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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poel; Pola

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Poel - Pola.

Jagdgedicht, worin mit großer Kunst die Geschicke eines Jagdhundes mit denen seines Herrn verwebt sind. Alle Dichtungen Pols bekunden wahres poetisches Talent mit schwermütigem Grundton; seine Diktion ist im ganzen schön, wenn auch zuweilen geziert; seine Leichtigkeit im Dichten artet aber manchmal in ordnungslose Improvisation aus. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 8 Bänden (Lemb. 1876). Vgl. Siemienski, W. P. und seine poetischen Schöpfungen (Krak. 1873).

Poel (Pöhl), Insel in der Ostsee, östlich vom Busen von Wismar gelegen, zur mecklenburg-schwerinschen Herrschaft Wismar gehörig, 37 qkm groß mit (1885) 2085 Einw., ist fruchtbar und hat starke Fischerei. P. war früher eine Halbinsel. Hauptort ist Kirchdorf, am Kirchsee, mit (1885) 927 Einw.

Pola, Stadt im österreich. Kronland Istrien, an der südlichen Spitze der Istrischen Halbinsel gelegen, mit einem sehr geräumigen und vortrefflichen Hafen, Seefestung ersten Ranges, Kriegshafen und Zentralpunkt der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine, Endstation der Eisenbahn Divazza-P., durch welche es mit Triest und dem Binnenland in Verbindung steht. P. ist durch seine Lage zum Kriegshafen geschaffen. Es ist die vorgeschobenste Warte an der keilförmig ins Meer ragenden Halbinsel Istrien, sein Hafen ist vor Versandung geschützt, hat eine für die schwersten Schiffe ausreichende Tiefe und einen Flächenraum von 8,6 qkm. Vor der Hafeneinfahrt liegen die Brionischen Inseln, mit dem Festland den breiten Kanal von Fasana bildend, welcher als Außenhafen für die Aufstellung der Flotte dient. Der eigentliche Hafen zieht sich in einer Ausdehnung von 5½ km zuerst nach SO., dann nach NO. und ist durch drei quer vorliegende Inseln in ein äußeres und ein inneres Becken geteilt, von denen das letztere ebenfalls eine Insel (Scoglio degli Olivi) enthält. Gegenüber dieser Insel erhebt sich am südlichen Ufer die alte Stadt um den Fuß eines Hügels, der unter den Römern das Kapitol trug und jetzt mit einem Kastell aus dem 17. Jahrh. gekront ist. Ringsherum gruppieren sich die übrigen neuangelegten Stadtteile. Südwestlich erstreckt sich das Ufer entlang das große Seearsenal, welches aus einem weitläufigen Komplex von Werkstätten und Magazinen besteht und durchschnittlich 2400 Arbeiter beschäftigt. Hierzu gehört auch die erwähnte Oliveninsel mit 2 Trockendocks, einem Balancedock, 2 Stapeln etc. Hinter dem Arsenal befindet sich der seit 1860 angelegte Stadtteil San Policarpo mit Marinekasernen, einem großen Spital und schönen, der Marine gehörigen Wohnhäusern, welche um einen freundlichen Park mit dem Denkmal des Erzherzogs Maximilian (ehemals Marinekommandant) gruppiert sind. Zwischen der Stadt und San Policarpo liegt der mit Häusern bedeckte Monte Zaro, welcher das hydrographische Amt mit Sternwarte etc. enthält. Vor letzterm Gebäude steht in einem neuangelegten Park das Monument des Admirals Tegetthoff von Kundmann. Das nördliche Ufer des Hafens entlang liegen die Artillerielaboratorien und Pulvermagazine, am nordöstliche Ufer der Bahnhof. Der Raum zwischen der Oliveninsel, dem Bahnhof und der Stadt ist für die Handelsschiffe reserviert. Die dominierenden Hügel um den Hafen herum sind mit starken Forts besetzt. Die eigentliche Stadt besitzt an bemerkenswerten Bauten: einen Dom, im 15. Jahrh. auf den Resten eines altchristlichen Tempels erbaut, das Stabsgebäude, das Stadthaus, das Theater, das Marinekasino, die neuen Schulgebäude und Kasernen. Bedeutend sind die Denkmäler aus der Glanzperiode Polas unter den Römern. Die Porta aurea, früher ein Stadtthor (Porta Minervae) schmückend, jetzt frei stehend, ist ein prachtvoller, von der einheimischen Familie der Sergier errichteter Triumphbogen, mit Basreliefs, zwei Viktorien und korinthischen Säulen geziert. Um die Nordostseite des kapitolinischen Hügels herum gelangt man zur Porta Ercole (Herculea) und zum eigentlichen Hauptthor, der Porta gemina (Jovia). Am Nordostende der Stadt befand sich das Nymphaeum, das einer reichen Quelle (Karolinenquelle) zur Zierde diente, und an dessen Stelle ein Pumpwerk für die gegenwärtige Wasserversorgung errichtet wurde. Das großartige Werk ist aber das berühmte Amphitheater, oval, 137,4 m lang, 110,5 m breit und 24 m hoch, in zwei Ordnungen je 72 Bogen enthaltend, von denen jedoch in der untern Reihe 32 zum Teil oder ganz wegfallen, da sich das Gebäude im O. an einen Hügel lehnt. Das Amphitheater wurde aus dem schönen weißen Kalkstein der römischen Steinbrüche erbaut, doch steht gegenwärtig nur die äußere Umfassung noch aufrecht. Es war auch zur Aufführung von Naumachien eingerichtet. Am großen Platz, dem alten Forum, befinden sich Reste zweier kleiner, gleichgeformter Tempel von edler Bauart. Der eine, mit der Aufschrift: "Romae et Augusto", ist ziemlich vollständig erhalten; seine Vorhalle stützt sich auf sechs korinthische Säulen. Er dient zur Aufbewahrung der hier gefundenen Inschriften etc. Vom andern (der Diana gewidmeten) Tempel, der später dem Munizipalgebäude einverleibt wurde, ist nur noch die Rückseite erhalten.

Die Einwohnerzahl von P. betrug zu Ende des 18. Jahrh. kaum 600, 1857 etwa 5000 und 1880 mit Einschluß des Militärs (7700 Mann) 27,173 Personen. Die Erzeugnisse des Bodens und der Industrie reichen nicht einmal für den Lokalbedarf aus, weshalb ein starker Import, namentlich in Mehl, Wein, Bier, Eßwaren, Holz und Kohle, Steinen, Erden und Ziegeln, stattfindet. Ausgeführt werden nur: Brennholz, Fische, Quarzsand (zur Glasfabrikation in Venedig) und Bausteine. 1886 sind im Hafen von P. 1796 beladene Schiffe mit 265,156 Ton. ein- und 1264 Schiffe mit 247,963 T. ausgelaufen. Der Import betrug in jenem Jahr 428,929, der

^[Abb.: Situationsplan von Pola]