Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pougin; Pouillac; Pouillet; Pouilly; Poujoulat; Poularden; Poule; Pound; Pounxa; Poupietten; Poupry; Pouqueville

299

Pougin - Pouqueville.

Pougin (spr. puschäng), Arthur, Musikschriftsteller, geb. 6. Aug. 1834 zu Châteauroux (Indre), trat 1846 ins Pariser Konservatorium ein, um sich zum Violinisten auszubilden, und begann, durch dürftige Familienverhältnisse gezwungen, schon im 13. Jahr seine Musikerlaufbahn als Orchestermitglied des Nationalzirkus. Durch Lhote und Reber in der Komposition sowie durch Bérou im Violinspiel ausgebildet, war er in der Folge an mehreren kleinern Theatern als Orchesterdirigent thätig, versuchte sich auch als Komponist, jedoch ohne Erfolg, und debütierte endlich 1859 als Schriftsteller in der "Gazette musicale". Seine ersten Arbeiten, namentlich die Geschichte der französischen Oper betreffend, fanden solchen Beifall, daß er sich von nun an ausschließlich der litterarischen Thätigkeit widmete. Von den zahlreichen kritischen und historischen Arbeiten, welche er seitdem teils in Zeitschriften, teils selbständig veröffentlicht hat (darunter Biographien von Adam, Bellini, Boieldieu, Rode, Rossini, Verdi u. a.), sind die wichtigsten: die im "Ménestrel" erschienene Abhandlung "Les vrais créateurs de l'opéra français", ferner seine Beiträge zu Larousses "Dictionnaire universel du XIX. siècle" (sämtliche die Musik betreffende Artikel), endlich die unter seiner Redaktion 1878-80 erschienenen zwei Supplementbände zu Fétis' "Biographie universelle des musiciens". Auch gab er ein "Dictionnaire historique et pittoresque du théâtre" (1880) heraus.

Pouillac (spr. pujack), Stadt, s. Pauillac.

Pouillet (spr. pujä), Claude Servais Matthias, Physiker, geb. 16. Febr. 1790 zu Cusance (Doubs), ward nach dem Besuch der Normalschule in Paris Repetent und Maître de conférences an dieser Anstalt, dann Professor der Physik am Collège Bourbon, 1829 zweiter und 1831 erster Direktor des Conservatoire des arts et métiers. Nach dem Staatsstreich 1851 legte er seine Ämter nieder und starb 14. Juni 1868 in Paris. Seine Untersuchungen bezogen sich besonders auf die Wärmelehre, Optik und Elektrizitätslehre; auch über Blitzableiter und Telegraphenapparate hat er gearbeitet. Er schrieb: "Éléments de physique et de météorologie" (Par. 1827, 2 Bde.; 7. Aufl. 1856), welche die Grundlage des Lehrbuchs der Physik von Müller (9. Aufl. von Pfaundler, Braunschw. 1887 ff.) bildeten, und "Notions générales de physique et météorologie" (Par. 1850, 2 Bde.; 3. Aufl. 1859).

Pouilly (spr. puji, P. sur Loire), Stadt im franz. Departement Nièvre, Arrondissement Cosne, an der Loire und der Eisenbahn Paris-Nevers, hat ein schönes Schloß, Weinbau und (1881) 1848 Einw.

