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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Potsdamsandstein; Pott; Pottasche

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Potsdamsandstein - Pottasche.

gerichtsbezirk P. gehören die 11 Amtsgerichte zu Baruth, Beelitz, Belzig, Brandenburg a. H., Dahme, Jüterbog, Luckenwalde, P., Rathenow, Treuenbriezen ^[richtig: Treuenbrietzen] und Werder. - P., ursprünglich Poztupimi ("Bergabhang"), ist eine alte slawische Niederlassung und wird zuerst 993 bei der Überlassung an das Stift Quedlinburg urkundlich erwähnt. Unter den Askaniern entstand auf einer Havelinsel eine Burg; P. erhielt im 14. Jahrh. Stadtrecht, blieb jedoch bis zur Zeit König Friedrichs I. unbedeutend. Am meisten machten sich um die Verschönerung der Stadt die Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. verdient. Durch das Potsdamer Edikt vom 8. Nov. 1685 lud der Große Kurfürst die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten zur Ansiedelung in seinen Staaten ein. Hier wurde 3. Nov. 1805 der geheime Allianzvertrag zwischen Rußland und Preußen geschlossen, der jedoch durch die Schlacht von Austerlitz vereitelt wurde. Vgl. außer den Schriften des 1862 begründeten Vereins für die Geschichte Potsdams: Schmidt, Geschichte und Topographie der Residenzstadt P. (Potsd. 1825); Kopisch, Die königlichen Schlösser und Gärten zu P. (Berl. 1854); "Geschichte der königlichen Residenzstadt P." (hrsg. von A. R., Potsd. 1883); Sello, P. und Sanssouci Forschungen und Quellen (Bresl. 1888).

Der Regierungsbezirk P. (s. Karte "Provinz Brandenburg") umfaßt 20,639 qkm (374,85 QM.), zählt (1885) 1,226,120 Einw. (59 auf 1 qkm), darunter 1,185,325 Evangelische, 32,298 Katholiken und 5761 Juden, und besteht aus den 18 Kreisen:

Kreise QKilometer QMeil. Einw. Einw. auf 1 QKil.

Angermünde 1307 23,74 64974 50

Beeskow-Storkow 1246 22,63 42991 35

Brandenburg (Stadtkreis) 79 1,44 33129 -

Charlottenburg (Stadtkr.) 21 0,38 42371 -

Jüterbog-Luckenwalde 1325 24,06 64768 49

Niederbarnim 1741 31,62 14471 83

Oberbarnim 1213 22,03 79981 66

Osthavelland 1191 21,63 60898 51

Ostpriegnitz 1882 34,18 67137 36

Potsdam (Stadtkreis) 13 0,23 50877 -

Prenzlau 1133 20,58 55403 49

Ruppin 1772 32,18 77581 49

Spandau (Stadtkreis) 42 0,76 32009 -

Teltow 1642 29,80 163107 99

Templin 1436 26,08 43980 31

Westhavelland 1214 22,05 55407 46

Westpriegnitz 1460 26,52 72309 49

Zauche-Belzig 1922 34,91 74482 39

Potsdamsandstein, s. Silurische Formation.

Pott, Flüssigkeitsmaß, s. Pot.

