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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pittsfield - Pius.

derselben erhebt sich ein schönes Kriegerdenkmal. - P. entstand aus einem Fort, welches 1753 der damalige französische Gouverneur von Kanada, Duquesne, anlegte und nach seinem Namen benannte; im November 1758 wurde dasselbe von den Engländern unter Washington angegriffen, worauf die französische Garnison es selbst in Brand steckte und den Ohio hinab flüchtete. Die Engländer, welche nun von dem Platz Besitz nahmen, nannten es zu Ehren William Pitts Fort Pitt (woher der jetzige Name). Die heutige Stadt wurde erst 1765 angelegt, 1791 zur County Town ernannt, 1804 als Borough inkorporiert und 1816 zur City erhoben. Der Krieg mit den Indianern und die Unruhen im westlichen Land störten ihr Wachstum bis 1793, seitdem aber hat sie sich fort und fort mit großer Schnelligkeit gehoben. Am 10. und 11. April 1845 litt sie durch eine große Feuersbrunst sowie 1862-65 durch den Bürgerkrieg.

Pittsfield (spr. pittsfild), Stadt im W. des nordamerikan. Staats Massachusetts, am Housatonic, hat eine römisch-kath. Kathedrale, eine medizinische Schule (seit 1823), ein Zuchthaus, Baumwoll- und Wollmanufakturen, Gewehrfabriken, Maschinen- und Wagenbauwerkstätten, lebhaften Handel und (1885) 14,446 Einw. P. wurde zu Ehren William Pitts benannt und schon 1761 inkorporiert.

Pittston, Stadt im nordamerikan. Staat. Pennsylvanien, bei der Mündung des Lackawanna in den Susquehanna, hat ergiebige Kohlengruben und (1881) 7472 Einw.

Pituitös (lat.), schleimig, verschleimt.

Pitylinae (Papageifinken), Unterfamilie der Finken.

Pityríasis (griech.), s. Kleienflechte.

Pityusen (Fichteninseln), Inselgruppe im Mittelländischen Meer, 90 km von der spanischen Ostküste entfernt, gegenwärtig mit den benachbarten Balearen eine Provinz Spaniens bildend, umfaßt 660 qkm (12 QM.) mit ca. 25,000 Einw. und besteht aus den zwei Hauptinseln Iviza (s. d.) und Formentera nebst mehreren kleinen unbewohnten Eilanden (Espalmador, Margarita, Togamago etc.).

Pitzthal, s. Ötzthal.

Più (ital.), s. v. w. mehr, z. B. in der Musik p. allegro, geschwinder, p. lento, langsamer; p. tosto, s. v. w. vielmehr, lieber.

Pium corpus (lat.), milde Stiftung.

Pium desiderium (lat.), frommer Wunsch (s. Pia desideria).

Piura, eine Küstenprovinz der südamerikan. Republik Peru, 40,810 qkm (741,2 QM.) groß mit (1876) 135,502 Einw. Das Land erstreckt sich über den Westabhang der Küstenkordillere bis zu deren Kamm, ist im gebirgigen Teil sehr fruchtbar (tropische Pflanzen) und reich an Ziegen, aus deren Häuten man trefflichen Korduan bereitet. Der Küstenstrich ist steril, doch gewinnt man hier viel Salz und Soda, zwei wichtige Ausfuhrartikel. Außerdem kommen Steinkohlen und Petroleum und im Gebirge auch Gold und Kupfer vor. - Die gleichnamige Hauptstadt (San Miguel de P.), am Rio Piura, hat eine sehr gesunde Lage mit trocknem Klima, Seifen- und Korduanfabrikation, Maultierzucht, Handel und (1876) 6811 Einw. Mit dem Hafenplatz Payta ist P. durch eine 60 km lange Eisenbahn verbunden. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Pius (lat., "der Fromme", ital. Pio, franz. Pie), Name von 9 Päpsten: 1) P. I., der Heilige, aus Aquileja, bestieg 142 den römischen Stuhl und soll 157 als Märtyrer gestorben sein. Sein Tag ist der 11. Juli. Die Briefe, welche sich unter seinem Namen in Hallands "Bibliotheca patrum" finden, sind wahrscheinlich unecht.

