ungefähr runde Gestalt an und ist endlich zu einer sich ablösenden Spore geworden (Textfig. 2 C, z s), welche ein dunkel gefärbtes, dickes, auswendig mit zahlreichen Protuberanzen versehenes Episporium und ein dichtes, Öltropfen enthaltendes Protoplasma besitzt und erst nach einer längern Ruheperiode keimt. Diese Sporen heißen Zygosporen, die Mukorineen und Chytridiaceen werden daher auch Zygomyceten genannt. Man kennt etwa fünf Gattungen, deren wichtigste Mucor (s. auch Schimmel) ist. Vgl. Brefeld, Botanische Untersuchungen über Schimmelpilze, Heft 1 (Leipz. 1872); Nowakowski, Beiträge zur Kenntnis der Chytridiaceen (in Cohns "Beiträgen zur Biologie", Bd. 2); Schröter, Die Pflanzenparasiten aus der Gattung Synchytrium (ebendaselbst).

3. Unterordnung: Saprolegniaceae, Saprophyten auf Pflanzen- und Tierleichen im Wasser, wo sie fädige oder flockige, schleimige Massen bilden; wenige Parasiten in Algenzellen, mit meist langem, schlauchförmigem, einzelligem Mycelium. Die Schläuche bilden an ihren Enden kugelige oder längliche Sporangien (Tafel II, Fig. 9 B), in welchen zahlreiche Schwärmsporen entstehen, welche austreten (a), wobei sie sich bisweilen häuten, ihre Haut (b) zurücklassen, dann durch Wimpern beweglich ausschwärmen (c) und bei ihrer Keimung wieder ein Mycelium erzeugen. Außerdem sind von vielen Geschlechtsorgane bekannt. Die weiblichen (Oogonien) sind kugelig angeschwollene Zellen auf den Enden einzelner Schläuche (Tafel II, Fig. 10 A, B und C); ihr reichliches Protoplasma zieht sich vor der Befruchtung in eine, zwei, drei oder viele dichte, kugelige Massen (Eizellen) zusammen (c in D). Die männlichen Organe (Antheridien) sind dünne Zweiglein, welche von dem das Oogonium tragenden oder auch von benachbarten Zweigen entspringen, und deren Ende sich als eine etwas krumme, längliche Zelle durch eine Scheidewand abgrenzt (a in B, C, D). Diese legt sich dem Oogonium an gewissen Stellen, den sogen. Kopulationswarzen, an und treibt durch die Wand desselben nach den Eizellen einen schlauchförmigen Fortsatz (Befruchtungsschlauch, b in D), welcher aus seinen sich öffnenden Enden einen Teil seines körnigen Protoplasmas entleert, durch welches die Eizellen befruchtet werden. Letztere bilden sich dann zu Oosporen (E) aus, welche nach längerer Ruhe keimen und den Pilz von neuem erzeugen. Man hat auch Bildung keimfähiger Oosporen ohne Beteiligung von Antheridien, also parthenogenetisch, beobachtet. Man kennt zehn Gattungen mit ungefähr 80 Arten; die wichtigsten sind: Leptomitus Ag., Achlya Nees ab Es., Saprolegnia Nees ab Es. und Pythium Pringsh. Vgl. Lindstedt, Synopsis der Saprolegniaceen (Berl. 1872).

