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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pizza - Placet.

gend Schweinehirt, dann Soldat und schiffte sich später mit einer Anzahl beutegieriger Abenteurer zu Sevilla nach der Neuen Welt ein. Er war ohne jede Schulbildung, aber von kühnem Unternehmungsgeist und unermüdlicher Ausdauer in allen Gefahren und Strapazen. Er machte die Kämpfe auf Cuba und Hispaniola (1510) mit; auch folgte er Hojeda auf seiner Entdeckungsfahrt nach dem Meerbusen von Darien sowie Balboa auf seiner Expedition durch den Isthmus der Südsee; indes seine Erfolge waren bisher nur gering. 1524 verband er sich mit Hernando de Luque und Diego de Almagro zur Entdeckung der Südseeküsten und des Goldlandes hinter den Kordilleren und unternahm 1524-25 und 1526 bis 1527 zwei Entdeckungsfahrten, auf denen er die Küsten von Ecuador und Peru entdeckte. Bei einer persönlichen Anwesenheit in Spanien wurde er 26. Juli 1529 von der spanischen Regierung zum Statthalter und Oberbefehlshaber von Peru ernannt und segelte im Januar 1531 mit 200 Kriegern von Panama zur Eroberung dieses Landes ab. Er setzte sich 1532 im Thal von Tangarara fest und gründete hier die Stadt San Miguel de Piura. Im September drang er in das Innere ein, begünstigt durch den Streit zwischen den beiden Inkas Atahualpa und Huascar, nahm den erstern nach dem Blutbad von Cajamarca gefangen und ließ ihn, trotzdem er das verlangte ungeheure Lösegeld bezahlt, 29. Aug. 1533 erdrosseln. Nachdem er in Cuzco eingezogen und ganz Peru in Besitz genommen, gründete er Lima als künftige Hauptstadt des Landes, dessen Verwaltung und Ansiedelung er unter fortwährenden Kämpfen mit den aufständischen Peruanern geschickt organisierte. 1538 besiegte er seinen Nebenbuhler Almagro, den er hinrichten ließ, ward aber 26. Juni 1541 von Freunden desselben in Lima ermordet. Von seinen Brüdern wurde Gonzalo P., nachdem er 1544 Statthalter von Peru geworden, 1548 als Empörer hingerichtet. Nur Hernando P., der sich mit einer Tochter F. Pizarros vermählte, pflanzte in Spanien den Namen P. fort, und ein Nachkomme von ihm wurde von Philipp IV. zum Marques de la Conquista ernannt. Vgl. Prescott, Geschichte der Eroberung Perus (deutsch, Leipz. 1848); Helps, Life of P. (Lond. 1869); Körner, Franc. P. (Halle 1885).

Pizza, Lieblingsspeise der Bewohner Neapels und Siziliens, ein Kuchen aus Weizenbrotteig mit aufgebogenen Rändern und belegt mit Sardellen, Tomaten, weichem Schafkäse, feingehackten Kräutern und Salz. Über das Ganze wird reichlich Öl gegossen.

Pizzicato (ital.), beim Spiel von Saiteninstrumenten s. v. w. mit den Fingern gekniffen. Diese Art der Tonerzeugung eignet zunächst den Lauteninstrumenten (Laute, Harfe, Guitarre etc.), wird aber auch bei den Streichinstrumenten in Anwendung gebracht, obgleich deren Resonanzverhältnisse nicht darauf berechnet sind, einen kurz ansprechenden Ton zu verlängern.

Pizzighettone, befestigte Stadt in der ital. Provinz Cremona, an der Adda und der Eisenbahn Pavia-Cremona, ist mit dem gegenüberliegenden, von der Festungsmauer umschlossenen Gera durch eine Brücke verbunden und zählt (1881) 1579 Einw. In der Citadelle von P. wurde Franz I., König von Frankreich, eine Zeitlang gefangen gehalten. Im spanischen Erbfolgekrieg war P. abwechselnd in den Händen der Kaiserlichen und der Franzosen.

