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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Poniatowskischer Stier - Pons.

1754, war während der Regierung seines Oheims Stanislaw Großschatzmeister von Litauen, Starost von Podolien und General der polnischen Kronarmee, ward dann vom Kaiser Paul I. zum Wirklichen Geheimrat ernannt und lebte seit 1804 in Wien, später in Rom, wo er eine reiche Sammlung alter Werke der bildenden Kunst anlegte. Er starb 13. Febr. 1833 in Florenz. Sein Sohn Joseph Michael Xaver François Jean, Fürst P., geb. 21. Febr. 1816, war unter Napoleon III. französischer Senator und hat eine Anzahl Opern ("Giovanni di Procida", "Pierre de Medici", die Operette "Au travers d'un mur" u. a.) komponiert; starb 3. Juli 1873 in London.

3) Joseph Anton, Fürst, Sohn Andrzejs P. und der Gräfin Kinska, geb. 7. Mai 1762 zu Warschau, trat als Leutnant in österreichische Dienste und wurde 1787 Oberst bei den Dragonern und Flügeladjutant des Kaisers Joseph II. Der konstituierende Reichstag rief ihn 1789 in sein Vaterland zurück, wo er als Generalmajor bei der neuen Organisation der Armee mitwirkte und 1792 beim Ausbruch des Kriegs mit Rußland den Oberbefehl über das polnische Heer erhielt. Als der schwache König, Poniatowskis Oheim, zur Konföderation von Targowice übertrat, legte dieser den Oberbefehl nieder und ging ins Ausland. Beim Ausbruch des Aufstandes von 1794 aber trat er als Freiwilliger wieder in das Heer und erhielt von Kosciuszko das Kommando über eine Division übertragen, mit welcher er die nördliche Seite von Warschau gegen die Preußen verteidigte. Nach der Übergabe der Hauptstadt an den Feind begab er sich nach Wien. 1798 kehrte er nach Warschau zurück, wo ihm die preußische Regierung einen Teil seiner konfiszierten Güter wieder herausgab. Nach dem Sturz Preußens wurde P. von der provisorischen Regierung 1807 in Warschau zum Kriegsminister ernannt und blieb es auch in dem neuerrichteten Großherzogtum Warschau, dessen Armee er schuf. Als 1809 der französisch-österreichische Krieg ausbrach, mußte sich P., der den Oberbefehl über die polnischen Truppen führte, vor der Übermacht des Erzherzogs Ferdinand zurückziehen. Während aber die Österreicher bis Thorn vordrangen, besetzte P. im Mai Galizien. Auf dem Zug nach Rußland 1812 befehligte er das polnische Armeekorps. Als die Russen zu Anfang 1813 gegen die Weichsel vordrangen, führte P. 12,000 Mann polnischer Infanterie und 800 Mann Kavallerie nach Sachsen. In der Schlacht bei Leipzig befehligte er als Kommandant des 8. Armeekorps den rechten Flügel des französischen Heers und verteidigte seine Stellung bei dem Dorf Konnewitz gegen die Österreicher so ausgezeichnet, daß er 16. Okt. von Napoleon I. zum Marschall ernannt wurde. Nachdem er noch am 18. das Vordringen des Feindes auf dieser Seite gehindert, zog er sich in der Nacht nach Leipzig zurück, wo er am 19. die abziehende französische Armee zu decken hatte. Erst als der Feind schon in die Vorstädte von Leipzig eingedrungen war, begab sich auch P., bereits am linken Arm verwundet, auf die Flucht, fand aber die Brücke über die Elster zerstört und sprengte daher in den angeschwollenen Fluß. Unglücklicherweise aber überschlug sich sein Pferd, und P. fand so den Tod in den Wellen. Am 24. Okt. ward sein Leichnam aufgefunden und am 26. bestattet, 1816 aber in der Gruft der polnischen Könige zu Krakau beigesetzt. Ein Denkmal an der Elster in Leipzig bezeichnet die Stelle, wo. P. den Tod fand. Vgl. Boguslawski, Biographie des Fürsten Jos. Ant. von P. (Krakau 1831).

Poniatowskischer Stier, Sternbild, s. Stier.