Poujoulat (spr. puschulá), Jean Joseph François, franz. Schriftsteller, geb. 26. Jan. 1800 zu La Fare (Rhônemündungen), widmete sich historischen Studien und ward Schüler und Freund Michauds, den er 1830 auf seinen Reisen durch den Orient und Griechenland begleitete, und mit dem er gemeinschaftlich die "Correspondance d'Orient" (Par. 1833-35, 7 Bde.), die "Bibliothèque des croisades" und die "Nouvelle collection des mémoires pour servir à l'histoire de France depuis le XIII. siècle jusqu'à la fin du XVIII." (das. 1836-38, 32 Bde.) herausgab, wie er auch die 6. Auflage von Michauds "Histoire des croisades" (1840-48, 6 Bde.) besorgte. Er starb 5. Jan. 1880 in Paris. P. schrieb: "Histoire de Jérusalem" (Par. 1840-42, 2 Bde.; 5. Aufl. 1865; deutsch, Augsb. 1844); "Histoire de Saint Augustin" (Par. 1844, 3 Bde.; 7. Aufl., Tours 1886, 2 Bde.; deutsch, Schaffh. 1846-47, 2 Bde.); "Le cardinal Maury" (Par. 1855, 2. Aufl. 1859); "Toscane et Rome, correspondance d'Italie" (das. 1839); "Histoire de la révolution française" (Tours 1848; 6. Aufl. 1877, 2 Bde.); "Histoire de France depuis 1814 jusqu'au temps présent" (Par. 1865-1867, 4 Bde.); "Études et portraits" (1868); "Souvenirs d'histoire et de littérature" (1868, neue Ausg. 1886); "Vie de frère Philippe" (1874); "Les folies de ce temps en matière de religion" (1877); den von der Akademie gekrönten Roman "La Bédouine" (1835, 2 Bde.; deutsch, Dresd. 1836) u. a. - Sein Bruder Baptiste P. (geb. 1809, gest. 1864 zu Aix in der Provence) ist gleichfalls Verfasser historischer Arbeiten, von denen wir erwähnen: "Histoire de Constantinople comprenant le Bas-empire et l'empire ottoman" (Par. 1853, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1853); "La France et la Russie à Constantinople" (Brüssel 1853); "Histoire de la conquête et de l'occupation de Constantinople par les Latins" (Tours 1854, neue Aufl. 1877); "Histoire des papes" (Par. 1862, 2 Bde.); außerdem "Voyage dans l'Asie Mineure" (das. 1840-41, 2 Bde.).

Poularden (franz., spr. pu-), verschnittene Hühner, die sich wie Kapaunen gut mästen lassen und noch weißeres, zarteres Fleisch besitzen. Die P. bildeten ehedem einen wichtigen Handelsartikel und kamen besonders aus Mans, La Bresse (Ain), Caux, Maine, La Flèche und Metz in den Handel, sind gegenwärtig aber durch die Poules vierges, nicht verschnittene, jungfräuliche, gemästete Hühner, mehr und mehr verdrängt worden. Als feinstes Gericht gilt eine in ihrer eignen Brühe angerichtete, mit grobem Salz gekochte Poularde nach einem von Grimod de la Reynière (s. d.) überlieferten Rezept.

Poule (franz., spr. puhl, oft fälschlich Boule), s. v. w. Stamm, Satz für den Gewinner in gewissen Spielen, besonders beim Billard (s. d.).

Pound (engl., spr. paund), Pfund, Einheit des engl. Gewichts (s. Avoirdupois); P. Sterling, die Einheit des englischen Münzwesens, = 20,429 Mk.

Pounxa, s. v. w. tibetischer Borax.

Poupietten (franz., spr. pu-, Popietten), lange, schmale, aufgerollte und farcierte Fleischstreifen, welche gedämpft, glaciert und mit einer pikanten Sauce serviert werden; auch gefülltes Kraut.

Poupry (spr. pupri), Dorf im franz. Departement Eure-et-Loir, 23 km nördlich von Orléans, wo 2. Dez. 1870 ein heftiger Kampf der deutschen 22. Infanteriedivision gegen das 15. französische Korps stattfand (s. Loigny).

Pouqueville (spr. pukwill), François Charles Hugues Laurent, franz. Gelehrter, geb. 4. Nov. 1770 zu Merlerault (Ornedepartement), studierte Medizin und wurde 1798 Mitglied der wissenschaftlichen Kommission, welche Napoleons I. Expedition nach Ägypten begleitete, mußte jedoch kränklichkeitshalber umkehren, fiel an der Küste von Kalabrien Seeräubern in die Hände und kam als Sklave nach Navarino, erwarb sich aber durch seine medizinischen Kenntnisse die Freiheit wieder und ward von Napoleon 1805 zum Generalkonsul bei Ali Pascha von Janina und 1812 zum Generalkonsul in Patras ernannt. Seit 1820 wieder in Paris, starb er daselbst 20. Dez. 1838. Er schrieb unter anderm: "Voyage en Morée, à Constantinople, en Albanie" (Par. 1805, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1805); "Voyage en Grèce" (Par. 1820-22, 5 Bde.; 2. Aufl. 1826-27, 6 Bde.; deutsch, Meining. 1824-25, 4 Tle.); "Histoire de la régénération de la Grèce 1740-1824" (Par. 1824, 4 Bde.; deutsch, Heidelb. 1824-25); "La Grèce, histoire et description" (Par. 1835).