2) P. II., eigentlich Enea Silvio (Äneas Sylvius) de' Piccolomini, geb. 18. Okt. 1405 zu Pienza in Toscana, studierte zu Siena, wohnte 1431 als Sekretär des Kardinals Capranica dem Konzil in Basel bei, wo er sich als geschickter Verteidiger der Rechte der Kirchenversammlungen gegen die Alleinherrschaft der Päpste hervorthat, ward 1435 Sekretär des Kardinals Albergata und 1442 Geheimschreiber des Kaisers Friedrich III., von dem er auch die Dichterkrone empfing. Nachdem er in den päpstlichen Dienst getreten und durch geschickte Verhandlungen den Kaiser für die Sache des Papstes gewonnen und zum Abfall vom Konzil bewogen hatte, ernannte ihn Papst Nikolaus V. 1447 zum Bischof von Triest. Äneas beteiligte sich sodann an den Verhandlungen, deren Resultat 1448 das Wiener Konkordat war, durch welches die deutsche Kirche aller durch die Baseler Beschlüsse errungenen Vorteile wieder verlustig ging. 1450 erhielt er das Bistum Siena, wurde 1455 vom Papst Calixtus III. zum Kardinal ernannt und nach dessen Tod 19. Aug. 1458 selbst zum Papst gewählt. Er verfolgte hauptsächlich zwei Ziele: Stärkung des durch die Konzilienbeschlüsse geschwächten Kurialsystems, weshalb er 1463 in einer Bulle seine früher zu Basel ausgesprochenen kirchenpolitischen Ansichten feierlich widerrief, und Zustandebringung eines Kreuzzugs gegen die Türken. Als er endlich durch einen Bund mit Matthias Corvinus, Venedig und Skanderbeg einige Streitkräfte gesammelt hatte, an deren Spitze er sich selbst stellen wollte, starb er 14. Aug. 1464 in Ancona. Er hinterließ mehrere historische, geographische, rhetorische und poetische Werke, darunter eine Geschichte Friedrichs III., eine Beschreibung des Konzils zu Basel sowie Deutschlands, eine Geschichte von Böhmen, eine Abhandlung über Kindererziehung, eine Kosmographie, 558 Briefe u. a. Sie sind in mehreren Sammlungen vorhanden, z. B. "Opera" (Basel 1571 und Helmst. 1699). Sein Leben ist von Platini, Campani und von ihm selbst beschrieben in seines Geheimschreibers Gobelini "Commentarii rerum memorabilium tempore Pii II." (Rom 1584, Frankf. 1614). Vgl. G. Voigt, Enea Silvio de' Piccolomini, als Papst P. II., und sein Zeitalter (Berl. 1856-63, 3 Bde.).

3) P. III., eigentlich Franz Todeschini, Neffe des vorigen, folgte 22. Sept. 1503 Alexander VI. auf dem päpstlichen Stuhl, starb aber schon 18. Okt. d. J.

4) P. IV., eigentlich Giovanni Angelo Medici, geb. 1499 aus einer niedrigen mailändischen Familie, ward nach beendeten Rechtsstudien Protonotar der Kurie und 1549 zum Kardinal ernannt. Nach Pauls IV. Tod wurde er 25. Dez. 1559 zum Papst erwählt. Als solcher milderte er die Inquisition, traf manche gute Maßregeln in der Verwaltung des Kirchenstaats, verschönerte Rom, hielt den Frieden mit den weltlichen Mächten aufrecht, nahm 1561 das Konzil von Trient wieder auf und bestätigte 26. Jan. 1564 die Dekrete desselben. Er starb 9. Dez. 1565.

5) P. V., eigentlich S. Michele Ghisleri, des vorigen Nachfolger, geb. 1504 zu Bosco bei Alessandria, von geringer Herkunft, trat in den Dominikanerorden, wirkte als Inquisitor in der Lombardei mit grausamer Strenge und ward von Paul IV. zum Bischof von Nepi und 1557 zum Kardinal und Generalkommissar der Inquisition ernannt. Nachdem er 7. Jan. 1566 von der streng kirchlichen Partei zum Papst erwählt worden, suchte er die Beschlüsse des