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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pimentkraut - Pincius mons.

würzpflanzen"), ein 10-13 m hoher, immergrüner Baum mit oblonglanzettlichen Blättern u. graubraunen, kugeligen, zweisamigen Beeren in Westindien, besonders auf der Nordseite von Jamaica, wird seit dem 17. Jahrh. kultiviert, auch im tropischen Amerika und in Ostindien, um die nicht völlig reifen, schnell an der Sonne getrockneten Früchte als Nelkenpfeffer, Piment, Englisch Gewürz, Neugewürz, Jamaicapfeffer, Amomen, Allspice in den Handel zu bringen. Ein Baum liefert gegen 50 kg trockne Früchte. Dieselben sind frisch grün, nach dem Trocknen braun, kugelig, pfefferkorn- bis erbsengroß, rauh, feinwarzig, an der Spitze meist von dem kleinen, vierteiligen Kelche gekrönt. Die Fruchtschale riecht und schmeckt nelkenartig, kräftiger aromatisch als die Samen; sie enthält 10 Proz. ätherisches Öl, Harz, Gerbstoff, Fett etc. Das ätherische Öl ist gelb bis gelbbraun, dickflüssig, riecht dem Gewürznelkenöl ähnlich, spez. Gew. 1,03, und besteht aus Nelkensäure und einem bei 255° siedenden Kohlenwasserstoff. Das Piment, welches zuerst Clusius als Amomum erwähnt, wird allgemein als Küchengewürz benutzt, das ätherische Öl zum Parfümieren der Seife. Geringere Sorten Piment stammen von P. acris Kost. ab; die mehr ovale Sorte liefert Myrtus pimentoides Nees. Der große mexikanische oder spanische Piment von der Tabasmyrte (Myrtus Tabascus Schlecht.) wird in Mexiko gesammelt, ist viel größer, dickschaliger, dunkel grünlichgrau, aber weniger aromatisch. Der kleine mexikanische oder Craveiro (Kronpiment) wird von Amomis-Arten gesammelt und besitzt einen fünfteiligen Kelch.

Piméntkraut, s. Chenopodium.

Pimpernell, s. v. w. Pimpinella u. Sanguisorba.

Pimpernuß, Pflanzengattungen, s. v. w. Staphylea L. oder gemeine Pistazie (Pistacia vera L.).

Pimpinella L. (Pimpinelle, Bibernell), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, perennierende, selten einjährige Kräuter mit gefiederten oder dreifach fiederig zusammengesetzten, selten einfachen Blättern, meist ohne Hüllen und Hüllchen, mit weißen oder gelblichen Blüten und eiförmiger, zusammengedrückter, oft fast zweiknopfiger Frucht. Etwa 70 Arten auf der nördlichen Erdhälfte, in Südafrika und Südamerika. P. saxifraga L. (Steinbibernell, Bockspetersilie), mit ausdauernder Wurzel, gestreiftem, kahlem oder weichhaarigem Stengel, fiederteiligen, kahlen oder behaarten Blättern, die untern mit rundlichen, eingeschnitten gesägten Fiedern, weißen oder schwach rötlichen Blüten und kahlen Früchten, findet sich, wie P. magna L., in mehreren Varietäten in Europa und Asien auf Wiesen; die offizinellen Wurzeln beider Pflanzen riechen eigentümlich bocksartig, schmecken sehr stark beißend scharf und enthalten ätherisches Öl, Harz, Zucker, Benzoesäure. Man benutzt sie nur noch selten als die Sekretionen der Schleimhaut der Respirationsorgane beförderndes Mittel. Sie wurden durch die Botaniker des 16. Jahrh. in den Arzneischatz eingeführt. P. anisum, s. Anis. Pimpinelle oder Wiesenpimpinelle heißt auch Sanguisorba officinalis und S. minor.

Pimplarier (Pimplariae), s. Schlupfwespen.

Pina, schiffbarer Fluß in den russ. Gouvernements Wolhynien, Grodno und Minsk, steht durch den Königskanal mit dem Bug (Weichsel) in Verbindung und mündet rechts in die Jassiolda (Pripet); seine Länge beträgt 170 km.