Ponieren (lat., "setzen"), studentisch s. v. w. einen Satz oder ein Traktament geben; für jemand die Zeche bezahlen.

Poninski, vielfach verzweigte, in Galizien fürstliche und gräfliche, in Schlesien und Russisch-Polen gräfliche Familie, erlangte erst unter Sobieski eine höhere Geltung. Anton P. (gest. 8. Juli 1742) war Woiwod von Posen und hat sich als (lateinischer) Dichter und Staatsmann bekannt gemacht; sein Sohn Joseph P. (gest. 1770) war Gesandter an mehreren Höfen, und ein jüngerer, Anton, unterzeichnete als Reichsmarschall die erste Teilung Polens. Adam P., General unter Kosciuszko, führte 1794 durch sein Ausbleiben den Verlust der Schlacht von Maciejowice und dadurch den Untergang Polens herbei, ward als Landesverräter verurteilt und starb im Elend. Haupt der fürstlichen Linie ist gegenwärtig Fürst Calixt Valentin, geb. 14. Febr. 1824. Außerdem gibt es mehrere gräfliche Linien.

Poenitentiae (lat.), s. Bußbücher.

Pönitentiarius (lat., Großpönitenziar), der Vorsteher der Penitenziaria, eines geistlichen Gerichts in Rom, welches darüber zu entscheiden hat, ob, wenn ein sehr schwieriger Kollisionsfall der Umstände mit dem Gebot der Kirche vorkommt, Dispensation zu erteilen sei oder nicht. Der P. muß Kardinal sein und kommt in Bezug auf den Rang gleich nach dem Generalvikar. P. ist ferner auch Bezeichnung für einen Priester, der nach den Bestimmungen des Laterankonzils von 1175 in Fällen, die sonst dem Bischof vorbehalten sind, Absolution erteilen darf; daher die Benennung "Bischofs Ohr". Vgl. Beichte.

Pöniténz (lat.), in der römisch-kath. Kirche die vom Priester den Beichtkindern wegen begangener sogen. kanonischer Sünden auferlegten Bußwerke, z. B. Fasten, Wallfahrten, Gebete (vgl. Buße); Strafe, die über Geistliche wegen leichterer Vergehen verhängt wird, z. B. Versetzung auf eine sogen. Pönitenzpfarre, mit der entweder geringeres Einkommen oder schwererer Dienst verbunden ist.

Pönitenzbuch (lat. Poenitenciale), s. Bußbücher.

Pönitenziarier (Penitentes oder Fraternidad piedosa), Bezeichnung büßender Flagellanten in Neumexiko, welche sich in der Osterwoche den scheußlichsten und grausamsten Bußübungen ergeben.

Pönitz, Karl Eduard, Militärschriftsteller, geb. 24. Jan. 1795 zu Döbeln, machte als Freiwilliger die Freiheitskriege mit, ward dann Lehrer an der Militärbildungsanstalt zu Dresden, 1846 Oberpostrat in Leipzig und starb, in den Ruhestand versetzt, 27. Sept. 1858 in Hosterwitz bei Pillnitz. Er schrieb (meist unter der Chiffer Pz): "Praktische Anleitung zur Rekognoszierung und Beschreibung des Terrains" (Adorf 1840); "Taktik der Infanterie und Kavallerie zum Gebrauch für Offiziere aller Waffen" (3. Aufl., das. 1852, 2 Bde.).; "Die Eisenbahnen, als militärische Operationslinien betrachtet" (2. Aufl., das. 1853) u. im Clausewitzschen Geist "Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine noch lebenden Freunde" (das. 1841-45, 5 Tle.), deren nicht selten humoristischer Inhalt die Beachtung auch weiterer Kreise verdient.

Pons (lat.), Brücke; auch Name vieler Stationsorte an römischen Straßen bei Flußübergängen.

Pons (spr. pongs), Stadt im franz. Departement Niedercharente, Arrondissement Saintes, an der Seugne und der Bahnlinie Coutras-Nantes (Abzweigung nach Royan), hat eine reformierte Konsistorialkirche, ein altes Schloß (jetzt Rathaus), ein Seminar, eine Mineralquelle, Steinbrüche, Gerberei und (1881) 3449 Einw.