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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Plutonische Gesteine; Plutonismus; Plutos; Pluvĭale; Pluvĭometer; Pluviôse; Pluvĭus; Plymouth

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Plutonische Gesteine - Plymouth.

übrigen Kindern der Rhea verschlang ihn Kronos, gab ihn aber, durch das Brechmittel der Metis gezwungen, wieder von sich. Nach des Kronos Sturz teilte er sich mit Zeus und Poseidon in dessen Reich und erhielt durch das Los die Unterwelt, wo er fortan an der Seite seiner Gemahlin Persephone (s. d.) als König herrschte. Er ist der unerbittliche und unversöhnliche Feind alles Lebens, welcher die Sterblichen durch den Tod in sein Reich hinabzieht, und daher Göttern und Menschen verhaßt. Seine Wohnung ist öde und schauervoll; vor seinem Palast liegt der furchtbare Kerberos. Daneben aber machte sich auch eine mildere Vorstellung von ihm geltend, indem man ihn als einen in der Erde wohnenden Gott der Befruchtung und des Reichtums (auch des Metallreichtums) betrachtete. In diesem Sinne nannte man ihn eben P. (Pluteus, "Reichtumspender"). Mythen gibt es von ihm wenige. Im Kampf des Zeus mit den Titanen focht auch P. mit und erhielt von den Kyklopen einen unsichtbar machenden Helm (das Symbol seines unsichtbaren Waltens in der Tiefe der Erde); auch gegen die Giganten stand er dem Bruder bei. Bei den ältern Dichtern treibt er selbst mit seinem Stab die Schatten in die Unterwelt hinab; später erscheint er mehr in königlicher Würde, während Hermes das Amt der Seelenführung hat. Zu seinem Hofstaat gehören außer den Parzen und Erinnyen die drei Richter Äakos, Minos und Rhadamanthys sowie der Fährmann Charon. P. hatte uralte Tempel zu Koroneia in Böotien und zu Pylos in Messenien, einen heiligen Hain bei Nysa. Ihm waren die Cypresse und der Narcissus heilig; man opferte ihm, mit abgewandtem Antlitz, schwarze Schafe. In Rom, wohin die Vorstellung vom König der Unterwelt und seiner Gemahlin von Griechenland übertragen ward, hieß der Gott gewöhnlich Dis (s. d.), auch Dis pater, und hatte mit Proserpina gemeinsam einen unterirdischen Altar auf dem Marsfeld, welcher alljährlich einmal aufgedeckt wurde. Abbildungen des P. sind im ganzen selten. Finsterer Gesichtsausdruck und über die Stirn vorhängendes Haar, dazu eine stärkere Bekleidung, als Zeus und Poseidon haben, sind seine Hauptmerkmale, wie ihn z. B. ein im Besitz des Fürsten Chigi in Rom befindlicher antiker Marmorkopf darstellt. Statuarisch ist er meist sitzend aufgefaßt, mit Zepter und Schale, zur Seite den Höllenhund (Kerberos), so in der Statuette der Villa Borghese in Rom (vgl. Abbildung), oder zur Seite seiner Gemahlin Persephone (s. d., mit Abbildung). Verwandtschaft mit P. in Bedeutung und Erscheinung hat der Zeus Serapis (s. Zeus).

^[Abb.: Hades (mit Kerberos). (Rom, Villa Borghese.)]

Plutonische Gesteine, Silikatgesteine älterer Formationen (Granit, Syenit, Gabbro, Diorit, Diabas, Porphyr, Melaphyr), für welche man in Hinblick auf ihre chemisch-mineralogische Zusammensetzung, ihr Auftreten in Gängen, Stöcken, mitunter auch in Strömen und den Mangel an organischen Resten eine den heutigen vulkanischen Gesteinen analoge Bildung annimmt, indem man das Fehlen von Aufschüttungskegeln, von Lapilli, echten Tuffen etc. auf den die ursprüngliche Erscheinungsweise verwischenden Einfluß der Atmosphärilien zurückführt, welche auf die plutonischen Gesteine durch lange geologische Perioden hindurch eingewirkt haben. Eine neuere Auffassung bringt p. G. und vulkanische in noch nähern Bezug. Sie erblickt in letztern die Ergußgesteine, in den platonischen Gesteinen die in der Erdtiefe erstarrten Tiefengesteine desselben Magmas. Es wird hiernach selbst für die in der heutigen geologischen Periode hervorbrechenden Laven in der Tiefe ein Übergang in p. G. angenommen, die nur wegen dieser Tiefenlage nicht nachweisbar sind, während umgekehrt von den Materialien der Eruptionen in weit zurückliegenden geologischen Perioden die Ergußgesteine durch die Erosion vernichtet wurden und nur die Tiefengesteine, durch die Denudation zu Oberflächengesteinen geworden, erhalten blieben.

Plutonismus, geologische Anschauungsweise (der Plutonisten), nach welcher im Gegensatz zur neptunistischen (vgl. Neptunismus) die Bildung der Gesteine und die Gesamtheit der geologischen Erscheinungen nicht ausschließlich der Wirkung des Wassers, sondern daneben auch dem Einfluß des als noch nicht erkaltet und erhärtet vorausgesetzten Erdinnern zugeschrieben wird. Vgl. Geologie.

Plutos (griech., lat. Plutus), Personifikation des Reichtums, Sohn des Iasion und der Demeter. Da die Gaben des Reichtums ohne Rücksicht auf Verdienst verteilt werden, so nahm man an, er sei von Zeus geblendet worden. Dargestellt ward er gewöhnlich als Knabe mit einem Füllhorn. Zu Athen stand eine Statue der Friedensgöttin, den P. als Kind im Arm (s. Tafel "Bildhauerkunst II", Fig. 5), gearbeitet von Kephisodotos, dem Vater des Praxiteles, ebenso zu Theben eine der Tyche (Glücksgöttin). Aristophanes hat ihn zum Gegenstand einer Komödie gemacht.

Pluvĭale (lat.), Regenmantel; auch Schultermantel der katholischen Priester, seit dem Ende des 12. Jahrh. als reichgeschmücktes, ärmelloses Festgewand, seit dem 13. Jahrh. von den Geistlichen auch außer Dienst als einfaches Gewand getragen, welches den ganzen Leib bedeckt und vorn durch zwei Haken geschlossen wird. P. heißt auch der zu den Insignien der frühern deutschen Kaiser gehörende Krönungsmantel (in der Schatzkammer der Hofburg in Wien).

Pluvĭometer (lat.), s. Regenmesser.

Pluviôse (franz., spr. plüwiohs', "Regenmonat"), der 5. Monat im franz. Revolutionskalender, vom 20. Jan. bis 18. Febr.

Pluvĭus (lat., "Regenspender"), röm. Beiname des Jupiter (griech. Zeus Hyetios).

Plymouth (spr. plimmoth), 1) Seestadt in Devonshire (England), am Plymouthsund (s. d.), einer Bai des Kanals (La Manche), in welche der Tamer, Plym und kleinere Flüßchen münden. Das Ästuarium des Tamer, Hamoaze genannt, bildet den Hafen für die Kriegsschiffe, das Ästuarium des Plym,