Pinakel (franz. pinacle, lat. pinnaculum), eine kleine Spitzsäule, Fiale oder Zinne, besonders in der gotischen Architektur und Dekoration.

Pinakoid, ein Paar paralleler Flächen, welches Kristallgestalten des quadratischen, hexagonalen, rhombischen, monoklinen und triklinen Systems begrenzt. In den beiden erstgenannten Systemen liegt dies Flächenpaar (Endflächen) stets der Basis (s. d.) parallel, begrenzt also den Kristall nach oben und unten; in den übrigen Systemen kann es auch rechts und links oder vorn und hinten auftreten und ist dann als basisches, brachydiagonales und makrodiagonales (im rhombischen und triklinen System) oder als basisches, orthodiagonales und klinodiagonales P. (im monoklinen System) zu unterscheiden. Vgl. Kristall.

Pinakoskop (griech.), eine Form der Laterna magica, dem Scioptikon ähnlich.

Pinakothek (griech., "Bildersammlung"), im Altertum ein Raum, welcher den Hellenen als Aufbewahrungsort der den Göttern zum Weihgeschenk dargebrachten Bilder diente. Eine solche P. befand sich in Athen im linken Flügel der Propyläen, des Festthors der Akropolis. In andern Städten (Samos, Ephesos etc.) richtete man besondere Gebäude zur Aufbewahrung der Votivbilder her. Bei den Römern war es der mit Statuen, Gemälden und andern Kunstgegenständen geschmückte Ort am Eingang in das Atrium. Im Sinn von Gemäldesammlung ist das Wort gegenwärtig noch in München (s. d.) in Gebrauch, wo es eine alte und neue P. gibt.

Pinang, s. v. w. Areca Catechu.

Pinang (Penang, Pulo P., "Insel der Arekanuß", auch Prinz Wales-Insel), eine hügelige, 21 km lange Insel an der Westseite der hinterind. Halbinsel Malakka, seit 1786 britische Besitzung, gehört zur Provinz Straits Settlements und hat mit dem 1811 erworbenen kontinentalen Gebiet Wellesley ca. 125,000 Einw. Schöne Kulturfelder und Gärten mit der üppigsten Vegetation bedecken die Insel, die das befestigte Georgetown (s. d. 4) zur Hauptstadt hat. P. ist Ausfuhrhafen für das Zinn von Malakka (jährl. Export 50,000 Pikuls à 62½ kg), Zucker (50-60,000 Pikuls, meist von Wellesley), schwarzen Pfeffer (70,000 Pikuls, von Borneo und Sumatra) sowie neuerdings für Tapioka. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Pinar del Rey, Stadt auf der Insel Cuba, 150 km westsüdwestlich von Havana, in der Vuelta de Abajo ("Weg ins Tiefland"), wo der beste Tabak der Insel wächst, mit (1872) 21,870 Einw.

Pinasse (Pinaß), s. Boot, S. 203.

Pinaster Endl., Gruppe der Koniferengattung Pinus, s. Kiefer, S. 712.

Pince-nez (franz., spr. pängs-neh), Nasenklemmer, Brille ohne Seitengestell (s. Brille, S. 431).

Pincette (franz.), s. Pinzette.

Pinchbeak (spr. pintschbik), nach ihrem Erfinder, einem englischen Mechaniker, benannte Legierung aus 128 Teilen Kupfer, 7 Teilen Messing, 7 Teilen Zink oder aus 2 Teilen Kupfer und 1 Teil Messing, ist höchst geschmeidig, dunkel goldfarbig, wenig oxydierbar.

Pincius mons, einer der Hügel Roms und zwar der nördlichste, den aber erst Aurelian zur Stadt zog. Er hieß früher Collis hortorum, weil dort die Gärten und Villen des Pompejus, Lucullus, Sallust (in diesen siegte 69 n. Chr. Vespasian) etc. lagen, die später meist in kaiserlichen Besitz gelangten. Regelmäßig bebaut war der Hügel niemals; doch trug er in späterer Zeit das Palatium Pincianum, in welchem Belisar während der Belagerung Roms durch die Goten wohnte. Heute ist der Monte Pincio die beliebteste, reich mit Anlagen, Skulpturen, Büsten etc. geschmückte Promenade Roms und trägt außerdem