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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Präeminenz - Prag.

de Carlsbad" (das. 1819-20, 2 Bde.); "De la Belgique depuis 1789 jusqu'en 1794" (das. 1820).

Präeminénz (lat.), Vorzug, Vorrang.

Präemtion (lat.), Vorkauf.

Präexistentianismus (neulat.), die Lehre, wonach die Seelen sämtlich bei der Weltschöpfung von Gott erschaffen sind und bei der Zeugung oder Geburt mit dem Körper verbunden werden. Nach Platon und mehreren Kirchenvätern halten sich die präexistierenden Seelen in dem Äther des Himmels auf und steigen teils freiwillig, teils zur Strafe in menschliche Körper herab. Entgegengesetzt sind dem P. der Kreatianismus und Traducianismus. Vgl. Seele.

Präexisténz (neulat.), das frühere Vorhandensein eines Wesens, ehe es in die körperliche Erscheinung tritt, zur Welt kommt. Präexistieren, eine P. haben, vorher dasein.

Präfabulation (lat.), eine der Fabel vorausgehende Erklärung oder Nutzanwendung.

Praefatio (lat.), Vorrede; im Meßritual der katholischen Kirche das Vorbereitungsgebet zur Wandlung.

Praefectura (lat.), Bezeichnung derjenigen röm. Städte, welche keine eignen Magistrate hatten, sondern einen Präfekten (s. Praefectus) als Rechtsprecher von Rom erhielten; dann seit Konstantin d. Gr. Name der vier Generalstatthalterschaften des röm. Reichs: Illyricum, Orient, Italien und Gallien.

Praefectus (lat.), im alten Rom allgemeine Bezeichnung eines Vorstehers oder Aufsehers, welche durch Hinzufügung des Gegenstandes seiner amtlichen Thätigkeit näher bestimmt wird. So wurden in der Zeit der Republik in eine gewisse Klasse italischer, von Rom abhängiger Städte vom Prätor jährlich Präfekten (vollständig praefecti juri dicundo) geschickt, um daselbst Recht zu sprechen; der P. annonae (unter der Republik nur in Fällen besondern Bedürfnisses ernannt, unter den Kaisern ein stehendes Amt) hatte für die Zufuhr von Getreide zu sorgen; der P. aerarii führte unter den Kaisern statt der Quästoren die Verwaltung des Staatsschatzes; ferner hieß der Flottenbefehlshaber P. classis, der Anführer einer Reiterabteilung der Hilfstruppen P. alae oder equitum, einer Fußabteilung derselben P. cohortis, der Anführer der Fabri, d. h. der Pioniere, P. fabrum; auch gab es bei jeder Legion einen P. castrorum, dem die Anlegung von Befestigungen aller Art und die Aufsicht über das Kriegs- und Festungsmaterial oblag. Eine besondere Berufung hatte unter den Kaisern das Amt des P. urbi (oder urbis) und das des P. praetorio. Einen P. urbi gab es schon unter den Königen und in der Zeit der Republik; ein solcher nämlich pflegte ernannt zu werden, so oft der König oder die Konsuln von Rom abwesend waren. Von Augustus aber wurde das Amt als ein ständiges eingesetzt und dann nach und nach mit immer weiter reichenden Obliegenheiten und Vollmachten verbunden; insbesondere hatte der Inhaber alles, was zur Sicherheit der Stadt und der Umgegend im Umkreis von 100 röm. Meilen diente, wahrzunehmen und eine selbst über diesen Kreis hinausgehende, nur der Appellation an den Kaiser unterworfene Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit auszuüben. Auch das andre Amt, das des P. praetorio, wurde von Augustus eingesetzt und gewöhnlich von zwei, zuweilen von einem, zuweilen auch von drei Präfekten verwaltet. Es bestand anfangs nur in dem Oberbefehl über die Prätorianer (s. d.), erhielt aber ebenfalls im Lauf der Zeit eine größere Bedeutung, indem dem Präfekten in Stellvertretung des Kaisers die höchste Regierungsgewalt übertragen wurde.

Präfekt (lat., franz. préfet, ital. prefetto), in Frankreich (s. d., S. 531 f.) der einem Departement, in Italien (s. d., S. 64 f.) der einer Provinz vorstehende oberste Verwaltungsbeamte. Daher Präfektur (franz. préfecture), die Stelle des Präfekten, auch das Gebäude, das er bewohnt.

Präferenz (franz. préférence), Vorzug, Vorrang; im Kartenspiel die Vorzugs- oder Trumpffarbe.

Präfinition (lat.), Vorbestimmung, Vorschrift.

Präfixum (lat.), Vorsilbe, am Anfang eines Wortes stehendes grammatische Element; s. Flexion.

Praefoliatio (lat.), s. v. w. Foliatio, Knospendeckung; s. Knospe.

Präformation (lat.), Vorausbildung noch im Keim, in der Uranlage, z. B. in dem Embryo eines Tiers; besonders das von einigen hypothetisch angenommene Vorgebildetsein eines künftigen Wesens im weiblichen Körper, das durch die Befruchtung zur Fortentwickelung angeregt werde. Präformationstheorie, s. Entwickelungsgeschichte.

Prag (tschech. Praha, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des Königreichs Böhmen, nach Größe und Bevölkerung die dritte Stadt der österreichisch-ungar. Monarchie, liegt unter 50° 5' nördl. Br. und 14° 25' östl. L. v. Gr. fast in der Mitte des Landes an beiden Ufern der Moldau, 194 m ü. M., hat einen Umfang von 21,6 km und bietet mit den die Stadt umkränzenden Höhenzügen, dem breiten Strom mit seinen Inseln und Brücken, den zahlreichen Kirchen und Türmen, den vielen mittelalterlichen Bauwerken ein eigentümlich malerisches Bild. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +9,3° C.

[Stadtteile.] Die Stadt besteht aus sieben Stadtteilen. Diese sind: die Altstadt am rechten Moldauufer, ganz in der Thalsohle gelegen, das Zentrum des Verkehrs; die von der erstern eingeschlossen Josephstadt, auf welche (nebst einigen angrenzenden Straßen) die Juden noch bis 1860 beschränkt waren, mit engen und winkeligen Straßen; die Neustadt, welche die Altstadt in weitem Bogen von S. bis O. umgibt und auf beiden Seiten bis zur Moldau reicht, von Kaiser Karl IV. angelegt, mit breiten Straßen und neuern Gebäuden; die Kleinseite am linken Moldauufer, an der Abdachung des Laurentiusbergs und des Hradschins erbaut, und der Hradschin selbst, letztere die ruhigsten Stadtteile mit den Palästen des Adels und Amtsgebäuden, großenteils von Beamten und kleinen Gewerbsleuten bewohnt. Als neue Stadtteile sind seit 1884 der Wyschehrad im S. der Neustadt mit Citadelle über der Moldau und der Fabrikort Holleschowitz-Bubna, im NO. auf weiter, von der Moldau im Bogen umflossener Fläche gelegen, einverleibt worden. Die eigentliche Stadt nebst Wyschehrad ist zum Teil noch mit Festungsmauern umgeben, welche aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. stammen, seit 1875 aber, nachdem P. den Charakter eines festen Platzes längst verloren hat,

^[Abb.: Wappen von Prag. (Altstadt) (Neustadt)]