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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poggendorff; Poggibonsi; Poggio Bracciolīni; Poglizza; Pogōdin; Pogone; Pogonologie; Pogorschell; Pogost

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Poggendorff - Pogost.

senschaftliche Station zu errichten. Nachdem dies geschehen, kehrte P. nach Loanda zurück, um sich nach Europa einzuschiffen, starb aber dort unmittelbar nach seiner Ankunft 16. März 1884 infolge der ausgestandenen Entbehrungen. In Rostock wurde ihm 19. März 1885 ein Standbild gesetzt. Außer vielen Aufsätzen in Zeitschriften veröffentlichte P.: "Im Reich des Muata Jamwo" (Berl. 1880).

Poggendorff, Johann Christian, Chemiker und Physiker, geb. 29. Dez. 1796 zu Hamburg, widmete sich seit 1812 der Pharmazie, studierte seit 1820 in Berlin Chemie und Physik und gab bereits 1821 eine Abhandlung in der "Isis" über den Magnetismus der Voltaschen Säule, worin er zuerst die Eigenschaften des Multiplikators mitteilte und erläuterte. 1824 ward ihm die Redaktion der "Annalen der Physik und Chemie" übertragen, welche unter seiner Redaktion, besonders auch dadurch, daß er fast alle wichtigen von nichtdeutschen Physikern publizierten Arbeiten in die "Annalen" aufnahm, zur Hauptquelle der physikalischen Litteratur wurden. Mit Liebig vereinigte er sich zur Herausgabe des "Handwörterbuchs der Chemie". P. hat sich besonders durch seine Untersuchungen über den Galvanismus verdient gemacht. Er wurde 1834 außerordentlicher Professor und starb 24. Jan. 1877. P. schrieb: "Lebenslinien zu einer Geschichte der exakten Wissenschaften" (Berl. 1853); "Biographisch-litterarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften" (Leipz. 1857 bis 1863, 2 Bde.). Aus seinem Nachlaß ist von Barentin die "Geschichte der Physik", Vorlesungen (Leipz. 1879), herausgegeben. Vgl. Frommel, J. Ch. P., Leichenrede nebst eigenhändigen Lebensnachrichten, Reden und Briefen (Berl. 1877) und "Annalen der Physik und Chemie", Bd. 160.

Poggibonsi (spr. poddschi-), Stadt in der ital. Provinz Siena, an der Elsa und der Eisenbahn Empoli-Chiusi, hat eine Gymnasialschule, ein festes Schloß, schöne Villen, eine Mineralquelle und (1881) 3788 Einw. Über dem Ort liegt die Kirche San Lucchese.

Poggio Bracciolīni (spr. poddscho brattscho-), Gian-Francesco, berühmter ital. Humanist, geb. 11. Febr. 1380 im Castell Terranuova bei Florenz, kam sehr jung nach Florenz, wo er sich durch Schreiberdienste ernährte, trat 1403 als Sekretär in den Dienst der päpstlichen Kurie, begleitete Johann XXIII. zum Konzil von Konstanz (1414-18), begab sich nach demselben im Geleit von Henry Beaufort, Bischof von Winchester, nach England, um dort sein Glück zu machen, kehrte aber unbefriedigt Ende 1422 nach Rom zurück und verblieb, Ansehen und Reichtümer sich erwerbend, im Dienste der Päpste, bis er 1453 als Staatskanzler nach Florenz berufen wurde. Vor 1458 legte er auch dieses Amt nieder und starb 30. Okt. 1459 in Florenz. Durch Aufspürung und Herbeischaffung von damals verlornen Werken der lateinischen Litteratur, besonders aus den Klöstern der Schweiz und Deutschlands von Konstanz aus, wie des Quintilianus, Valerius Flaccus, Asconius, vieler Reden Ciceros, der "Silvae" des Statius, des Manilius, Lucretius, Ammianus Marcellinus, Columella, Petronius, Nonius, des größten Teils von Tacitus und Plautus, des Frontin, hat er sich unvergängliche Verdienste um die lateinische Litteratur erworben. Er ist der Meister des humanistischen Briefstils. Dies bewies er auch in seinen zahlreichen Streitigkeiten, besonders mit Filelfo u. Valla. Außer mehreren Übersetzungen griechische Schriften (des Diodor, der "Cyropädie" des Xenophon u. a.) erwähnen wir die "Facetiae", eine Sammlung witziger, zum Teil höchst unanständiger Geschichten (bis 1500 in 26 Aufl.; neueste Ausg., Rom 1884), "De varietate fortunae" (zuletzt Par. 1723) und eine lateinische Geschichte von Florenz 1350-1455 (zuletzt Vened. 1715). Seine Briefe sind am besten herausgegeben von Tonelli (Flor. 1832-61, 3 Bde.); eine Ausgabe von Wilmanns ist in Vorbereitung. Seine Werke erschienen Straßburg 1510 und Basel 1538 u. 1556.