Pizzo, Stadt in der ital. Provinz Catanzaro, Kreis Monteleone, auf steilem Felsen am Golf von Sant' Eufemia, ist Hauptort eines Seebezirks, hat ein Hauptzollamt, lebhaften Schiffsverkehr (1885: 598 eingelaufene Schiffe mit 100,223 Ton.) und Handel, Thunfischfang, Korallenfischerei und (1881) 8005 Einw. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es wurde 1783 durch ein Erdbeben fast ganz zerstört. In der Nähe wurde 13. Okt. 1815 der hier gelandete Murat, Exkönig von Neapel, gefangen genommen u. erschossen.

Pjatigorsk, Bezirksstadt im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, 213 km südöstlich von Stawropol, an der Podkuma und den Bergen Maschuka (1022 m) und Besthtan oder Pjatigora (1398 m hoch) gelegen, mit (1879) 13,665 Einw., ist besonders merkwürdig durch seine 20 an Schwefelcalcium und Schwefelnatrium reichen Mineralquellen (von 23-38° R.), die zusammen 10 Liter pro Sekunde geben und eine heilsame Wirkung besonders auf die Unterleibsorgane und den Stoffwechsel im allgemeinen ausüben und vorzugsweise gegen rheumatische Leiden empfohlen werden. Zum Gebrauch derselben sind zweckmäßige, zum Teil großartige Einrichtungen getroffen. Außer den genannten Quellen entspringen nordwestlich von P., im Wald von Sheljesowodsk, über 20 eisenhaltige Mineralquellen von 1-34° R., westlich, bei Jesentuki, 20 alkalische kalte Quellen und südlich davon, bei Kislowodsk, ein berühmter Sauerbrunnen von 11° R., inmitten der Berge, der 18 Lit. in der Sekunde liefert.

Pjesma (serb.), Lied, insbesondere Bezeichnung für das serbische Volkslied.

Placage (franz., spr. -kahsch), s. v. w. furnierte Holzarbeit; Feuilles de p., s. Furniere.

Placard (franz., spr. -kar), hohes, verziertes Thürgesims; dann s. v. w. Plakat, Anschlagzettel.

Place (franz., spr. plaß), Platz, Marktplatz.

Placenta (lat.), Kuchen; in der Anatomie der Mutterkuchen (s. d.); in der Botanik s. v. w. Samenleiste (s. Blüte, S. 68); in der Technik die Preßkuchen, welche bei der Gewinnung der fetten Öle aus Samenmehl durch Pressen erhalten werden; z. B. P. seminis lini, Leinkuchen.

Placentalía (lat.), s. Säugetiere.

Placentia, Stadt, s. Piacenza.

Placentia (spr. plehßénnschía), alte Hauptstadt der britisch-amerikan. Insel Neufundland, 1620 von den Franzosen gegründet u. stark befestigt, jetzt Fischerdorf.

Placet (lat., "es gefällt", Placetum regium, landesherrliches P.), das Recht der Staatsgewalt, von Erlassen der Kirchenbehörden vor deren Veröffentlichung Einsicht zu nehmen und deren Bekanntmachung zu gestatten oder zu untersagen. Namentlich seit der Reformation wurde dieses Recht von den weltlichen Fürsten in Anspruch genommen, obgleich die katholische Kirche dasselbe heftig bekämpfte, wie denn auch das vatikanische Konzil von 1870 ein derartiges Recht der Staatsregierungen in Abrede gestellt hat. Aber auch die Regierungen selbst haben neuerdings jene Präventivmaßregel des landesherrlichen Placets vielfach aufgegeben und den Religionsgesellschaften das Recht eingeräumt, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten. Nur in einzelnen Staaten, wie z. B. in Frankreich und zwar hier auch der protestantischen Kirche gegenüber sowie in Bayern und Sachsen, ist das P. beibehalten, während es z. B. die Verfassungsurkunden von Preußen und Oldenburg ausdrücklich aufgehoben haben. Auch das preußische Gesetz vom 18. Juni 1875 unterwirft die Bekanntmachung kirchlicher Anordnungen nur denjenigen Beschränkungen, welchen alle übrigen Veröffentlichungen unterliegen. Ebenso ist das P. in dem österreichischen Konkordat von 1855 beseitigt;