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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prizzi - Probität.

Prizzi, Stadt in der ital. Provinz Palermo, Kreis Corleone, auf steilem, 1007 m hohem Berg, von den Normannen gegründet, mit (1881) 10,384 Einw., welche Wein- und Ölbau und Weberei betreiben.

Prjedor, Bezirksstadt in Bosnien (Kreis Banjaluka), Station der Militärbahn Novi-Banjaluka, an der Sanna, mit (1885) 4746 Einw. (darunter 2716 Mohammedaner) und Bezirksgericht.

Pro, lat. Präposition, für.

Proa (spr. prau), Boot der Malaien und Papua, welches, obgleich eigentlich ziemlich roh, doch zweckmäßig ausgeführt ist. Die P. besteht aus einem Haupt- und einem oder zwei Nebenbooten, die untereinander parallel durch Querstangen verbunden sind; dadurch erhalten diese Fahrzeuge große Stabilität und sind im stande, auch beim Wind zu segeln (kreuzen, lavieren). Eine Eigentümlichkeit der P. ist ferner, daß sie, weil an beiden Enden gleich gebaut, durch Umstellung ihres an einen in der Spur beweglichen Mast gesetzten Segels gleich gut nach vor- und rückwärts segeln kann.

Proapodŏsis (griech.), Wortstellung, wobei dasselbe Wort einen Satz beginnt und schließt, z. B.: Trotz seiner Schwäche bietet er doch dem Feinde Trotz.

Pro aris et focis (lat.), "für Altar und Herd", d. h. für Haus und Hof (z. B. kämpfen).

Pro arrha (lat.), als Einlage oder Vorschuß.

Probābel (lat.), beifallswert, glaublich, wahrscheinlich; Probabilität, Wahrscheinlichkeit.

Probabilismus (neulat., Wahrscheinlichkeitslehre), die Lehre, wonach keinerlei Erkenntnis auf einer vollkommenen Gewißheit, sondern höchstens auf einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit beruhen soll. Eine praktische Bedeutung für die Moral hat dieselbe durch die Jesuiten erhalten, insofern diese eine Handlung für gerechtfertigt gelten lassen wollen, wenn sich für die Güte derselben irgend ein Wahrscheinlichkeitsgrund anführen lasse. Die Anhänger dieser Maxime heißen Probabilisten. Auf Grund des moralischen P. verfaßte der Jesuit Gury (s. d.) das berüchtigt "Compendium theologiae moralis".

Probāt (lat.), erprobt, bewährt.

Probation (lat.), Probe, Beweis, Beweisführung.

Probatorium (lat.), Probe, Probeschrift; Tüchtigkeitszeugnis.

Probatum est (lat.), es ist bewährt, es hilft.

Probegold und Probesilber, das nach der gesetzlichen Vorschrift oder nach einer gebräuchlichen Norm legierte Gold oder Silber. Vgl. Goldlegierungen, Silberlegierungen.

Probejahr, in klösterlichen Vereinen s. v. w. Noviziat (s. d.); dann das Jahr, welches hier und da neu angestellte Beamte (besonders Lehrer) vor ihrer definitiven Anstellung dienen müssen. - Das Probejahr der Kandidaten des höhern Schulamtes wurde in Preußen durch Erlaß des Ministers v. Allenstein vom 24. Sept. 1826 eingeführt, worauf allmählich auch die übrigen deutschen Staaten diese Einrichtung annahmen. Für die Art der Beschäftigung der Probekandidaten oder Probanden (candidati probandi) ist gegenwärtig die Vorschrift des Ministers v. Mühler vom 30. März 1867 maßgebend, nach der anfangs der Kandidat nur hospitieren, dann unter fortlaufender Mitwirkung und endlich lediglich unter Aufsicht und Beirat bewährter Lehrer etwa 7 Stunden wöchentlich unterrichten soll. Wird ihm mehr Unterricht aufgelegt, oder wird er im Fall des Lehrermangels als wissenschaftlicher Hilfslehrer voll beschäftigt, so hat er Anspruch auf angemessene Vergütung. In der Regel soll das P. nur an vollständigen höhern Lehranstalten (Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen) abgelegt werden; Ausnahmen hat, während regelmäßig die Zuweisung durch die Provinzialschulkollegien unter billiger Berücksichtigung ausgesprochene Wünsche stattfindet, der Minister sich vorbehalten. Vgl. Wiese, Verordnungen und Gesetze für die höhern Schulen in Preußen (3. Ausg., Berl. 1886, 2 Bde.).