Poglizza (spr. polj-), Landstrich in Dalmatien, Bezirkshauptmannschaft Spalato, bei Almissa zwischen dem Cetinafluß und dem Meer gelegen, etwa 500 qkm (9 QM) mit 10,000 Einw. umfassend, bildete vom 11-15. Jahrh. einen oligarchischen Freistaat, begab sich dann unter den Schutz Venedigs, 1797 unter den Österreichs u. teilte seitdem die Schicksale Dalmatiens.

Pogōdin, Michail Petrowitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. 23. Nov. 1800 zu Moskau, erhielt seine Ausbildung an der dortigen Universität, begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit der Dissertation "Über die Herkunft der Russen" (1823), wurde 1825 Dozent, 1830 Professor der Geschichte in Moskau (bis 1844) und 1841 Mitglied der Akademie in Petersburg. Neben seiner wissenschaftlichen entwickelte er in dieser Zeit eine äußerst fruchtbare schriftstellerische Thätigkeit, übersetzte Heerens "Ideen etc." (1835-37, 2 Bde.), Goethes "Götz von Berlichingen" (1828), veröffentlichte ein historisches Trauerspiel: "Marfa Posadniza" (1831), "Novellen" (1833, 3 Bde.), eine dramatisierte "Geschichte des Pseudodemetrius" (1835), gab belletristische Taschenbücher und Zeitschriften heraus etc. Seine bedeutendste journalistische Unternehmung war die Herausgabe des "Moskauer Boten" (1827-30). Eine andre von P. im Verein mit Kalaidowitsch herausgegebene Zeitschrift war "Der russische Zuschauer". Wichtiger waren seine historischen Forschungen: "Über den Charakter Iwans des Schrecklichen" (1828), "Über die Mitschuld Godunows an der Ermordung des Demetrius" (1829), "Über die Chronik Nestors" (1836) und zahlreiche Editionen alter Chroniken. 1841 gründete er die historische Zeitschrift "Moskwitjanin", von welcher 15 Jahrgänge erschienen. Er war eifriger Slawophile und gehörte 1858 zu den Gründern des "Moskauer Slawenkomitees", welches durch Unterstützung der außerrussischen Slawenstämme für die Vereinigung derselben zu wirken strebt. Bei so vielseitiger Thätigkeit vermochte er sein Hauptwerk, eine große russische Geschichte, nicht zu vollenden. Die sieben erschienenen Bände (1846-54) enthalten mehr Abhandlungen als eine zusammenhängende Darstellung der Zeit bis zur Unterjochung der Russen durch die Tataren. Daneben veröffentlichte P.: "Forschungen über die geschichtliche Grundlage der Leibeigenschaft" (1858), eine "Abhandlung über den Prozeß des Großfürsten Alexei Petrowitsch" (1860), ein 1835 erschienenes Handbuch der Geschichte Rußlands für Schulen, "Russische Geschichte bis zum Tatarenjoch" (1872, 3 Bde.), "Die ersten 17 Jahre der Regierung Peters d. Gr." (1875) und gab die Schriften Iwan Possoschkows (1842 und 1863) heraus. P. starb 8. (20.) Dez. 1875 in Moskau.

Pogone, walach. Feldmaß, = 144 Praschtschinen = 49,896 Ar.

Pogonologie (griech.), Lehre oder Kunde vom Bart oder von den Bärten.

Pogorschell (poln. Pogorzela), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Koschmin, hat eine evang. und eine kath. Pfarrkirche und (1885) 1608 Einw.

Pogost (russ.), Kirchspiel, auch der eine Kirche umgebende Friedhof.