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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pontonīere; Pontonīerwissenschaft; Pontóppidan; Pontórmo; Pontorson; Pontos; Pontrēmoli; Pontresīna

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Pontoniere - Pontresina.

Schandeck aus Eichenholz, in dem die Ruderschlösser befestigt sind. An beiden Enden, den Kaffen, sind die Pontons abgerundet. Längs der Borde läuft innerhalb eine Schnürleiste mit drei Schnürhakenpaaren zum Festschnüren der Balken; außen an den Borden aber sitzen je drei Pontonringe zum Anlegen der Spanntaue und zum Befestigen der Pontons auf den Hakets. Die Pontons können auch als Fährboote zum Übersetzen benutzt werden. - In der Stereometrie nennt man P. bisweilen ein Prismatoid (s. d.) mit rechteckigen Grundflächen.

Pontonīere (franz.), die zum Brückenschlagen bestimmten Genietruppen; sind in Deutschland in den Pionierbataillonen enthalten, bilden in andern Heeren besondere Truppenteile und gehören in Frankreich zur Feldartillerie.

Pontonīerwissenschaft, die Lehre von der Herstellung von Kriegsbrücken, ein Teil der Ingenieurwissenschaft.

Pontóppidan, Erik, dän. Schriftsteller, geb. 24. Aug. 1698 zu Aarhus, wurde, nachdem er verschiedene Predigerstellen bekleidet, 1738 außerordentlicher Professor der Theologie zu Kopenhagen, 1747 Bischof in Bergen, 1755 Prokanzler der Universität Kopenhagen; starb 20. Dez. 1764. Von seinen zahlreichen Schriften führen wir an: "Marmora danica", eine Sammlung von Inschriften in Dänemark (1739-1741, 2 Bde.); "Gesta et vestigia Danorum extra Daniam" (1740-41, 3 Bde.); "Annales ecclesiae Daniae" (1741-52, 4 Bde.); "Menoza, en asiatisk prinds" (1742-43, 3 Bde.; neu hrsg. von Birkedal 1860); "Origines hafnienses" (1760); "Forsög til Norges naturlige Historie" (1752-54, 2 Bde.) u. a.

Pontórmo (Puntormo), eigentlich Giacomo Carrucci, ital. Maler, geb. 1494 zu Pontormo, war seit 1512 Schüler des Andrea del Sarto und später vornehmlich als Freskomaler in und bei Florenz thätig. Sein Hauptwerk ist ein Fresko der Heimsuchung Mariä im Vorhof des Servitenklosters zu Florenz (1516). Nach einem Karton Michelangelos, von dem er sich später beeinflussen ließ, malte er eine Venus mit Amor (Florenz, Uffizien). Das Beste leistete er als Porträtmaler. Bildnisse von ihm befinden sich in den Uffizien und im Palazzo Pitti zu Florenz, im Louvre zu Paris, in der Londoner Nationalgalerie und im Berliner Museum (Andrea del Sarto). Er starb 1557.

Pontorson (spr. pongtorssóng), Hafenstadt im franz. Departement Manche, Arrondissement Avranches, am Couesnon, nahe seiner Mündung in die Bai von St.-Michel und an den Eisenbahnen St.-Lô-Lamballe und von Vitré nach Mont-St.-Michel gelegen, ehedem befestigt, mit Fabrikation von Spitzen und Schlosserwaren, Schiffbau, starkem Eierhandel (nach England) und (1881) 2133 Einw. Hier 18. Nov. 1793 siegreiches Gefecht der Royalisten gegen die Republikaner unter Tribout.