4. Unterordnung: Peronosporeae, pflanzenbewohnende, endophyte Parasiten mit fadenförmigem, einzelligem Mycelium, dessen Fäden zwischen den Zellen der Nährpflanze wachsen und oft Haustorien in das Innere derselben senden. Die Fortpflanzungsorgane sind Konidienträger, welche bei der Gattung Peronospora Corda meist einzeln aus den Spaltöffnungen hervorwachsende, baumartig verzweigte Fruchthyphen darstellen, die auf den Spitzen der Äste die Konidien einzeln abschnüren, bei Cystopus Lév. kurze, keulenförmige Basidien sind, welche, in zusammenhängenden Lagern unter der Epidermis stehend, jede in kettenförmiger Anordnung Konidien abschnüren. Die Keimung der Konidien, welche als Sommersporen fungieren, geschieht entweder mittels Keimschlauchs oder unter Bildung von Schwärmsporen, welche nach einiger Zeit zu ruhenden Sporen werden, die dann ebenfalls mit einem Keimschlauch keimen, welcher in die Nährpflanze eindringt. Bei vielen kommen wiederum am Mycelium, also innerhalb der Nährpflanze, Oogonien vor, welche durch Antheridien befruchtet werden und je eine Oospore in ihrem Innern erzeugen; letztere keimt im nächsten Frühling entweder mit einem Keimschlauch, oder sie erzeugt Schwärmsporen, welche sich den durch die Konidien erzeugten gleich verhalten. Alle Peronosporeen wirken tödlich auf die befallenen Pflanzenteile, welche unter Gelb- oder Braunwerden oder Fäulnis vorzeitig absterben. Man kennt nur die zwei genannten Gattungen mit gegen 60 Arten (s. Tafel "Pflanzenkrankheiten"). Der früher zu Peronosphora ^[richtig: Peronospora] gestellte, die Kartoffelkrankheit bewirkende Pilz wird neuerdings als besondere Gattung Phytophthora De Bary betrachtet.

IV. Ordnung: Basidiomycetes, eine sehr formenreiche Abteilung, bei deren Angehörigen auf dem immer deutlich ausgebildeten, aus Fäden mit Querscheidewänden bestehenden Mycelium Fruchtkörper entstehen, welche ihrerseits erst die Sporen erzeugen, und zwar durch Abschnürung auf Basidien. Letztere sind cylindrische, keulenförmige oder kugelige Zellen, deren Enden sich entweder unmittelbar zu Sporen abgliedern, wie bei den Rost- und Brandpilzen, oder die besondere, pfriemenförmige Ausstülpungen, die Sterigmen, treiben, auf deren Enden die Sporen erscheinen, wie bei den Hymenomyceten, Tremellinen und Gastromyceten.

5. Unterordnung: Rostpilze (Uredineae), lauter pflanzenbewohnende, endophyte Parasiten, deren Fruchtkörper nackte oder von einer Hülle (Peridie) eingeschlossene Sporenlager darstellen, welche in Gestalt kleiner, staubiger oder krustiger, farbiger Flecke durch die Epidermis der Nährpflanze hervorbrechen (s. Rostpilze und Tafel "Pflanzenkrankheiten").

6. Unterordnung: Brandpilze (Ustilagineae), pflanzenbewohnende, endophyte Parasiten, deren Mycelium in bestimmten Teilen der Nährpflanze eine große Masse von Sporen erzeugt, die später als rußartiges, schwarzes oder braunschwarzes Pulver den betreffenden Pflanzenteil erfüllen (s. Brandpilze und Tafel "Pflanzenkrankheiten"). Vgl. De Bary, Untersuchungen über die Brandpilze (Berl. 1853), und andre Schriften des Verfassers; Fischer de Waldheim, Les Ustilaginées (Warsch. 1877-78).

7. Unterordnung: Entomophthoreen (Entomophthoreae), insektenbewohnende Parasiten, deren Mycelium im Innern des lebenden Tieres wuchert und schließlich aus der Haut desselben mit den Basidien hervorbricht, von deren Spitze je eine Spore abgeschleudert wird. Gattungen: Empusa Cohn und Entomophthora Fresen. Vgl. Brefeld, Untersuchungen über die Entwickelung der Empusa Muscae (Halle 1871).

8. Unterordnung: Hautpilze (Hymenomycetes), meist auf der Erde oder auf faulenden Pflanzenteilen wachsende, vorwiegend größere Schwämme, deren Fruchtkörper an bestimmten Teilen der freien Oberfläche die Basidien in einer zusammenhängenden Schicht, Fruchthaut oder Hymenium (Tafel II, Fig. 6 A), beisammenstehend trägt. Die Basidien h sind meist kurz walzen- oder keulenförmig und bilden an ihrem Scheitel vier nebeneinander stehende, kurze, dünne Fortsätze, Sterigmen genannt, deren jeder an seiner Spitze eine einzellige Spore abschnürt (Tafel II,