Probieren (lat.), prüfend versuchen; den wahren Gehalt eines Erzes untersuchen und bestimmen (s. Probierkunst); seltener s. v. w. bewähren, beweisen.

Probiergewicht, zunächst ideelles Gewicht mit beliebig angenommener Einheit, dessen man sich vorzüglich bei der Untersuchung der Erze bediente. Der Probierzentner war ein beliebig kleiner Teil des Zentners, wurde aber gleich dem gewöhnlichen Zentner in ebenfalls verjüngte Pfunde, Lote etc. eingeteilt. Das P. in Deutschland ist jetzt das Pfund von 500 Gramm, welches in 1000 Teile geteilt wird. P. heißen auch die Teilgrößen des Gold- und Silbergewichts, deren man sich zur Feinheitsbestimmung der Gold- und Silberlegierungen bedient. In Deutschland diente bis in die neueste Zeit als Einheit des Edelmetallgewichts die Mark, die beim Gold in 24 Karat à 12 Gran, beim Silber in 16 Lot à 18 Grän geteilt wurde. In England ist noch jetzt das Troygewicht als P. gebräuchlich, in den meisten europäischen und amerikanischen Staaten rechnet man jetzt aber nach Tausendteilen.

Probierhähne, s. Wasserstandszeiger.

Probierkunst (griech., Dokimasie, Dokimastik), die Lehre von der quantitativen Untersuchung von Erzeugnissen des Bergbaues und Hüttenwesen auf diejenigen Metalle, welche im großen daraus gewonnen werden. Von der analytischen Chemie unterscheidet sich die P. dadurch, daß mittels letzterer nicht bloß das nutzbare Metall, sondern sämtliche Nebenbestandteile quantitativ ermittelt werden. Während der Probierer früher nur auf trocknem Weg, unter Zuhilfenahme des Feuers, operierte, um möglichst rasch, allerdings nicht selten auf Kosten der Genauigkeit, zum Ziel zu gelangen, so werden neuerdings zur Erzielung genauerer Resultate häufig nasse Proben auf gewichts- oder maßanalytischem und kolorimetrischem Weg ausgeführt. Die Arbeiten des Probierers beginnen mit dem Nehmen von Proben (Probiergut) aus einem größern Haufwerk, welche dann dessen Durchschnittsgehalt repräsentieren müssen, worauf das Probiergut für die nachfolgenden chemischen Operationen durch Trocknen, Zerkleinern, Sieben, Schlämmen etc. vorbereitet und gewogen wird. Dann erst folgen die analytischen Operationen, zu deren Ausführung, wenn es sich um eine Untersuchung auf trocknem Weg handelt, und deren Versetzung (Beschickung) mit Reagenzien Probieröfen in Gestalt von Muffel-, Wind-, Gebläse-, Sublimier- und Destillieröfen sowie Probiergefäße (Probierscherben und Schmelztiegel, Tuten, Retorten, Röhren, Muffeln, Kapellen für Silber- und Goldproben etc.) benutzt werden; für den nassen Weg kommen die gewöhnlichen chemischen Apparate in Anwendung. Das Gebäude, in welchem die Proben vorgenommen werden, heißt Probierlaboratorium oder Probiergaden. Vgl. Kerl, Probierbuch (Leipz. 1879); Balling, Probierkunde (Braunschw. 1879); Derselbe, Fortschritte im Probierwesen (Berl. 1887).

Probiernadeln, s. Goldlegierungen.

Probierstein, Kieselschiefer oder Basalt zur Untersuchung von Goldlegierungen (s. d.).

Probität (lat.), Rechtschaffenes, Redlichkeit.