Pontos (lat. Pontus), seit der Diadochenzeit Name der nordöstlichsten Landschaft von Kleinasien, welche ursprünglich teils zu Kappadokien gehörte, teils das Gebiet der unabhängigen Tibarener, Mosynöken, Makronen etc. gebildet hatte. 363 v. Chr. gelang es dem Satrapen Ariobarzanes, mehrere der letztern Stämme zu unterjochen und dadurch den Grund zu einem selbständigen Reich zu legen. Seine Nachfolger Ariobarzanes und Mithridates behaupteten sich in den Kämpfen der Diadochen, eroberten besonders seit 185 das ganze Küstenland am Schwarzen Meer von der Grenze Bithyniens bis nach Kolchis hin und nannten sich nun "Könige von Paphlagonien und P." Letzterer Name gelangte besonders unter Mithridates VI. (120-63) zur Geltung, unter welchem das Reich bis zum Kimmerischen Bosporus ausgedehnt wurde und seine größte Blüte, aber auch zugleich sein Ende erreichte. Als Pompejus den Mithridates besiegt hatte, wurde der Küstenstrich zu Bithynien (seit 74 römische Provinz) geschlagen, und das Ganze hieß nun Provincia Bithynia Pontus, während der Rest an einheimische Fürsten verteilt wurde. So erhielt König Dejotarus von Galatien das westliche Binnenland zwischen Iris und Halys, welches den Namen Pontus Galaticus auch als römische Provinz fortführte, ebenso wie der P. Polemoniacus, das von Augustus an König Polemon verliehene Gebiet am Iris und Lykos. Der östliche Teil aber, welchen derselbe Polemon beherrscht hatte, kam mit der Hand seiner Witwe Pythodoris an König Archelaos von Kappadokien und hieß seitdem P. Cappadocius. Im P. Polemoniacus aber folgte Polemon II., der sein Reich (63 n. Chr.) an Nero abtrat. Damals reichte P. vom Halys bis Kolchis und war umgrenzt von Paphlagonien, Galatien, Kappadokien, Groß- und Kleinarmenien und dem Schwarzen Meer, entsprach also etwa den heutigen Wilajets Trapezunt und Siwas. Das Hauptgebirge von P. ist der Paryadres (Balchan und Kalat Dagh), der mit seinen Verzweigungen den ganzen Osten des Landes erfüllt. Dort saßen rohe, kriegerische Bergvölker: Tibarener, Mosynöken, Chalyben (mit Eisengruben), Kolchier, Sannen, wahrscheinlich den Stämmen des Kaukasus verwandt. Der Westen dagegen war infolge der assyrischen Eroberungen von zahlreichen semitischen Kolonien besetzt; an der Küste selbst saßen vielfach Griechen in Kolonien und Faktoreien, welche teils von Sinope, teils direkt von Miletos aus gegründet worden waren (7.-6. Jahrh. v. Chr.), z. B. Amisos (Samsun), Themiskyra, Tripolis, Hermonassa, Trapezus (Trapezunt) etc. Der fruchtbarste Teil von P. ist die Küstenebene um die Mündungen des Iris (Jeschil Irmak) und Thermodon (Terme Tschai) und der Unterlauf des Iris und seiner Nebenflüsse, vornehmlich des Lykos (Kelkit Tschai). Am mittlern Iris lag Amasia, Mithridates' VI. Residenz, seit 7 v. Chr. Hauptstadt der römischen Provinz P.; weiter stromauf Komana; im Lykosthal Nikopolis, am Halys das in der ersten Kaiserzeit entstandene Sebastia (Siwas). Vgl. E. Meyer, Geschichte des Königreichs P. (Leipz. 1879).

Pontos (griech.), das Meer, als Gottheit Sohn der Gäa, ohne Vater, durch Gäa wieder Vater des Nereus, Thaumas, Phorkys, der Keto und Eurybia.

Pontrēmoli, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Massa e Carrara, Hauptort der Apenninenlandschaft Lunigiana, an der Magra unterhalb des Passes La Cisa, an der von Parma und Reggio nach Spezia führenden Straße, welche durch eine Eisenbahn ersetzt werden soll, hat ein starkes Kastell (Piagnaro), eine schöne Kathedrale mit Glockenturm, ein Gymnasium, ein Seminar mit Bibliothek (8000 Bände), ein Krankenhaus (für mehr als 500 Personen), Obst- und Weinbau, Seidenzucht, Viehhandel und (1881) 2930 Einw. P. ist Bischofsitz. - Es war im 12. und 13. Jahrh. Republik, dann seit 1339 mailändisch, ward 1495 von den Schweizern Karls VIII. geplündert und verbrannt und 1650 an Ferdinand II., Großherzog von Toscana, verkauft.

Pontresīna, Dorf im schweizer. Kanton Graubünden, Bezirk Maloja, im Oberengadin, an der Straße über den Paß Bernina, 1802 m ü. M., berühmter Touristen- und Luftkurort, mit (1880) 383 meist evang.