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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poseidonia; Posen

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Poseidonia - Posen.

schen Motiven zum Ausdruck. Am häufigsten erscheint er unbekleidet, das rechte Bein auf einen Felsen oder ein Schiffsvorderteil aufgestützt, in der Hand seine Waffe, den Dreizack, den Blick geradeaus auf das Meer gerichtet, als der Schützer der Schiffahrt, daher auch gern in dieser Gestalt auf Vorgebirgen und im Hafen aufgestellt (vgl. die Statue des Laterans, Fig. 1), oder er wird lebhaft ausschreitend gebildet, wohl auch auf den Wellen stehend, den Dreizack schwingend als der Erderschütterer, der Felsenspalter, da das Erdbeben von ihm ausgehen sollte. Seltner ist er ruhig stehend oder sitzend zu finden. Fichtenkranz und Delphin, gelegentlich auch der Thunfisch, sind neben dem Dreizack seine Attribute. Statuarisch hat ihn besonders Skopas, von allen Meerwesen umgeben, auch Praxiteles, Lysippos u. a. behandelt. Von Tritonen und Nereiden begleitet, neben seiner Gemahlin Amphitrite sitzend, zeigen ihn viele Sarkophagreliefs, am schönsten das herrliche, aus Rom stammende Relief der Münchener Glyptothek (Fig. 2). Von seinen Mythen hat die Kunst besonders das Zusammentreffen mit der schönen Amymone bevorzugt. Vgl. Gerhard, Wesen, Ursprung und Geltung des P. (Berl. 1851); Eschweiler, De nomine mythologico P. (Rost. 1869); Overbeck, Griechische Kunstmythologie, Bd. 2: Poseidon (Leipz. 1875).

^[Abb.: Fig. 1. Poseidon (Rom, Lateran). Fig. 2. Poseidon und Amphitrite (Relief, München).]

Poseidonia (Posidonia), 1) antike Stadt, s. Pästum. - 2) Neuangelegte Stadt auf dem Isthmus von Korinth, am Korinthischen Meerbusen und der westlichen Mündung des isthmischen Kanals, 2 km nördlich von Neu-Korinth. Das antike Poseidion, an welches P. erinnert, lag 5-6 km entfernt am Saronischen Meerbusen.

Posen, s. Federn, S. 95.

Posen, ehemaliges Bistum des Königreichs Polen, wurde 968 vom Herzog Mieczyslaw I. gestiftet und zunächst dem Erzbistum Magdeburg, seit dem Ende des 12. Jahrh. Gnesen unterstellt. Sein Sprengel umfaßte das Warthegebiet zwischen der Oder und mittlern Netze nebst dem Archidiakonat Warschau. Nach der ersten Teilung Polens wurde letzteres 1773 abgetrennt, 1821 die russisch-polnischen Gebiete dem Bistum Kujavien-Kalisch überwiesen. Das Bistum ward zwar zu einem Erzbistum erhoben, aber mit Gnesen vereinigt. In dieser Diözese machten sich die Folgen des Kulturkampfes am meisten fühlbar, indem seit 1873 mehr als ein Viertel der Geistlichen durch Tod oder Maßregelung aus dem Amt schied und nur wenige Pfarreien mit staatstreuen Geistlichen besetzt werden konnten. Erst nachdem der 1874 abgesetzte Erzbischof Ledochowski auf das Bistum verachtet hatte und 1886 ein Deutscher, Dinder, zum Erzbischof ernannt worden war, wurden wieder geordnete Zustände hergestellt. Vgl. Lukaszewicz, Diöcesi Poznanski (Pos. 1858, 3 Tle.).

Posen (hierzu Karte "Provinz Posen"), preuß. Provinz (Großherzogtum), nach Auflösung des Großherzogtums Warschau aus dem größten Teil des vormaligen Departements P. und Teilen der vormaligen Departements Bromberg und Kalisch gebildet, grenzt gegen N. an die Provinz Westpreußen, gegen O. an Polen, gegen S. an Schlesien und gegen W. an Brandenburg und hat einen Flächenraum von 28,958 qkm (525,93 QM.). Die Provinz liegt im Norddeutschen Tiefland und zwar zwischen den beiden Landrücken desselben; der Norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem Abfall von N. her an das Netzethal heran (Lichberge bei Netzthal 194 m hoch), während der Märkisch-Schlesische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach P. hineinsendet, unter denen der in der südöstlichen Spitze (im Kreise Schildberg) bis über 200 m ansteigt. Der innere Teil der Provinz ist eine Platte von durchschnittlich 80-120 m Höhe, durch welche die Warthe in einem breiten Thal zieht, und in welcher das Obrabruch, 40 km lang, 8 km breit, nach frühern vergebliche Versuchen 1850-60 entwässert, eine tiefe Einsenkung bildet. Ferner durchziehen diese Platte in Thälern die Obra und die Netze, und nennenswerte Brücher sind noch das Konczabruch bei Polajewo im Kreis Obornik und das Parchaniebruch unweit der obern Netze im Kreis Inowrazlaw. Von höchster Bedeutung ist die 6-8 km breite Einsenkung, die den nördlichen Teil der Provinz von O. nach W. durchzieht, durch welche ehemals die Fluten der Weichsel einen Ausweg nach W. fanden, und in wel-^[folgende Seite]