Pott, August Friedrich, ausgezeichneter Sprachforscher, geb. 14. Nov. 1802 zu Nettelrede in Hannover, vorgebildet zu Hannover, studierte seit 1821 in Göttingen Philologie, war 1825-27 Kollaborator am Gymnasium zu Celle, ging nach Berlin, habilitierte sich dort 1830 und wurde 1833 außerordentlicher, 1839 ordentlicher Professor der allgemeinen Sprachwissenschaft in Halle, wo er 5. Juli 1887 starb. P. ist der Begründer der wissenschaftlichen Etymologie auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen. Doch umfaßte er mit seltener Universalität auch die verschiedensten andern Sprachgebiete; insbesondere wird ihm die Entdeckung der über ganz Südafrika verbreiteten Bantusprachen verdankt. Sein Hauptwerk ist: "Etymologische Forschungen auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen" (Lemgo 1833-36, 2 Bde.; 2. umgearbeitete Aufl. 1859-76, 6 Bde., von denen Band 6 die von Bindseil angefertigten Register enthält). Außerdem sind zu nennen: "De Borussico-Lithuanicae tam in slavicis quam letticis linguis principatu" (Halle 1837-41, 2 Abhandlungen); "Die Zigeuner in Europa und Asien" (das. 1844-45, 2 Bde.; von der Pariser Akademie mit dem Volneyschen Preis gekrönt); "Die quinare und vigesimale Zählmethode bei Völkern aller Weltteile" (das. 1847); "Die Personennamen" (Leipz. 1853, 2. Aufl. 1859); "Die Ungleichheit der menschlichen Rassen, hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt" (Lemgo 1856); "Doppelung (Reduplikation, Gemination) als eins der wichtigsten Bildungsmittel der Sprache" (das. 1862); "Anti-Kaulen, oder mythische Vorstellungen vom Ursprung der Völker und Sprachen" (das. 1863); "Die Sprachverschiedenheit in Europa, an den Zahlwörtern nachgewiesen" (Halle 1868). Auch lieferte P. zahlreiche linguistische Aufsätze in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", der "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung" u. a. und gab W. v. Humboldts Werk "Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues" neu heraus mit einer biographischen Einleitung (Berl. 1876, 2 Bde.).

Pottasche, mehr oder weniger reines kohlensaures Kali K2CO3 ^[K<sub>2</sub>CO<sub>3</sub>], wurde bis vor kurzem ausschließlich aus Pflanzen-, speziell aus Holzasche, besonders in Rußland, Österreich und Nordamerika gewonnen. Die Pflanzen nehmen aus dem Boden als notwendige Nahrungsstoffe Salze auf, deren Basen in der Pflanze zum Teil an organische Säuren gebunden werden. Diese Salze organischer Säuren werden aber beim Verbrennen der Pflanzensubstanz in Kohlensäuresalze zersetzt, und so erklärt sich das Vorkommen von kohlensaurem Kali in der Asche, welches in der lebenden Pflanze nicht vorhanden ist. Buchenholzasche enthält:

^[Liste]

Kohlensaures Kali 15,40

Schwefelsaures Kali 2,27

Kohlensaures Natron 3,40

Chlornatrium 0,20

Lösliche Bestandteile: 21,27

Unlösliche Bestandteile 78,73

Die Asche wird ausgelaugt (der Rückstand dient als Dünger, zur Darstellung von grünem Bouteillenglas und zu Salpeterplantagen), die Lauge verdampft und die rückständige braune Salzmasse im Flammofen (früher in eisernen Töpfen, Potten, daher der Name) kalciniert, wobei die verunreinigende organische Substanz verbrennt. 1000 Teile Fichtenholz liefern 0,45, Buchenholz 1,45, Rüster 3,90, Weinrebe 5,5, Sonnenblume 20,0, Distel 35,0, Wermut 73 Teile P. Kalcinierte P. ist weiß, grau, gelblich oder (durch Mangangehalt) bläulich, hart, leicht, porös, nicht kristallinisch, sehr hykroskopisch, bis auf 3 Proz. in Wasser löslich. Zur Darstellung der gereinigten P. behandelt man die rohe P. mit wenig Wasser, welches die schwer löslichen Salze ungelöst läßt, verdampft die geklärte Lösung, läßt kristallisieren und entwässert die von der Mutterlauge getrennten Kristalle von kohlensaurem Kali durch Erhitzen im eisernen Kessel. Die P. fand früher ausgedehnte Verwendung; als aber die Wälder mehr und mehr ausgerottet wurden und die Produktionsorte in immer weitere Ferne verlegt werden mußten, wurde sie teurer und demzufolge vielfach durch kohlensaures Natron (Soda) ersetzt. Für Industrien aber, welche das Kalisalz nicht entbehren konnten, suchte man nach andern Rohmaterialien, und solche fand man in der Rübenmelasse, dem Wollschweiß und in neuester Zeit besonders in den Staßfurter Abraumsalzen. Die Rübenmelasse